Herzinsuffizienz bei Kindern: Welche Rezepturen gibt es?
Eine Herzinsuffizienz tritt im Kindesalter deutlich seltener auf als bei Erwachsenen. Für die betroffenen Kinder handelt es sich dabei um eine gefährliche Erkrankung, die entsprechend behandelt werden muss. Als Ursache für eine Herzschwäche im Kindesalter kommen meist angeborene Herzfehler in Betracht, teilweise auch Erkrankungen des Herzmuskels wie eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung).
Zur medikamentösen Therapie der pädiatrischen Herzinsuffizienz kommen grundsätzlich die gleichen Wirkstoffe zum Einsatz, die auch für Erwachsene angewendet werden. Dazu zählen:
- ACE-Hemmer wie Captopril und Enalapril
- Betarezeptorenblocker wie Metoprolol und Bisoprolol
- Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten wie Spironolacton
Die Herzwochen auf PTAheute.de
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herzschwäche abgenommen. Zugleich steigt jedoch die Häufigkeit dieser Herzerkrankung aufgrund der alternden Bevölkerung.
Umso wichtiger ist es, neben der Vermeidung von Risikofaktoren, erste Anzeichen einer Herzschwäche zu erkennen. Darauf machen die diesjährigen Herzwochen aufmerksam, die vom 01. bis 30. November stattfinden.
Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zu den Herzwochen.
Wir erklären, was chronische Herzschwäche ist, ob Herzrasen harmlos ist und welche Unterschiede es bei einem Herzinfarkt zwischen Frau und Mann gibt.
Außerdem finden Sie Informationen darüber, was Betroffene bei Herzschwäche selbst tun können und wie Herzschwäche und Schwangerschaft zusammenhängen.
Wir beschäftigen uns ebenso mit dem Thema Rauchstopp und Herz, wie einer Herzschwäche vorgebeugt werden kann, wie ein Defibrillator funktioniert, welche Auswirkungen eine Herzschwäche auslösen kann u. v. m.
Um die für Kinder benötigten niedrigen Dosierungen zu erhalten, werden die entsprechenden Wirkstoffe zu Rezepturen verarbeitet. Für Kinder werden dabei häufig Pulververreibungen hergestellt und in Hartgelatine-Steckkapseln als abgeteilte Pulver verpackt. Der Inhalt der Kapseln wird dann ausgefüllt und dem Kind zusammen mit der Nahrung verabreicht.
Neben niedrig dosierten Kapseln spielen auch flüssige Darreichungsformen zum Einnehmen eine Rolle.
Bei Herzinsuffizienz: Verarbeitung von Metoprolol zu Kapseln
Häufig werden in der Apotheke Kapseln mit Betablockern in pädiatrischer Dosierung angefragt, dabei wird meist der Wirkstoff Metoprolol verwendet. Grundsätzlich werden zur Behandlung der Herzinsuffizienz bei Kindern die Arzneistoff nach dem Körpergewicht dosiert.
Metoprolol wird zunächst mit 0,2 bis 0,25 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag verabreicht, verteilt auf zwei Einzeldosen. Bei Verträglichkeit kann die Dosis alle zwei Wochen erhöht werden. Als Zieldosis sind 2 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag angegeben.
Metoprolol ist in Form seines Salzes Metoprololtartrat als Rezepturgrundstoff erhältlich, dieser kann zu Kapseln verarbeitet werden.
Solche niedrig dosierten Kapseln können in der Apotheke nach der massenbasierten Methode hergestellt werden. Dabei werden die benötigten Mengen an Wirkstoff und Füllmittel getrennt voneinander abgewogen und anschließend vermischt.
Rezepturbeispiel: Metoprololtartrat-Kapseln 2 mg 60 Stück
Metoprololtartrat ist als weißes, kristallines Pulver erhältlich und muss vor dem Abwiegen zunächst in einer rauen Reibschale fein verrieben werden. Als Mahlhilfe kann 1 % hochdisperses Siliciumdioxid zugesetzt werden. Mikrofein vorliegende Wirkstoffe müssen nicht zerkleinert werden und können direkt verwendet werden.
Um die benötigte Einwaage an Metoprololtartrat ausrechnen zu können, muss gegebenenfalls ein Einwaagekorrekturfaktor (fE) und ein Produktionszuschlag (fP) berücksichtigt werden.
Gut wissen: Wie hoch ist der Produktionszuschlag?
Da bei der rezepturmäßigen Herstellung von Kapseln Pulververluste unvermeidlich sind, empfiehlt das NRF Produktionszuschläge, die sich auf den Wirkstoff beziehen:
- Grundsätzlich 5 % Wirkstoff-Zuschlag,
- bei niedrig dosierten Kapseln unter 20 mg Wirkstoff 10 % Wirkstoff-Zuschlag.
Andere Wirkstoff-Zuschläge sollten nur bei geprüften Rezepturvorschlägen eingesetzt werden. Beispielsweise empfiehlt das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) zur Herstellung von niedrig dosierten Metoprololtartrat-Kapseln einen Wirkstoff-Zuschlag von 7,5 %.
Bei einer Verreibung der Rezeptursubstanz zunächst mit hochdispersem Siliciumdioxid (SiO2) muss diese Verdünnung ebenfalls berücksichtigt werden.
