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Aus der Apotheke: Abnehmen: Welche Produkte gibt es?

Übergewichtige Frau hält Pillen in hohlen Händen
Welche Produkte können das Abnehmen wirklich unterstützen? | Bild: InsideCreativeHouse / AdobeStock

Wenn das Gewicht bei einer gegebenen Körpergröße über das Normalmaß hinausgeht, spricht man von Übergewicht. Hierzulande sind laut Daten des Robert Koch-Instituts rund 46,6 % der Frauen von diesem Problem betroffen. Bei den Männern sind es sogar 60,5 %. 

Starkes Übergewicht wird auch als Fettleibigkeit bzw. Adipositas bezeichnet und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit eingestuft. Adipositas ist ein Risikofaktor für bestimmte chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einzelne Krebserkrankungen und geht mit einem höheren Risiko frühzeitig zu sterben einher. Aus diesem Grund gibt es viele Bemühungen, Übergewicht und Fettleibigkeit vorzubeugen und zu behandeln. 

Wer sollte abnehmen?

Nach dem Klassifikationsschema der WHO sind Menschen mit einem BMI von 25 bis 29,9 kg/m2 übergewichtig. Bei einem BMI von 30 kg/m2 und mehr gilt man als fettleibig (adipös).
Die in 2024 aktualisierte S3-Leitlinie zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ nennt als Indikation für eine Gewichtsabnahme einen BMI über 30 kg/m² bzw. einen BMI zwischen 25 und 29,9 kg/m2 gepaart mit übergewichtsbedingten Erkrankungen und Krankheitsverschlechterungen, vermehrtem Bauchfett oder einem hohen Leidensdruck.

Zur Erinnerung: Was ist der Body-Mass-Index?

Der Body-Mass-Index (BMI) wird aus dem Quotienten des Körpergewichts und der Körpergröße in Metern zum Quadrat berechnet. Der Wert dient zur Beurteilung des Körpergewichts von Erwachsenen

Übergewicht stellt einen Risikofaktor für folgende Erkrankungen dar:

Abnehmen: Persönliches Therapieziel steigert die Motivation

Die Frage nach einer guten Methode, um dauerhaft überflüssige Pfunde zu verlieren, ist nicht so leicht zu beantworten. Grundsätzlich sollte der Kampf gegen das Gewicht mit einer konservativen Therapie beginnen. Dabei wird der Lebensstil, genauer gesagt die Komponenten Ernährung, Bewegung und Verhalten, unter die Lupe genommen.

Ziel ist die langfristige Senkung des Körpergewichts in Kombination mit der Risikominimierung bezüglich Folgeerkrankungen und der Erhöhung der Lebensqualität. Wichtig sind Empfehlungen, die individuell auf den Kunden abgestimmt werden.

Eine Reduktion von 5 % des Körpergewichts innerhalb von 6–12 Monaten ist ein realistisches Ziel, um das neue Gewicht langfristig zu halten. Im Beratungsgespräch ist es sinnvoll, die jeweiligen Therapieziele zu erfragen, denn das persönliche „Warum“ steigert die Motivation und hilft langfristig am Ball zu bleiben. Den Einstieg in die Gewichtsabnahme können Produkte aus der Apotheke erleichtern.

Gut zu wissen: Übergewicht und Adipositas: Wann zum Arzt?

Normalgewichtige und Menschen mit Übergewicht, die Hilfestellungen zur Gewichtsreduktion bei ein paar Kilos zu viel benötigen, sind im Bereich der Selbstmedikation in der Apotheke sehr gut aufgehoben. 

Bei Adipositas oder bei Vorliegen von Begleiterkrankungen, die einen schnellen Gewichtsverlust erforderlich machen, sollte der Kunde an einen Arzt bzw. Ernährungstherapeuten verwiesen werden. In diesen Fällen sind eine intensive Betreuung innerhalb aller therapierelevanten Bereiche (Ernährung, Bewegung, Verhalten) sowie der mögliche Einsatz von Medikamenten zu besprechen.

