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Was ist chronische Herzschwäche?

Mann fasst sich mit der Hand an die Brust, Frau sitze daneben
Eine chronische Herzschwäche zeigt sich unter anderem an Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Herzrasen. | Bild: motortion / AdobeStock

Die chronische Herzschwäche ist ein Zustand, bei der die Pumpkraft des Herzens so weit abnimmt, dass nicht mehr genügend Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffe zu Organen wie Gehirn, Nieren oder Muskeln gepumpt werden. Das hat schwerwiegende Folgen: Der ganze Körper wird in Mitleidenschaft gezogen.  

„Es kommt nicht nur zu einschneidenden Beschwerden, im fortgeschrittenen Stadium bedroht die Herzschwäche das Leben des Patienten“, so erklärt es der Kardiologe und Experte Professor Dr. med. Michael Böhm von der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg an der Saar in einem Interview mit der Deutschen Herzstiftung.

Die Herzwochen auf PTAheute.de

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzschwäche abgenommen. Zugleich steigt jedoch die Häufigkeit dieser Herzerkrankung aufgrund der alternden Bevölkerung. 

Umso wichtiger ist es, neben der Vermeidung von Risikofaktoren, erste Anzeichen einer Herzschwäche zu erkennen. Darauf machen die diesjährigen Herzwochen aufmerksam, die vom 01. bis 30. November stattfinden.

Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zu den Herzwochen.

Wir erklären, was chronische Herzschwäche ist, ob Herzrasen harmlos ist und welche Unterschiede es bei einem Herzinfarkt zwischen Frau und Mann gibt. 

Außerdem finden Sie Informationen darüber, was Betroffene bei Herzschwäche selbst tun können, wie Herzschwäche und Schwangerschaft zusammenhängen und welche Rezepturarzneimittel für Kinder es aus der Apotheke gibt.

Wir beschäftigen uns ebenso mit dem Thema Rauchstopp und Herz, wie einer Herzschwäche vorgebeugt werden kann, wie ein Defibrillator funktioniert, welche Auswirkungen eine Herzschwäche auslösen kann u. v. m.

Anzeichen einer Herzschwäche werden nicht wahrgenommen

Chronische Herzschwäche, aka chronische Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, die viele betrifft, aber von der Mehrheit meist lange Zeit gar nicht wahrgenommen wird. Drei bis vier Millionen Betroffene gibt es in Deutschland, schätzen Experten wie Böhm – rund 40.000 Menschen in jedem Jahr versterben daran.

Tückisch ist die Erkrankung, weil die Symptome oft eher unspezifisch sind und als „normale“ Alterserscheinung akzeptiert werden. Außerdem kann der Körper mit verschiedenen Maßnahmen eine verminderte Pumpleistung des Herzens oft noch einige Zeit kompensieren – bis es dann oft ganz plötzlich „dekompensiert“ und akute schwere Symptome auftreten. Behandelt lässt sich das Fortschreiten dieser Erkrankung oft stoppen und die Lebensqualität steigern.

Woran erkennt man eine chronische Herzschwäche?

„Zunächst können die Beschwerden ganz unspektakulär sein. Zum Beispiel: Immer hat man mit Freunden eine Wanderung gemacht. Das gibt man auf, weil es bergan zu anstrengend ist. Zu Bahn und Bus rennt man nicht mehr, weil man schnell außer Atem kommt“, erklärt Böhm im Interview.

Eine allgemeine Abnahme der Leistungsfähigkeit und schneller außer Atem kommen nehmen viele aber als scheinbar normale Alterserscheinungen hin. „Es geht eben nicht mehr so schnell wie früher“, denkt dann mancher. Allerdings nehmen auch viele Ärzte diese Symptome oft nicht als das wahr, was sie tatsächlich sind.

Tatsächlich sollte man aber mehr auf seinen Körper hören. Die Symptome entwickeln sich dabei schleichend, oft über viele Jahre hinweg, und werden dabei stärker.  

Folgende Symptome können auf eine chronische Herzschwäche hindeuten:

  • Kurzatmigkeit
  • Müdigkeit und Antriebslosigkeit
  • geschwollene Knöchel, Fußrücken und Schienbeine
  • starke Gewichtszunahme in kurzer Zeit durch Wassereinlagerungen
  • Niedergeschlagenheit
  • Atemprobleme beim Liegen
  • Kälte in Fingern und Füßen
  • Husten
  • Schwindelgefühl
  • Beschleunigter Puls, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen

Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn bereits Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder eine koronare Herzkrankheit allein oder in Kombination bekannt sind. Auch Übergewicht ist ein Risikofaktor.

