Herzinsuffizienz: Was können Patienten selbst tun?
Betroffene mit Herzinsuffizienz können aktiv an der Verbesserung ihres Gesundheitszustands mitwirken. In Verbindung mit einer medikamentösen Therapie lässt sich durch eine Bewegungstherapie, Stressreduktion und eine ausgewogene Ernährung die Belastung des Herzens vermindern.
Eine ungesunde Lebensweise und diverse Genussmittel können jedoch die Herzerkrankung weiter verschlechtern. Umgekehrt kann ein achtsamer Umgang mit potenziellen Gefahren und die Reduktion von Risiken die ärztliche Therapie wesentlich effektiver machen.
Die Herzwochen auf PTAheute.de
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzschwäche abgenommen. Zugleich steigt jedoch die Häufigkeit dieser Herzerkrankung aufgrund der alternden Bevölkerung.
Umso wichtiger ist es, neben der Vermeidung von Risikofaktoren, erste Anzeichen einer Herzschwäche zu erkennen. Darauf machen die diesjährigen Herzwochen aufmerksam, die vom 01. bis 30. November stattfinden.
Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zu den Herzwochen.
Wir erklären, was chronische Herzschwäche ist, ob Herzrasen harmlos ist und welche Unterschiede es bei einem Herzinfarkt zwischen Frau und Mann gibt.
Außerdem finden Sie Informationen darüber, was Betroffene bei Herzschwäche selbst tun können, wie Herzschwäche und Schwangerschaft zusammenhängen und welche Rezepturarzneimittel für Kinder es aus der Apotheke gibt.
Wir beschäftigen uns ebenso mit dem Thema Rauchstopp und Herz, wie einer Herzschwäche vorgebeugt werden kann, wie ein Defibrillator funktioniert, welche Auswirkungen eine Herzschwäche auslösen kann u. v. m.
Bei Herzschwäche besser auf Rauchen und Cannabiskonsum verzichten
Die Risiken, die Rauchen verursachen kann, sind bereits bekannt. Der Verzicht auf Zigaretten, auch nach der Diagnose einer stabilen koronaren Herzkrankheit, kann das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Infarkte erheblich senken.
Cannabis, das nicht medizinisch im Rahmen einer ärztlichen Therapie verordnet wird, sondern als Rauschmittel konsumiert wird, trägt sicher nicht zur gesundheitsförderlichen Lebensweise bei. Während das gesundheitliche Risiko, das mit dem Konsum von Alkohol und Nikotin einhergeht, vielen Rauchern bewusst ist, wird der inzwischen legale Cannabiskonsum häufig verharmlost.
Cannabinoidverbindungen, wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), gehören zu den potenten Arzneistoffen, die sich auch auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Diese Substanzen führen zu einer erhöhten Herzfrequenz, Hypotonie und einem erhöhten kardialen Sauerstoffbedarf.
Darüber hinaus wird der Freizeitkonsum von Cannabis mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen assoziiert, insbesondere wenn es überdosiert wird.
Gut zu wissen: Herzmedikamente können mit Cannabis wechselwirken
Bei der Einnahme von THC und CBD ist darüber hinaus mit pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Interaktionen zu rechnen, da THC, CBD und CBN unter anderem die Enzyme CYP3A4, CYP2D6 und CYP2C9 hemmen.
Herzpatienten, die medikamentös behandelt werden, sollten über dieses Risiko aufgeklärt werden, da – insbesondere bei nicht ärztlich verordneten Cannabispräparaten – diese Gefahr meist nicht bekannt ist oder von den Patienten unterschätzt wird.
Körpergewicht normalisieren, um das Herz zu entlasten
Ein gesundes Idealgewicht trägt zur Entlastung des Herzens bei. Bei Übergewicht muss das Herz mehr Leistung erbringen, damit der Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Überdies erhöht Übergewicht das Risiko, an Bluthochdruck und Diabetes zu erkranken. Mit steigendem BMI nimmt daher das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu.
Um das Gewicht auf eine gesunde Weise abzubauen und das Herz-Kreislauf-System positiv zu beeinflussen, ist eine säurearme, pflanzenbasierte Kost zu empfehlen.
Gut zu wissen: Welche Lebensmittel sollte man bei Herzproblemen eher nicht konsumieren?
Zuckergesüßte Getränke, Süßigkeiten, verarbeitetes Fleisch, Fertiggerichte, frittierte Lebensmittel, sowie starke salz- und transfetthaltige Produkte sollten nur selten auf dem Speiseplan stehen, da sie als ursächlicher Faktor für die Entwicklung ernährungsbedingter Fettstoffwechselstörungen und koronarer Herzkrankheiten gelten.
Wer sein Gewicht reduzieren möchte, sollte auf eine Kombination aus mehreren Bausteinen wie Bewegung, dauerhafter Ernährungsumstellung und mentalem Training setzen.
Crashdiäten, einseitige Ernährung, eine ungesunde Lebensweise wie Bewegungsmangel und ein stressreicher Alltag führen hingegen häufig zu einer Gewichtszunahme und belasten langfristig das Herz-Kreislauf-System.
Bei Herzinsuffizienz an regelmäßige Bewegung denken
Regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren, wird häufig erst dann angegangen, wenn bereits Beschwerden auftreten. Das ist falsch, denn Bewegung ist nicht nur eine Investition für die Zukunft, sondern verbessert unmittelbar das körperliche und psychische Wohlbefinden.
