Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Geringe Alkoholmengen erhöhen Krebsrisiko

Frau sitzt am Tisch und hält ein Glas Wein in den Händen
Je mehr Alkohol Frauen konsumieren, desto höher ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.  | Bild: diy13 / AdobeStock

Alkohol erfreut sich in Deutschland noch immer großer Beliebtheit. Durchschnittlich konsumiert jeder Deutsche ab 15 Jahren zehn Liter Reinalkohol pro Jahr. Das entspricht in etwa 450 Flaschen Bier oder 100 Flaschen Wein. Die schädlichen Aspekte von Alkohol werden dabei häufig ausgeblendet.

Kurzfristige Folgen des Trinkens von Alkohol reichen von leichtem Schwindel bis hin zu schweren Vergiftungen. Regelmäßiger Alkoholkonsum kann langfristig zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Lebererkrankungen, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten führen. 

Acht Prozent aller Brustkrebserkrankungen alkoholbedingt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Alkohol als krebserregend ein. Er findet sich damit in derselben Kategorie wie etwa Arsen, Formaldehyd oder Asbest. Bis zu 40 Prozent der Neuerkrankungen an Krebs in Deutschland wären wohl vermeidbar. Denn laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind sie auf beeinflussbare Risikofaktoren zurückzuführen. Dazu gehören Rauchen, Übergewicht, geringe körperliche Aktivität, ungesunde Ernährung, bestimmte Infektionen, Umweltfaktoren und Alkohol.

So wird für vier Prozent aller Krebsfälle Alkohol verantwortlich gemacht. Er kann die Entstehung einer ganzen Reihe verschiedener Krebsarten fördern. Zu nennen ist hier beispielsweise Kehlkopf-, Speiseröhren-, Darm- und Leberkrebs, aber auch Brustkrebs. Acht von 100 Brustkrebserkrankungen sind nach Angaben des DKFZ alkoholbedingt.

Auch regelmäßige kleine Mengen sind schädlich

Je mehr Alkohol eine Frau konsumiert, desto höher ist ihr Brustkrebsrisiko. Aber auch schon geringe Alkoholmengen können bei regelmäßigem Konsum das Erkrankungsrisiko erhöhen. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfiehlt Frauen, den Alkoholkonsum auf unter zehn Gramm pro Tag zu begrenzen. Das entspricht zum Beispiel einem kleinen Glas Sekt. An zwei bis drei Tagen pro Woche sollte außerdem komplett auf Alkohol verzichtet werden. 

Gut zu wissen: Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol

Bislang stand immer noch ein risikoarmer Konsum von Alkohol im Fokus und sehr geringe Mengen wurden bei gesunden Menschen als unschädlich bewertet: Maximal 24 Gramm Reinalkohol pro Trinktag bei Männern und 12 Gramm bei Frauen, das entspricht zwei bzw. einem kleinen Bier. Diese Einschätzung hat sich jedoch geändert.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat daher ihre Empfehlungen zum richtigen Umgang mit Alkohol nun angepasst: „Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht.“

Diese Stellung wird auch durch aktuelle Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des World Cancer Research Funds sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gestützt. Quelle: Tagesschau / vs 

Gefahr durch reaktionsfreudiges Acetaldehyd

Doch warum begünstigt Alkohol eigentlich Krebs? Die kanzerogene Wirkung wird vor allem dem Alkohol-Abbauprodukt Acetaldehyd zugeschrieben. Man vermutet folgenden Mechanismus: Da Acetaldehyd eine sehr reaktionsfreudige Substanz ist, geht sie leicht Bindungen mit anderen Molekülen ein, so auch mit der DNA. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für krebsfördernde Mutationen. 

Übrigens: Acetaldehyd ist auch für den „Kater“ nach starkem Alkoholgenuss verantwortlich.

Alkohol verstärkt Schadwirkung des Rauchens

Man nimmt außerdem an, dass Alkohol andere Substanzen in ihrer krebserregenden Wirkung unterstützt. Besonders ungünstig scheint sich demnach das Zusammenwirken von Alkohol und Rauchen auszuwirken. Alkohol macht unter anderem die Mundschleimhaut durchlässiger, sodass schädliche Substanzen aus dem Tabakrauch verstärkt resorbiert werden. Quellen: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ); Deutsche Krebsgesellschaft e.V.  

Werbung stellt Alkohol als ungefährlich dar

Dass Alkohol harmlos und für ein geselliges Beisammensein unerlässlich sei, wird nach wie vor durch Werbung oder Berichterstattungen beispielsweise über Bierfeste (z. B. Oktoberfest) suggeriert. Dabei sterben immer mehr Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums – pro Jahr sind es über 40.000 Menschen in Deutschland. 

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fordert daher, die Preise für alkoholische Getränke in Deutschland zu erhöhen. Außerdem sei der Jugendschutz verbesserungsbedürftig: Jugendliche können in Deutschland bereits mit 16 Jahren legal Bier und Wein kaufen. Laut DHS sollte das Mindestalter auf 18 Jahre heraufgesetzt werden.