Gut zu wissen: Selbsttest für chronische Herzschwäche

Mit dem deutschen Herzinsuffizientest (DeHiT) kann man selber herausfinden, ob man Symptome einer Herzinsuffizienz aufweist und ggf. ein Arzt konsultiert werden sollte. 

Welche Formen von chronischer Herzinsuffizienz gibt es? 

Mediziner unterscheiden zwischen einer Rechtsherzinsuffizienz, einer Linksherzinsuffizienz und einer globalen Herzinsuffizienz.

Ist die linke Herzkammer betroffen, hat das Auswirkungen auf den sogenannten „großen Blutkreislauf“. Es wird also zu wenig Blut in den Körper und die Organe gepumpt, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit. Weil es auch zu einem Rückstau in die Lunge und Wassereinlagerungen in der Lunge kommt, sind Atemnot und Husten hier ein Symptom.

Die rechte Herzkammer ist für den „kleinen oder Lungen-Blutkreislauf“ zuständig. Ist sie geschwächt, kommt es zu einem Rückstau in die Venen, die das Blut aus dem Körper zur rechten Herzkammer transportieren. Ödeme in den Beinen und häufiges nächtliches Wasserlassen sind direkte Symptome.

Da die chronische Herzschwäche eine fortschreitende Erkrankung ist, ist unbehandelt irgendwann schließlich das gesamte Herz betroffen. Experten sprechen dann von einer globalen Herzinsuffizienz.

Es lässt sich außerdem eine systolische und eine diastolische Herzinsuffizienz unterscheiden. Die Systole beschreibt die „Austreibungsphase“ des Blutes aus dem Herzen, die Diastole die „Ansaugphase“ der „Blutpumpe“. Bei der systolischen Herzschwäche stößt das Herz dementsprechend nicht genug Blut aus, bei der diastolischen ist die Fähigkeit des Herzens, Blut durch seine Dehnung aufzunehmen, eingeschränkt.

Was sind die Ursachen für chronische Herzschwäche?

Ursachen für die chronische Herzschwäche liegen oft in verschiedenen Grunderkrankungen. Zu den beiden wichtigsten zählen

• die koronare Herzkrankheit und

Bluthochdruck.

Unausgewogene Ernährung, Übergewicht, zu wenig Bewegung und Rauchen sind Risikofaktoren für Erkrankungen der Herzkranzgefäße, die das Herz selbst mit Blut und Nährstoffen versorgen. Verändern sich diese krankhaft, etwa durch Ablagerungen, wird der Herzmuskel weniger gut versorgt. Dies kann bis zum Herzinfarkt, dem vollständigen Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße, führen. Eine KHK begünstigt bereits in den frühen Stadien eine entsprechende Schwächung des Herzmuskels.

Bluthochdruck wiederum sorgt über einen langen Zeitraum dafür, dass das Herz, um dem höheren Druck widerstehen zu können, dicker wird – aber damit weniger elastisch und letztlich schwächer.  

Es gibt weitere Ursachen wie Diabetes oder Übergewicht, die mit ihren schädigenden Wirkungen auf Gefäße ebenfalls zu einer Herzschwäche führen können.

Andere Ursachen sind beispielsweise angeborene Herzfehler, Defekte der Herzklappen oder auch entzündliche Prozesse wie eine Myokarditis, bei der sich der Herzmuskel unter anderem infolge einer Viruserkrankung entzünden kann.

Kompensation und Dekompensation

Der Mensch ist eines der anpassungsfähigsten Lebewesen auf diesem Planeten – und das gilt auch für den Organismus. Eine nachlassende Pumpleistung des Herzens vermag der Körper durch verschiedene Prozesse eine Weile zu kompensieren. 

Unter anderem sorgt eine vermehrte Ausschüttung von Adrenalin dafür, dass sich die Blutgefäße mehr verengen, womit insgesamt bei abnehmender Leistung des Herzens dennoch der Blutdruck steigt. Das menschliche Gehirn sorgt dabei mit entsprechender Steuerung für diese Kompensation.

Das führt dazu, dass Betroffene Symptome oft erst bei Anstrengung bemerken oder wenn die Grenzen der Kompensation erreicht sind und die Herzschwäche plötzlich dekompensiert.

Auslöser dafür können verschieden sein – beispielsweise ungewöhnliche Anstrengung, ein Infekt, emotionale Ausnahmesituationen. Symptome können sein:

  • plötzliche akute Atemnot und Husten
  • brodelnde Atemgeräusche
  • schneller Herzschlag
  • Blässe
  • kalter Schweiß

Dies ist ein medizinischer Notfall, in dem sofort der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden sollte.