Körperliche Aktivität stärkt langfristig den Herzmuskel, verbessert die Herz-Lungen-Funktion und die Sauerstoffversorgung der Zellen. Bereits wenige Minuten Training am Tag zeigen positive Effekte.
Sowohl ein regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining als auch ein flotter täglicher Spaziergang, körperliche Alltagsaktivitäten wie Aufräumen, Putzen, Treppensteigen oder Radfahren bringen gesundheitliche Vorteile und sollten im Alltag berücksichtigt und kontinuierlich integriert werden.
Gut zu wissen: Sport bei Herzerkrankungen ärztlich abstimmen
Die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität helfen bei jeder kardiologischen Therapie. Bei allen Herzerkrankungen sollten Patienten das Training allerdings vorsichtiger angehen und den Trainingsplan vorab mit dem behandelnden Arzt absprechen.
Stressbewältigung ist gut für das Herz
Stress kann kurzfristig zu einem höheren Puls, einer flachen Atmung und einem erhöhten Blutdruck führen. Langfristig wirkt sich Stress negativ auf den Hormonhaushalt aus, was zu dauerhaften kardiologischen Beschwerden führen kann.
Ungelöste Probleme, Zeitdruck, Hektik und ausbleibende Erholung wirken sich daher negativ auf das Herz aus. Auch starke Gefühle gelten als eine extreme Belastung für das Herz und können sich als Broken-Heart- oder Happy-Heart-Syndrom manifestieren.
Daher ist es wichtig, dem Stress bereits präventiv entgegenzuwirken und wirksame Methoden zum Stressmanagement im Alltag zu kennen und regelmäßig anzuwenden.
Gut zu wissen: Stress-Präventionskurse durch GKV
Im Bereich Stressmanagement gibt es anerkannte Kurse, die von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) auf ihre Wirksamkeit überprüft und nach § 20 SGB V bezuschusst werden. Eine Übersicht der zugelassenen Kurse ist bei der Zentralen Prüfstelle Prävention zu finden.
Herzschwäche kann Sexualität beeinflussen
Bei einer bereits bestehenden Herzschwäche kann es durch sexuelle Aktivität zu einem Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck kommen. In Folge kann es leichter zu einem Herzinfarkt oder einer Angina pectoris (auch „Angina d'amour“ genannt) kommen, tatsächlich geschieht dies aber sehr selten.
Patienten mit einer ausgeprägten kardiovaskulären Erkrankung sollten dennoch auf sexuelle Aktivität verzichten, solange ihre Behandlung noch nicht optimal eingestellt ist. Bei einer Herzerkrankung sollte daher im Rahmen der ärztlichen Beratung auch das Thema Geschlechtsverkehr angesprochen werden.
Ist aus medizinischer Sicht keine Gefahr gegeben, kann es trotzdem dazu kommen, dass das Ausleben der Sexualität bei Herzpatienten beeinträchtigt ist. Zum einen können sich manche Herzmedikamente auf die Sexualität auswirken und zu Potenzstörungen führen. Zum anderen kann auch Angst und Bedenken vor etwaigen Gefahren für das Herz die Sexualität negativ beeinflussen.
Für alle Herzpatienten sind eine kardiale Rehabilitation und regelmäßige Bewegung sinnvoll, um das Risiko herzbedingter Komplikationen auch während der sexuellen Aktivität zu reduzieren.
Unterstützung durch DiGA für Betroffene mit Herzschwäche
Für Patienten mit der Diagnose Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzinfarkt gibt es auch Unterstützung durch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die auf Rezept verordnet werden können.
Zur Erinnerung: Was sind digitale Gesundheitsanwendungen?
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind Smartphone-Apps oder Browseranwendungen, die Patienten darin unterstützen, ihre Erkrankung zu erkennen, zu überwachen, zu lindern oder zu behandeln.
DiGA sind Medizinprodukte der Risikoklasse I oder IIa. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gesundheits-Apps unterliegen sie der Kontrolle des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und müssen entsprechende Anforderungen erfüllen, um im sogenannten DiGA-Verzeichnis gelistet werden zu können.
Die Hersteller müssen dabei nachweisen, dass die DiGA einen positiven Versorgungseffekt für die Patienten haben, sicher, werbefrei und robust sind. Außerdem müssen die Datenschutzbestimmungen eingehalten werden.
Die Anwendungen für Herzpatienten bieten personalisierte und leicht in den Alltag integrierbare Einheiten in den Bereichen Ernährung, Bewegung und Erholung. Auch Erinnerung an die Medikamenteneinnahme und die regelmäßige Kontrolle des Gewichts sowie Erfassung und Anzeige von Vitalparametern und des individuellen Wohlbefindens sind in den Apps integriert.
Darüber hinaus können für Betroffene weitere DiGA nützlich sein, die dabei helfen, Risikofaktoren, die sich langfristig auf die Herzgesundheit negativ auswirken, in den Griff zu bekommen wie beispielsweise Adipositas, Stressmanagement, Angststörungen oder Raucherentwöhnung. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/203121/Arzneimitteltherapiesicherheit-Das-Interaktionspotenzial-der-Cannabinoide
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Neun-Sextipps-fuer-Herzkranke-291490.html
- https://www.ahajournals.org/doi/pdf/10.1161/CIR.0b013e3182447787