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Herzschwäche in der Schwangerschaft

Schätzungsweise eine von 1.500 bis 2.000 schwangeren Frauen entwickelt eine peripartale (oder postpartale) Kardiomyopathie (PPCM). Darunter versteht man eine Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz, die üblicherweise ab der 36. Schwangerschaftswoche bis einige Wochen nach der Geburt auftreten kann.
Oft wird diese Erkrankung nicht als solche erkannt, denn die Symptome ähneln den physiologischen Schwangerschaftsbeschwerden, die häufig im letzten Trimenon auftreten. Charakteristisch ist, dass die Herzschwäche erstmals in der Schwangerschaft auftritt, ohne dass kardiale Vorerkrankungen bestehen.
Risikofaktoren für eine Herzschwäche in der Schwangerschaft
Man geht davon aus, dass die Ursache für eine PPCM von verschiedenen Risikofaktoren abhängig ist. Dazu gehören unter anderem
- ein höheres Alter der Frau,
- Infektionen,
- Rauchen,
- Mehrlingsschwangerschaften,
- zahlreiche Entbindungen,
- Schwangerschaftshypertonie und damit verbundene Komplikationen wie Präeklampsie,
- Entzündung der Gebärmutter, z. B. durch Plazenta-Reste nach der Geburt, sowie
- Adipositas.
Ausschlaggebend für eine PPCM ist eine kardiovaskuläre Dekompensation aufgrund starker physiologischer Veränderungen während der Schwangerschaft, Geburt bzw. im Wochenbett.
Gut zu wissen: Auf diese Symptome sollten Schwangere und Wöchnerinnen achten
- Kurzatmigkeit bei Belastung, gegebenenfalls auch in Ruhe
- Reizhusten
- depressive Phasen
- Beinödeme
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Schwindel und reduzierte Belastbarkeit
- Herzrasen oder -stolpern
- mehrfaches Wasserlassen in der Nacht
- Schlafen im Liegen ist nicht möglich
- akute Symptomatik: Atemnot, Brustenge, kardialer Schock
Schwangerschaft: Höchstleistung für das Herz
Zu Beginn einer Schwangerschaft sinken Gefäßtonus sowie Blutdruck und das Blutvolumen nimmt zu. Im weiteren Verlauf steigen Herzfrequenz und Schlagvolumen an, was zu einer Verdickung des Herzmuskels und Erhöhung der kapillaren Dichte am Herzen führt.
Kurz vor der Geburt entsteht eine leichte linksventrikuläre Ejektionsfraktion. Das bedeutet, dass etwas weniger Blutvolumen während der Systole aus dem linken Herzventrikel herausgepumpt wird. In gewissem Maße ist dies akzeptabel, kann aber bei starker Ausprägung auf eine Herzschwäche hindeuten.
Zur Geburt steigt erneut die Herzfrequenz sowie die Menge des Blutes, die minütlich vom Herzen in den Kreislauf gepumpt wird.
Die Phase nach der Entbindung ist dann besonders kritisch, da der Körper mithilfe der Hormone versucht, die kardialen Veränderungen der Schwangerschaft abzumildern. Gelingt dies nicht, kann auch in dieser Phase eine Herzschwäche entstehen.
Gut zu wissen: Was ist die Ejektionsfraktion?
Die Ejektionsfraktion ist ein Wert, der die Pumpfunktion des Herzens beschreibt. Dieser Wert gibt an, wie viel Prozent des Bluts in der Herzkammer bei einem Herzschlag weiter in den Körper gepumpt wird – man spricht auch von der Auswurfleistung des Herzens. Damit lässt sich einordnen, wie effektiv das Herz Blut ausstößt, wenn es sich zusammenzieht.
Der wichtigste Wert ist die linksventrikuläre Ejektionsfraktion – sie gibt an, wie gut die Pumpfunktion der linken Herzkammer (Ventrikel) ist, die das sauerstoffreiche Blut in den gesamten Körper befördert. /vs
Frühzeitige Diagnose bei Herzschwäche ist wichtig
Die Diagnose einer schwangerschaftsbedingten Kardiomyopathie erfolgt mittels Ultraschall-Untersuchung (Echokardiographie), Elektrokardiogramm (EKG) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sowie einem Bluttest zum Nachweis spezifischer natriuretischer Proteine (z. B. N-terminales pro-Brain natriuretisches Peptid).
Eine Abnahme der linksventrikulären Ejektionsfraktion unter 45 % gilt als typisches Indiz für das Vorliegen einer PPCM. Eine frühzeitige Diagnose ist die wichtigste Bedingung dafür, dass sich das Herz schnell wieder erholt.
Stillhormon Prolaktin ist an der Entstehung einer Herzschwäche beteiligt
Als möglicher Auslöser für eine schwangerschaftsbedingte Herzschwäche gilt das Stillhormon Prolaktin. Über eine komplexe molekulare Kette kann dieses Hormon das Herz und das Endothel der Gefäße schädigen.