Diagnose der chronischen Herzschwäche

Wer bereits früh erste Symptome einer möglichen chronischen Herzschwäche bemerkt und ernst nimmt, sollte einen Arzt aufsuchen. Erhärtet sich der Verdacht beim Hausarzt, wird dieser in der Regel den Betroffenen zum Kardiologen überweisen.

Zur Diagnostik gehören konkrete Untersuchungen, die die Funktion des Herzens darstellen. Das können sein:

  • Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens)
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Röntgen-, CT- oder MRT-Aufnahmen des Herzens beziehungsweise des Brustkorbs
  • Herzkatheteruntersuchung
  • Blutanalyse auf molekulare Marker wie NT-proBNP (N-Terminal pro-Brain Natriuretic Peptide)

Gut zu wissen: Was ist NT-proBNP?

NT-proBNP ist ein Bruchstück eines Proteins, das bei einer Erhöhung der Wandspannung des Herzens vermehrt im Blut zu finden ist. 

Im Blut wird auch nach weiteren molekularen Markern gesucht wie etwa nach Troponin, was sich etwa im Falle eines Herzinfarkts vermehrt im Blut findet.

Stadien der chronischen Herzschwäche

Da die chronische Herzschwäche eine fortschreitende Erkrankung ist, lassen sich verschiedene Stadien unterscheiden. Dazu verwenden Kardiologen die sogenannten NYHA-Stadien. NYHA steht dabei für New York Heart Association.

Unterschieden werden dabei vier Stadien:

  • NYHA-Stadium I: Dies ist eine Herzschwäche ohne körperliche Einschränkung. Alltägliche körperliche Belastung verursacht keine Beschwerden. Betroffene wissen oft nicht, dass sie krank sind.
  • NYHA-Stadium II: Eine Herzschwäche mit leichten Einschränkungen. In Ruhe und bei geringer Anstrengung gibt es keine Beschwerden. Der Körper kompensiert die Herzschwäche. Symptome wie Atemnot oder Herzrhythmusstörungen treten erst bei körperlicher Belastung auf, wie etwa beim Treppensteigen.
  • NYHA-Stadium III: Kennzeichen ist eine Herzschwäche mit bereits höhergradiger Einschränkung. In Ruhe kompensiert der Körper noch, aber bereits geringe Anstrengungen oder Belastungen führen zu Atemnot oder Herzrhythmusstörungen.
  • NYHA-Stadium IV: In diesem Stadium ist die Herzschwäche so weit fortgeschritten, dass die Betroffenen Beschwerden bereits in Ruhe haben. Oft sind die Erkrankten bettlägerig.

Chronische Herzschwäche: Welche Therapien gibt es?

Eine moderne Therapie der chronischen Herzschwäche zielt vor allem darauf, die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern und das Leben zu verlängern. Fünf Aspekte umfasst die Therapie je nach Schweregrad:

  • Behandlung der Ursachen
  • Medikamente
  • Bewegung als Therapie
  • spezifische Schrittmacher
  • Defibrillator als Schutz vor lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen

Beispielsweise behandelt man die Grunderkrankungen, indem man den Blutdruck optimal einstellt.  

Betablocker als Medikamente etwa schützen das Herz vor den Auswirkungen des Stresshormons Adrenalin. ACE-Hemmer, Sartane und MRAs (Aldosteron-Rezeptorantagonisten/Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten) schützen das Herz und erhöhen die Leistungsfähigkeit.

Körperliche Aktivität wie Spazierengehen, Wandern, Nordic Walking oder Radfahren haben unter entsprechender medizinischer Überwachung positive Auswirkungen auf das Herz.

In bestimmten Fällen, bei denen die Erregungsleitung des Herzens gestört ist, helfen therapeutisch entsprechende Schrittmacher. Bei fortgeschrittenen Fällen können auch Defibrillatoren notwendig sein, um lebensbedrohliches Kammerflimmern wieder aufzulösen und das Herz wieder in seinen Rhythmus zu bringen. Quellen:
- https://herzstiftung.de/herz-sprechstunde/aktuelle-stellungnahmen/chronische-herzschwaeche
- https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinsuffizienz/symptome
- https://www.researchgate.net/publication/336591898_Deutscher_Herzinsuffizienz-Test_DeHit
- https://www.pflege.de/krankheiten/herzinsuffizienz-herzschwaeche/