Zu den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gehören die GLP-1-Rezeptor-Agonisten Liraglutid (Saxenda) und Semaglutid (Wegovy), die als „Abnehmspritzen“ in aller Munde sind. 

Sie reduzieren den Appetit und verlangsamen die Magenentleerung, was zur Gewichtsreduktion beiträgt. Die Wirkstoffe sind im Zusammenhang mit Adipositas indiziert. 

In schweren Fällen und dann, wenn alle Interventionen nicht greifen, werden operative Verfahren (z. B. Magenband, Schlauchmagen, Magenbypass, Magenballon) in Betracht gezogen.

Abnehmen mit Formuladiäten

Formuladiäten sind industriell hergestellte Nährstoffgemische, die mit Wasser oder Milch zu einem Shake oder einer Suppe angerührt werden können oder bereits gebrauchsfertig als „To-go“-Varianten angeboten werden. 

Formuladiäten dürfen nicht mehr als 400 kcal pro Mahlzeit bzw. 1.200 kcal pro Tag liefern. Zudem müssen sie, um einen Nährstoffmangel zu verhindern, lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge enthalten. 

Formuladiäten sind vor allem für Personen empfehlenswert, denen ein anfänglich rascher Gewichtsverlust wichtig ist. Sie sollten in ein Diätkonzept eingebunden werden, das eine Ernährungsumstellung sowie regelmäßigen Sport mit einbezieht. 

Übergewichtige mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sollten an einen Arzt verwiesen werden und keine derartige Diät auf eigene Faust durchführen. Zu den gängigen Produkten aus der Apotheke gehören z. B. Almased, Apoday Slim, Yokebe, Multan, formoline eiweiß-diät und Doppelherz Diät Shake.

Orlistat hemmt die Fettspaltung im Körper

Orlistat ist ein sogenannter Fettblocker, der zu den Hauptmahlzeiten eingenommen wird. Der Arzneistoff bewirkt, dass rund ein Drittel der Fette, die man mit der Mahlzeit zu sich nimmt, nicht über den Körper aufgenommen, sondern unverdaut wieder ausgeschieden werden. Wie funktioniert das? 

Um vom Körper aufgenommen werden zu können, müssen Fette im Körper in resorbierbare Monoglyceride und Fettsäuren gespalten werden. Dafür sind Enzyme, sogenannte Lipasen, im Gastrointestinaltrakt verantwortlich. Orlistat hemmt diese Lipasen und verhindert so die Fettspaltung. Daraus folgt eine verminderte Kalorienaufnahme.

Werden pro Mahlzeit mehr als 15 g Fett aufgenommen, können beim Einsatz von Orlistat Nebenwirkungen wie häufiger Stuhldrang, Fettstuhl, Blähungen oder Bauchschmerzen vorkommen. Aus diesem Grund sollte jede Hauptmahlzeit so fettarm wie möglich ausfallen, um diesen unerwünschten Wirkungen vorzubeugen. 

Orlistat ist für Personen ab 18 Jahren indiziert, die einen BMI über 28 kg/m2 aufweisen, und in einer Wirkstärke von 60 mg im Rahmen der Selbstmedikation verfügbar. Zu den Kontraindikationen gehört die gleichzeitige Therapie mit Blutverdünnern und Ciclosporin, außerdem kann es durch weiche Stühle zu einem Wirksamkeitsverlust oraler Kontrazeptiva kommen. 

Bei Medikamenten wie Antidiabetika, Antihypertensiva oder Cholesterinsenkern sind in einigen Fällen Dosisanpassungen durchzuführen. Die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) aus der Nahrung oder Mineralstoffpräparaten kann bei langfristiger Einnahme eingeschränkt sein.

Fettbinder fördern Ausscheidung von Nahrungsfetten

Sogenannte Fettbinder sollen, wie der Name bereits verrät, einen Teil der aufgenommenen Nahrungsfette im Magen-Darm-Trakt binden, sodass sie nicht vom Körper aufgenommen, sondern stattdessen ausgeschieden werden. 

Da wie bei Orlistat vermehrt Fett ausgeschieden wird, sind die oben beschriebenen Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen zu beachten. 

