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Fettleber: Welche Rolle spielt die Ernährung?

Lebensmittel aus der mediterranen Ernährungsform auf einem Holztisch
Leitlinienautoren empfehlen bei einer Fettleber die mediterrane Ernährungsweise. | Bild: chandlervid85 / AdobeStock

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (Non-Alcoholic Fatty Liver Disease, NAFLD) tritt heutzutage immer häufiger auf. Man geht davon aus, dass jeder Dritte Deutsche Anzeichen einer Fettleber aufweist. 

Insbesondere die Erkrankungen des metabolischen Syndroms wie Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren. 

Für diese Erkrankungen wird häufig eine Ernährungstherapie empfohlen. Entsprechend finden sich auch in der S2k-Leitlinie zur Klinischen Ernährung in der Hepatologie vom März 2024 aktuelle und evidenzbasierte Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen zum Management einer Fettleber.

Wann spricht man von einer nichtalkoholischen Fettleber?

Bei einer NAFLD kommt es zur vermehrten Einlagerung von Fett in den Leberzellen, wodurch sich das Volumen des Organs vergrößert. Unbemerkt kann die Verfettung in eine Entzündung (Hepatitis) oder eine Zirrhose (Absterben von Leberzellen) übergehen.

Eine gesunde Leber hat weniger als 5 % Fetteinlagerungen. Dagegen kann eine Fettlebererkrankung entsprechend dem Grad der Verfettung folgendermaßen eingeteilt werden:

•         geringe Verfettung: bis zu ein Drittel der Leber besteht aus Fett

•         mäßige Verfettung: ein bis zwei Drittel der Leber besteht aus Fett

•         hochgradige Verfettung: mehr als zwei Drittel der Leber bestehen aus Fett

Außerdem erfolgt eine Klassifizierung der Fetteinlagerungen ohne oder mit Entzündungen (leicht/mittel/stark). 

Häufig ist die Fettlebererkrankung stoffwechselbedingt und mit Übergewicht (Body-Mass-Index über 25 kg/m²) und Adipositas (Body-Mass-Index über 30 kg/m²) assoziiert. 

Zur Erinnerung: Was ist der Body-Mass-Index?

Der Body-Mass-Index (BMI) wird aus dem Quotienten des Körpergewichts und der Körpergröße in Metern zum Quadrat berechnet. Der Wert dient zur Beurteilung des Körpergewichts von Erwachsenen. 

Eingeteilt werden die BMI-Werte folgendermaßen:

  • Untergewicht < 18,5 kg/m²
  • Normalgewicht 18,5–24,9 kg/m²
  • Übergewicht ≥ 25,0 kg/m²
  • Präadipositas 25,0–29,9 kg/m²
  • Adipositas Grad I 30,0–34,9 kg/m²
  • Adipositas Grad II 35,0–39,9 kg/m²
  • Adipositas Grad III ≥ 40 kg/m²

Rund 20 % der Betroffenen besitzen jedoch Normalgewicht, wobei sie häufig ein geringeres Entzündungsgeschehen aufweisen. Aufgrund des Zusammenhangs mit dem metabolischen Syndrom spricht man in der aktualisierten Leitlinie auch von einer metabolischen Dysfunktion-assoziierten Fettlebererkrankung.

Gewichtsmanagement bei Fettleber im Fokus

Laut Leitlinie sollten Normalgewichtige ihr Körpergewicht um 3–5 % reduzieren, um einer Leberverfettung entgegenzuwirken. Als Erstempfehlung zur Therapie einer nichtalkoholischen Fettleber bei Übergewichtigen sprechen sich die Leitlinienautoren für eine Reduktion des Körpergewichts von 5–10 % aus. Dies fördere den Rückgang der Leberverfettung, verringere das Voranschreiten einer Entzündung und verhindere damit das Absterben von Leberzellen. 

Dazu eigne sich eine energiearme Ernährung, die auch vorübergehend als Formula-Diät erfolgen könne. Intervallfasten (regelmäßige Essenspausen von 12 bis 20 Stunden pro Tag oder an zwei Tagen in der Woche) und Leberfasten (spezielle Ernährungsform, die die Leber entlasten soll, mit wenig Kohlenhydraten, viel Ballaststoffen und Omega-3-Fettsäuren) können dies positiv unterstützen. Die Autoren wenden jedoch ein, dass es derzeit noch zu wenige Daten gibt, um eine dieser Diätformen zu empfehlen. 

