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Ist Fasten in der Schwangerschaft gesund?

Schwangere Muslima liest im Koran
Zwar sind Schwangere häufig vom Fasten im Ramadan befreit, jedoch möchten viele nicht darauf verzichten. | Bild: Diliara / AdobeStock

Fasten während der ersten drei Monate einer Schwangerschaft ist mit einem niedrigeren Geburtsgewicht assoziiert. Zu diesem Ergebnis kam eine retrospektive Befragung der Universität in Mainz mit 326 muslimischen Frauen, deren Schwangerschaften sich 2017 mit dem Ramadan überschnitten hatten.

Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder konnten durch eine fettreiche Ernährung während der fastenfreien Stunden verhindert werden. Vermutlich, weil eine fettreiche Kost es einfacher macht, genügend Kalorien aufzunehmen. 

In der Veröffentlichung der Forschungsarbeit im Fachjournal „Plos One“ schreibt das Autorenteam, dass verminderte Kalorienzufuhr zu dem erniedrigten Geburtsgewicht geführt habe und nicht das intermittierende Fasten an sich.

Zur Erinnerung: Wann findet der Ramadan statt?

Der Ramadan richtet sich nach dem Mondkalender, wodurch er während verschiedener Jahreszeiten stattfinden kann. 

Tagsüber darf während des Ramadans nichts gegessen (und getrunken) werden. Erst wenn die Sonne untergegangen ist, wird das Fastenbrechen gefeiert und wieder gegessen und getrunken. Je nach Lebensstil und Kultur variieren die Praktiken.

Fasten im ersten Trimenon mindert Geburtsgewicht

Die befragten Mütter haben einen Fragebogen ausgefüllt, der unter anderem folgende Themengebiete abdeckte:

  • Das Essverhalten während und außerhalb des Ramadans,
  • das Schlafmuster während der Fastenzeit,
  • den sozioökonomischen Status und
  • die allgemeine Lebensweise.

Das Geburtsgewicht und die Dauer der Schwangerschaft wurden aus den Krankenakten entnommen.

30 Prozent der Frauen gaben an, während der Schwangerschaft im Ramadan gefastet zu haben. Die Dauer hierbei variierte zwischen 3 und 29 Tagen. 47 Prozent der Schwangeren, die gefastet haben, taten dies mindestens 20 Tage lang. 42 Prozent der fastenden Frauen befanden sich im ersten Trimenon. 21 Prozent der Mütter, die gefastet hatten, gaben an, während des Ramadans nicht gewusst zu haben, dass sie schwanger sind.

Säuglinge von Müttern, die im ersten Trimenon fasteten, wiesen ein geringeres Geburtsgewicht auf gegenüber den Kindern, deren Mütter nicht fasteten. Insgesamt hatten die Kinder der Fastenden ein durchschnittliches Geburtsgewicht von 3.307 g und die der Nichtfastenden von 3.373 g. 

Bei Schwangeren, die beim Fastenbrechen besonders fettreich aßen, konnte keine Assoziation zum Geburtsgewicht festgestellt werden. Wenig Schlaf oder die Aufnahme süßer Nahrungsmittel zeigten auch keine Assoziation mit dem Geburtsgewicht.

Dürfen Schwangere überhaupt fasten?

Im Jahr 2017 war die Fastenzeit mit ungefähr 18 Stunden recht lang. Bei den meisten islamischen Interpretationen des Ramadans sind schwangere Frauen vom Fasten befreit. Einige möchten aber nicht darauf verzichten. 

Die Umfrage der Mainzer Forschungsgruppe ergab, dass 73 Prozent der fastenden Schwangeren dies als Ausdruck ihres Glaubens betrachten. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass medizinische Fachkräfte diese religiösen Überzeugungen anerkennen und respektieren“, heißt es in der Veröffentlichung.

Es gilt zu beachten, dass Schwangerschaftsübelkeit, die während des ersten Trimenons auftreten kann, nicht in der Analyse berücksichtigt wurde und möglicherweise einen Effekt auf das Geburtsgewicht haben kann.

Wann sollten Schwangere auf Fasten verzichten?

Die britisch-islamische medizinische Gesellschaft hat ihre Leitlinie zum Ramadan im Februar 2023 aktualisiert, die auch das Thema Schwangerschaft aufgreift. Die Entscheidung, ob eine Schwangere fasten kann, muss demnach individuell unter Berücksichtigung der bisherigen Schwangerschaftsrisiken getroffen und laufend evaluiert werden, da sich der Gesundheitszustand ändern kann.

Soziopsychologische Faktoren und der allgemeine Gesundheitszustand sollten dabei beachtet werden. Frühere Erfahrungen mit dem Fasten können ebenfalls hilfreich sein. Hat die Schwangere schon früher das Fasten schlecht vertragen und zum Beispiel unter einem niedrigen Blutdruck gelitten, sollte von einem Fasten während der Schwangerschaft abgeraten werden. 

Allgemein sollten auch gesunde Schwangere laut Leitlinie während des ersten Trimesters nicht am Ramadan teilnehmen. Bei unkomplizierten Schwangerschaften oder leichten Gesundheitseinschränkungen kann nach den ersten drei Monaten gefastet werden.

Eine Form von Diabetes, die über die Ernährung oder mit Metformin behandelt wird, stellt nach dem ersten Trimester kein Fasten-Verbot dar. Schwangere mit Nierenproblemen, insulinpflichtigem Diabetes (auch bei insulinpflichtigem Schwangerschaftsdiabetes) oder transplantierten Organen dürfen nicht fasten, wie die Leitlinie klarstellt.