Bekannte Lipidbinder sind beispielsweise Formoline L112®, das Polyglucosamine aus Krebstierpanzern (Chitosan) enthält, und Lipogran® oder XLS-Medical® Fettbinder mit Ballaststoffkonzentraten aus Feigenkaktus.

Quellmittel zur Unterstützung des Sättigungsgefühls

Quellmittel binden im Magen Flüssigkeit und vermitteln dem Körper ein künstliches Sättigungsgefühl, indem sie die Sättigungssensoren in der Magenwand stimulieren. Da sie mechanisch wirken und vollständig wieder ausgeschieden werden, gelten sie nicht als Arzneimittel, sondern als Medizinprodukt. 

Allerdings ist bei Quellmitteln Vorsicht geboten: Nimmt man sie mit zu wenig Flüssigkeit zu sich, kann es zu Verdauungsproblemen, Blähungen und Verstopfung kommen. 

In den Produkten Refigura® Pro, formoline® mannan, Glucomannan 500 von naturafit oder Kneipp® Gewichts-Reduktion ist beispielsweise Glucomannan enthalten, ein Bestandteil der südostasiatischen Konjakwurzel, der besonders hohe Quelleigenschaften besitzt. Auch Chia-, Lein- und Flohsamenschalen können natürlicherweise hohe Mengen an Flüssigkeit binden. 

Fettburner sollen den Stoffwechsel anregen

Die Fettverbrennung ankurbeln – das versprechen die sogenannten Fatburner. Sie enthalten Zitrusfrucht- und  Guaranaextrakte, zum Beispiel Alsiroyal Figura® Fatburner Kapseln. Wissenschaftliche Belege für dieses Prinzip gibt es allerdings nicht.

Wichtig: Nahrungsergänzungsmittel zur Gewichtsabnahme kritisch beurteilen

Die meisten Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte, die für den Bereich der Gewichtsreduktion entwickelt worden sind, enthalten folgenden Hinweis: „Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sowie für eine gesunde Lebensweise verwendet werden.“ 

Es ist wichtig, den Kunden in der Beratung mitzuteilen, dass derartige Produkte individuell sehr hilfreich sein können, aber ausschließlich Teil einer deutlichen Lebensstilumstellung sein müssen. 

Nur durch langfristige Veränderungen in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Verhalten kann Übergewicht abgebaut und Normalgewicht gehalten werden.

Außerdem ist der Verkauf einiger Präparate in Drogerie oder Internet als kritisch zu betrachten, weil aufgrund fehlender Beratungsleistung potenzielle Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten untergehen können. 

Insbesondere bei Bezug von Produkten aus dem Internet unbekannter Anbieter kann es vorkommen, dass zusätzliche Stoffe enthalten sind, die weder deklariert noch in Deutschland zugelassen sind. Auf eine hohe Qualität und Sicherheit muss beim Erwerb deshalb besonders geachtet werden.

Probiotika helfen beim Abnehmen

Eine Metaanalyse aus 2021 konnte zeigen, dass die Einnahme von Probiotika einen positiven Einfluss auf die Gewichtsreduktion haben kann. Die besten Ergebnisse wiesen dabei Produkte mit verschiedenen Stämmen aus Lactobazillen und/oder Bifidobakterien auf, wie sie beispielsweise in OMNi-BiOTiC® metabolic zu finden sind. 

Das Präparat SymbioLife® Satylia setzt stattdessen auf einen speziellen Bakterienstamm, der den Stoffwechsel aktivieren und das natürliche Sättigungsgefühl unterstützen soll. Enthalten sind neben Hafnia alvei HA4597® auch Zink und Chrom. Literatur
https://www.ptaheute.de/aktuelles/2017/01/04/warnung-vor-schlankheitsmitteln-aus-dem-internet
Guarana, Coffein und Bitterorangenextrakt
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10567802/ von 2023
https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001l_S3_Praevention-Therapie-Adipositas_2024-10.pdf von 2024
https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html
https://register.awmf.org/assets/guidelines/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02-abgelaufen.pdf
Gelbe Liste
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34684633/
 

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