Allen Erkrankten wird dreimal wöchentlich aerobes Training (bei niedrigem Puls, um den Körper dauerhaft ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen) oder isometrisches Training (mildes Krafttraining mit Haltearbeit, zum Beispiel Verharren im Unterarmstütz) auf mittlerer Intensität empfohlen. Dies könne die Leberverfettung reduzieren, zur Gewichtsreduktion sowie zum Muskelaufbau beitragen und Entzündungen vorbeugen.

Empfehlung bei Fettleber: Mediterrane Ernährung und Alkoholabstinenz

Statt für eine bestimmte Diätform sprechen die Leitlinienautoren jedoch für eine bestimmte Ernährungsform eine Empfehlung aus. So könne die mediterrane Ernährung mit viel Gemüse sowie gesunden Fetten aus Fisch und Pflanzen bei der Gewichtsabnahme helfen, die Ausprägung einer Fettleber verbessern und gleichzeitig die Insulinsensitivität erhöhen

Eine verringerte Insulinsensitivität führt langfristig zu einer Insulinresistenz, was die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigt und damit einen weiteren Risikofaktor für eine Fettleber darstellt. 

Auf Alkohol sollte bei einer Fettlebererkrankung vollständig verzichtet werden, da es keinen unkritischen Schwellenwert gibt, der bedenkenlos empfohlen werden kann.

Bei bestehender Fettleber Fructoseverzicht sinnvoll

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder vermutet, dass die steigenden Zahlen von Fettlebererkrankungen mit einer vermehrten Aufnahme von Fructose, insbesondere in Form von Süßungsmitteln in Getränken oder Snacks, in Verbindung stehen. 

In der vorangegangenen Version der „S2k-Leitlinie – Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen“ aus 2015 wurde der hohe Konsum von Fructose noch als möglicher Risikofaktor beschrieben.

Die aktualisierte Leitlinie beschreibt, dass nach aktuellem Wissensstand kein direkter Zusammenhang zwischen Fructosekonsum und der Entstehung einer nichtalkoholischen Fettleber festgestellt werden konnte, wenn ansonsten eine ausgeglichene Kalorienzufuhr stattgefunden hat. 

Ausschlaggebend scheint eher die dauerhaft übermäßige Kalorienzufuhr zu sein. Der strikte Verzicht auf Fructose führte allerdings bei Übergewichtigen mit einer NAFLD nach sechs Wochen zu einer deutlichen Verringerung des Fettgehalts in der Leber.

Helfen Probiotika und Kaffee bei Fettleber?

Einige Studien deuten darauf hin, dass der Verzehr von 3 bis 4 Tassen Kaffee am Tag das Risiko für die Entstehung einer Fettleber verringern und auch damit verbundene Komplikationen reduzieren kann. Die Leitlinienautoren sprechen vorerst eine „Kann-Empfehlung“ aus, da es weiterer gezielter prospektiver randomisierter Studien für eine abschließende Evidenz bedarf.

Laut den Leitlinienautoren hat sich aber der Einsatz von Probiotika- oder Synbiotika-Mischungen bewährt. Es kam u. a. zu einer Verbesserung der Leberenzyme und intrahepatischen Lipide (Fette, welche in der Leber gebildet bzw. eingelagert werden). 

Außerdem konnten die Präparate die Gewichtsreduktion in Zusammenhang mit einer Lebensstiländerung voranbringen. Die verwendeten Probiotika enthielten verschiedene Lactobacillusstämme wie L.  Bulgaricus, L.  Rhamnosus und L.  Acidophilus sowie Bifidobacterium bifidum und Streptococcus thermophilus. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/073-024l_S2k_Klinische-Ernaehrung-in-der-Hepatologie_2024-09.pdf
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-025l_S2k_-NAFLD-Nicht-alkoholische-Fettlebererkrankungen_2022-10_01.pdf
alte Version zum Vergleich: https://www.ddg.info/fileadmin/alte_seite/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/LL_NASH_finalB17.3.15.pdf