Warum zu viel Bauchfett gefährlich ist
Eigentlich ist das Fettgewebe für den Menschen ein nützlicher Energiespeicher. Die dort gelagerten Reserven sichern schließlich in Mangelzeiten das Überleben. Da es jedoch bei uns schon lange keine Phasen eines Nahrungsmangels mehr gab und zu viel Hochkalorisches verzehrt wird, legen die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens an Gewicht zu.
Bauchfett verursacht Entzündungsreaktionen und beeinflusst den Stoffwechsel
Vor allem Frauen stören sich an Fettpolstern an Schenkeln und Gesäß. Doch diese subkutanen Fettansammlungen sind in gesundheitlicher Hinsicht weniger bedenklich.
Eine viel größere, aber weithin unterschätzte Gefahr stellt vermehrtes Bauchfett dar. Dieses sogenannte viszerale Fett befindet sich in der Bauchhöhle und umgibt die inneren Organe.
Zu einer Gesundheitsbedrohung wird es, weil es nicht einfach nur ein Energiespeicher ist, sondern aktiv in den Stoffwechsel eingreift: Bauchfett setzt Hormone, Entzündungsmediatoren und Wachstumsfaktoren frei. Daraus resultieren eine latente chronische Entzündungsreaktion und eine Schwächung des Immunsystems, was unter anderem der Grund für schwere Verläufe bei COVID-19-Erkrankungen ist.
Zudem erhöht sich durch die metabolische Tätigkeit des Bauchfetts die Insulinresistenz und es gelangen vermehrt Fettsäuren in den Blutkreislauf. Die Entwicklung von Diabetes und Arteriosklerose wird dadurch gefördert. Ein metabolisches Syndrom stellt sich ein.
Je mehr Bauchfett, desto größer ist das Risiko für Herzinfarkt und Typ-2-Diabetes. Inneres Bauchfett ist also eine tickende Zeitbombe für die Gesundheit.
Gut zu wissen: Adipositas – eine chronische Erkrankung
Etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland sind stark übergewichtig. Als adipös gelten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30. Übergewicht beginnt bei einem BMI von über 25.
Adipositas wird heute als chronische Erkrankung klassifiziert. Unbehandelt verschlechtert sie sich in der Regel im Zeitverlauf. Mit zunehmendem Körpergewicht erhöht sich das Risiko für Folgeerkrankungen. So ist Fettleibigkeit zum Beispiel der stärkste Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes.
Experten bezeichnen Adipositas als therapierbar, aber nicht heilbar. Der Körper zeige die Tendenz, ein einmal erreichtes Höchstgewicht wiederzuerlangen. Wie andere chronische Erkrankungen verlange daher auch starkes Übergewicht ein lebenslanges Krankheitsmanagement.
Bauchfett erhöht Krebsrisiko
Darüber hinaus kann durch die freigesetzten Wachstumsfaktoren das Tumorwachstum angeregt werden. So ist Bauchfett ein wichtiger Risikofaktor für mehrere Krebsarten, unter anderem Brustkrebs nach den Wechseljahren, Darmkrebs, Gebärmutterkrebs, Nierenzellkrebs, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Da die Fettzellen auch Östrogene bilden, kann in hormonsensitiven Geweben von Brust und Gebärmutter zusätzlich das Zellwachstum angeregt werden.
Bauchbetonte Adipositas erhöht Krankheitsrisiko
Experten zufolge hat jeder dritte Erwachsene in Deutschland einen deutlich erhöhten Bauchumfang – also ein starkes Indiz für zu viel inneres Bauchfett. Ab einem Bauch- bzw. Taillenumfang von 80 Zentimetern bei Frauen und 94 Zentimetern bei Männern gilt das Risiko für Folgekrankheiten wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Diabetes als erhöht.
Ab einem Bauchumfang von 88 Zentimetern bei Frauen und 102 Zentimetern bei Männern wird von „bauchbetonter Adipositas“ gesprochen. Diese erhöht das Krankheitsrisiko sogar deutlich.
Allerdings findet sich auch bei beinahe einem Drittel derjenigen Erwachsenen, die lediglich als übergewichtig und nicht adipös gelten (BMI > 25 und < 30), eine ungünstige Fettverteilung mit bauchbetonter Adipositas. Sogar drei Prozent der Normalgewichtigen sind hiervon betroffen.
Bei Adipositas: Magenverkleinerung als letzte Therapiemaßnahme
Wenn bei Adipositas diätetische Maßnahmen und Bewegungstherapie nicht zu einer ausreichenden Gewichtsabnahme führen, kann die Adipositas-Chirurgie (= bariatrische Chirurgie) erfolgreich sein. Hierbei kommen vor allem eine Magenverkleinerung oder eine Darmverkürzung infrage.
Baut sich dann Fettgewebe ab, geht in der Regel auch die Entzündungsreaktion im Körper zurück, eventuell normalisiert sich sogar die diabetische Stoffwechsellage. Quellen:
- Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG)
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE)
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)