Prolaktin ist für die Produktion von Muttermilch wichtig und wird in der Hypophyse gebildet. Wird das Hormon vom Körper vermehrt abgebaut, entsteht das gefäßschädigende 16-kDa-Prolaktin. Folglich wird der Herzmuskel schlechter durchblutet und die Entstehung einer PPCM begünstigt.
Wie kann eine schwangerschaftsbedingte Herzschwäche behandelt werden?
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Dopamin-D2-Rezeptoragonist Bromocriptin – der die Bildung von Prolaktin hemmt und deshalb zum Abstillen eingesetzt wird – in Ergänzung zur klassischen Therapie eine Herzschwäche aufheben kann. Bromocriptin ist nebenwirkungsarm und wird derzeit off-label eingesetzt, da die aktuelle Studienlage vielversprechend ist.
Zusätzlich werden zur Therapie gängige Medikamente zur Behandlung einer Herzinsuffizienz angewendet. Je nachdem, ob die Geburt bereits stattgefunden hat, muss das embryotoxische Potential der Wirkstoffe beachtet werden.
Betablocker und einige Diuretika, wie Hydrochlorothiazid (HCT) oder Furosemid, können nach Nutzen-Risiko-Bewertung eingesetzt werden. Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten wie Valsartan und ACE-Inhibitoren wie Ramipril sind ab dem zweiten Trimenon kontraindiziert, da sie zu einer Fetopathie – Entwicklungsstörung des Ungeborenen – führen können.
Da auch während der Stillzeit einige Medikamente fetotoxisch wirken, wird ein zeitnahes Abstillen empfohlen, um die Herzschwäche bestmöglich behandeln zu können. Insbesondere eine Kombination aus Betablockern und ACE-Hemmern scheint mit einer verbesserten Heilung der PPCM in Verbindung zu stehen. Zusätzlich ist aufgrund des erhöhten Thromboserisikos während der Schwangerschaft eine antikoagulative Behandlung zu empfehlen, z. B. mit Heparinen.
Herzschwäche bildet sich meist nach Schwangerschaft zurück
Erfolgt eine Behandlung frühzeitig, hat die PPCM eine gute Prognose. Bei den meisten Patientinnen erholt sich das Herz innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose vollständig. Bei 30 % bis 40 % kommt es zu leichten Beeinträchtigungen in den Folgejahren.
Nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen bleibt eine schwere Herzschwäche bestehen. Für Folgeschwangerschaften besteht dennoch eine erhöhte Gefahr für eine erneute PPCM.
Akute Herzschwäche: Hohes Risiko für Schwangere und Ungeborenes
Ohne rechtzeitige Diagnose und Einleitung einer Therapie kann es zu einer akuten Form der Herzinsuffizienz, wie einem kardialen Schock, kommen. Die Pumpleistung des Herzens versagt, was unbehandelt zur Unterversorgung des Fötus und der Organe führt. Außerdem steigt das Risiko für eine Fehlgeburt oder eines intrauterinen Kindstods aufgrund einer verminderten Plazentadurchblutung.
Die Betreuung der Patientin sollte stationär unter engmaschiger Kontrolle erfolgen. Auch eine Anwendung eines maschinellen Kreislaufunterstützungssystems (MCS) kann sinnvoll sein.
Bei einer milden Form der PPCM ist eine geplante Entbindung nach der 32. Schwangerschaftswoche – optional auch vaginal – zu empfehlen, wobei dies in Einzelfällen auch eher erfolgen kann. Beim Vorliegen einer akuten Herzinsuffizienz wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Quellen:
- https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/plotzlich-herzkrank-wenn-die-schwangerschaft-aufs-herz-schlagt-3111.php
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/233975/Interdisziplinaere-Betreuung-in-Praxis-und-Klinik-Herzinsuffizienz-in-der-Schwangerschaft
- https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/dgim-innere-medizin/schwangerschaftsassoziierte-kardiomyopathie?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_183
Die Herzwochen auf PTAheute.de
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzschwäche abgenommen. Zugleich steigt jedoch die Häufigkeit dieser Herzerkrankung aufgrund der alternden Bevölkerung.
Umso wichtiger ist es, neben der Vermeidung von Risikofaktoren, erste Anzeichen einer Herzschwäche zu erkennen. Darauf machen die diesjährigen Herzwochen aufmerksam, die vom 01. bis 30. November stattfinden.
Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zu den Herzwochen.
Wir erklären, was chronische Herzschwäche ist, ob Herzrasen harmlos ist und welche Unterschiede es bei einem Herzinfarkt zwischen Frau und Mann gibt.
Außerdem finden Sie Informationen darüber, was Betroffene bei Herzschwäche selbst tun können, wie Herzschwäche und Schwangerschaft zusammenhängen und welche Rezepturarzneimittel für Kinder es aus der Apotheke gibt.
Wir beschäftigen uns ebenso mit dem Thema Rauchstopp und Herz, wie einer Herzschwäche vorgebeugt werden kann, wie ein Defibrillator funktioniert, welche Auswirkungen eine Herzschwäche auslösen kann u. v. m.