Der Faktor fSiO2 kann aus der Masse des eingesetzten Wirkstoffs plus der Masse an Hochdispersem Siliciumdioxid geteilt durch die Masse des eingesetzten Wirkstoffs berechnet werden.
Berechnung der Wirkstoffmenge von Metoprololtartrat
Die benötigte Menge an Metoprololtartrat wird auf der Analysenwaage, am besten auf einem dunkel gefärbten Wägeschälchen, abgewogen. Die benötigte Menge an Wirkstoff lässt sich mit folgender Formel berechnen:
MasseWirkstoff = Wirkstoffdosis x fE x fP x fSiO2 x Anzahl der Kapseln
Wirkstoffdosis: Masse an Wirkstoff pro Kapsel (0,002 g)
fE: Einwaagekorrekturfaktor für Metoprololtartrat (f = 1,02)
fP: Produktionszuschlag (f =1,075)
fSiO2: Faktor aus der Vermahlung mit hochdispersem Siliciumdioxid (f = 1,01)
MasseWirkstoff = 0,002 g x 1,02 x 1,075 x 1,01 x 60 = 0,133 g
Menge an Füllmittel berechnen
Zur Herstellung der Kapseln wird das Standardfüllmittel bestehend aus 99,5 Teilen Mannitol und 0,5 Teilen hochdispersem Siliciumdioxid (NRF S.38.) eingesetzt. Für dieses Füllmittel sind für unterschiedliche Kapselgrößen die Füllmassen bekannt.
Zur Herstellung des Füllstoffs ist die Verwendung von Mannitol 35 mit einer mittleren Teilchengröße von 50 µm vorgeschrieben, die Schüttdichte liegt zwischen 0,475 und 0,575 g/ml. Bei niedrig dosierten Kapseln wie den Metoprololtartrat-Kapseln enthält die Mischung aus Wirkstoff und Füllmittel überwiegend Füllmittel und die Schüttdichte der Mischung wird praktisch durch das Füllmittel bestimmt.
Als Kapselgröße wird für Kinder nach Möglichkeit Größe 1 eingesetzt, dabei beträgt die Nennfüllmasse einer solchen Kapsel 0,275 g. Zur Berechnung der Menge an Füllmittel kann folgende Formel verwendet werden:
MasseFüllmittel = mKI x Anzahl der Kapseln - MasseWirkstoff
mKI: Masse Kapselinhalt
MasseFüllmittel = 0,275 g x 60 – 0,133 g = 16,367 g
Mischen von Wirkstoff und Füllmittel nach der Sandwichtechnik
Zur Herstellung des wirkstoffhaltigen Pulvers wird der Wirkstoff mit dem Füllmittel nach der Sandwichtechnik vermischt. Dazu wird zunächst wenig Füllmittel in einer glatten Schale aus Glas oder Edelstahl vorgelegt, und zwar maximal die zehnfache Menge der gesamten Arzneistoffmenge.
Anschließend wird die gesamte Wirkstoffmenge dazugegeben und dreimal ohne Druck verrührt. Dazwischen wird immer wieder mit dem Kartenblatt abgeschabt. Danach wird die restliche Füllstoffmenge wieder unter dreimaligem Wechsel von Verrühren und Abschaben ergänzt.
Die fertige Pulvermischung kann nun in die Kapselunterteile eingefüllt werden.
So werden die Kapseln richtig befüllen
Die Pulvermischung wird in „Beet“-Form auf dem Kapselbrett verteilt und mit einem Kartenblatt in die Unterteile der Kapseln ohne Druck eingefüllt.
Das Pulver soll dabei nicht als Pulverhaufen auf dem Kapselbrett verteilt werden, da es sonst zu deutlichen Masseschwankungen der fertigen Kapseln kommen kann.
Ein leichter Überstand an Pulver wird gleichmäßig verteilt. Durch leichte Erschütterung des Kapselfüllgeräts sinkt die Pulvermischung leicht ab und der verbleibende Überstand kann eingestrichen werden.
Ist kein Überstand an Pulver mehr vorhanden, können die Kapseln verschlossen werden.
Kennzeichnung und Abgabe der Metoprololtartrat-Kapseln
Zur Verpackung der Kapseln eignet sich ein Weithalsglas aus Braunglas oder eine Kruke. Bei der Beschriftung des Etiketts sollte klar erkenntlich sein, dass der Inhalt der Kapseln entleert werden muss.
Beispieletikett für 60 Kapseln Metoprololtartrat 2 mg:
Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Metoprololtartrat (11.10.2022)
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Kapseln für die pädiatrische Anwendung (28.05.2020)
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Kapseln (30.06.2022)
- https://www.akdae.de/arzneimitteltherapie/arzneiverordnung-in-der-praxis/ausgaben-archiv/ausgaben-ab-2015/ausgabe/artikel?tx_lnsissuearchive_articleshow%5Baction%5D=show&tx_lnsissuearchive_articleshow%5Barticle%5D=5985&tx_lnsissuearchive_articleshow%5Bcontroller%5D=Article&tx_lnsissuearchive_articleshow%5Bissue%5D=34&tx_lnsissuearchive_articleshow%5Byear%5D=2023&cHash=6976c2d4709371c39ac0d59f5df84915