DGE: Neue Referenzwerte für Alkoholkonsum
Gleich zu Beginn des Sonderdrucks zu den Alkoholreferenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) heißt es: „Alkohol ist eine psychoaktive Droge und wurde als kausaler Faktor für mehr als 200 negative gesundheitliche Folgen wie Krankheiten und Unfälle identifiziert.“ Zum Beispiel Brust- und Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Bluthochdruck und Lebererkrankungen können durch Alkohol (mit)verursacht werden.
Auch für gesunde Erwachsene gibt es keine risikofreie Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum. Insbesondere hohe Alkoholmengen und Rauschtrinken sollten vermieden werden. Als Rauschtrinken wird ein mindestens einmal im Monat stattfindender Konsum von fünf oder mehr Gläsern alkoholischer Getränke zu einer Trinkgelegenheit bezeichnet.
Kein Alkohol für Heranwachsende, Schwangere und bei Grunderkrankungen
Aufgrund der Neurotoxizität sollten vor allem Heranwachsende auf Alkohol verzichten. Außerdem weist die DGE darauf hin, dass Alkoholkonsum im Jugendalter das Risiko für späteren riskanten Alkoholkonsum sowie Alkoholgebrauchsstörungen erhöhen kann.
Für Schwangere und Stillende war und bleibt das Rauschmittel absolut tabu.
Personen mit Erkrankungen, die durch Alkohol ausgelöst oder verschlimmert werden können, sollten auf Alkohol verzichten. Dazu zählen zum Beispiel Erkrankungen der Leber oder des Verdauungstraktes.
Auch Menschen, die Arzneimittel einnehmen, sollten abstinent leben.
Welche Alkoholmengen gelten als „risikoarm“, „moderat“ und „riskant“?
Als risikoarmer Konsum werden 27 g reiner Alkohol pro Woche definiert. Dies ist enthalten in 280 ml Wein mit 12 Volumenprozent Alkohol oder 660 ml Bier mit 5 Volumenprozent oder 80 ml Spirituose mit 38 Volumenprozent.
Ein moderates Risiko sieht die DGE bei 27 bis 81 g pro Woche – maximal 825 ml Wein, 2 l Bier oder 250 ml Spirituosen. Ein riskanter Alkoholkonsum ist bei mehr als 81 g pro Woche erreicht. Kein erhöhtes Risiko hat man nur, wenn man nichts trinkt.
Grundlage der Empfehlungen sind vor allem die Daten des „Canadian Centre on Substance Use and Addiction“ aus 2023 und der „Global Burden of Disease Study“ aus dem Jahr 2022.
Keine geschlechterspezifischen Unterschiede beim Alkoholkonsum
Bei den aktualisierten Referenzwerten gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im Risiko für gesundheitliche Folgen bei risikoarmem und moderatem Konsum. Ein risikoarmer Konsum nach den Berechnungen des „Canadian Center on Substance Use and Addiction“ ist deutlich geringer als die bisher angenommenen Grenzwerte, v. a. bei Männern, wie die DGE ausführt.
Im letzten Referenzpapier wurde noch zwischen den Geschlechtern unterschieden.
Deutschland ist Hochkonsumland
Durchschnittlich werden in Deutschland 12,2 l reiner Alkohol pro Kopf und pro Jahr konsumiert. Damit gilt Deutschland im internationalen Vergleich als Hochkonsumland.
Die DGE weist auch auf die gesellschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland hin, die sich jährlich auf 57 Milliarden Euro belaufen. Auf die Behandlung von alkoholbedingten Erkrankungen sowie Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation und anderes entfallen 16,6 Mrd. Euro, für Personen- und Sachschäden sowie Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung etc. etwa 40 Mrd. Euro.