Beratungswissen für die Reisezeit
Die Reisezeit ist bekanntlich die schönste Zeit im Jahr. Damit Reisen und Ausflüge zum erholsamen Erlebnis werden, sollte bei den Vorbereitungen an die Zusammenstellung einer Reiseapotheke gedacht werden. In dieser Serie erfahren PTA und Apotheker, was in eine Reiseapotheke gehört und welche Tipps bei typischen Reisebeschwerden im Akutfall gegeben werden können.
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Thrombose auf Reisen vorbeugen – so geht's

Innenraum eines Flugzeugs, rechts und links sitzen jeweils Passagiere
Wer auf Reisen lange im Flugzeug oder im Auto sitzt, kann ein erhöhtes Risiko für Thrombosen haben. | Bild: ververidis / AdobeStock

Die Urlaubszeit ist in vollem Gange und für viele heißt es wieder „Ab in den Urlaub“. Ob mit dem Auto, Zug, Bus oder Flugzeug, lange Reisen können Auswirkungen auf die Venengesundheit haben. 

Der Grund: Durch angewinkelte Beine wird der Blutfluss in den Venen verlangsamt und die Gefahr einer Venenentzündung oder Thrombose lauert.

Auf Reisen: Warum steigt das Thromboserisiko?

Ein Urlaub ist häufig mit einer längeren Anreise verbunden. Im Auto, Bus oder Flugzeug ist man für eine gewisse Zeit am Stück an einen engen Platz gefesselt, was die Bewegungsfreiheit der Beine einschränkt. Die Sitzposition kann nur mäßig variiert werden und die Beine befinden sich je nach Fußraum überwiegend in angewinkelter Position. Der Blutfluss aus den Beinvenen Richtung Körpermitte wird dadurch gestört, weshalb es im schlimmsten Fall zu einem Blutstau und einer daraus resultierenden Thrombose kommen kann. 

Unter einer Thrombose versteht man den Verschluss eines Gefäßes durch einen Pfropf, der auch als Thrombus bezeichnet wird. Sommerliche Temperaturen und ein niedriger Flüssigkeitskonsum verstärken zusätzlich das Risiko für eine Beinvenenthrombose.

Gut zu wissen: Symptome einer Thrombose

Sobald während oder bis zu vier Wochen nach einer längeren Reise folgende Beschwerden spürbar sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden:  

  • Schwellungen am Fußknöchel, am Unterschenkel oder am ganzen Bein
  • Beschwerden treten einseitig an einem Bein auf
  • Das Bein spannt und fühlt sich warm an
  • Beim Aufstehen ist ein Schmerz in der Wade spürbar
  • Plötzliche Brustschmerzen und Atemnot
  • Husten, der nicht auf eine Erkältung zurückgeht, oft mit blutigem Auswurf
  • Beklemmungsgefühle bis hin zur panischen Angst
  • Schweißausbrüche und plötzlich auftretende Blässe
  • Überhöhter Puls (Tachykardie)

Vor allem bei bekannter Venenerkrankung sollte bereits bei ersten Anzeichen ein Arzt aufgesucht werden. Spätestens dann, wenn sich diese im Laufe des Tages verstärken. 

So können Komplikationen wie eine Lungenembolie, bei der ein Thrombus die Blutversorgung der Lunge behindert, vermieden und rechtzeitig eine Behandlung mit Antikoagulantien begonnen werden. Die Auswahl des Wirkstoffes und die Dosierung erfolgen individuell und sind abhängig vom Schweregrad.

Wer ist besonders von einem Thromboserisiko gefährdet?

Nicht alle sind gleich stark von den Gefahren einer Reisethrombose betroffen: Für die meisten gesunden Menschen ist das Risiko während des Urlaubs sehr gering. Andere Personengruppen haben hingegen auf Reisen ein größeres Risiko.

Dabei spielen u. a. folgende Erkrankungen und Lebensumstände eine wichtige Rolle:

  • starkes Übergewicht
  • Krampfadern
  • Herzinsuffizienz
  • Lungenerkrankungen
  • Thrombosen in der Vorgeschichte
  • Gerinnungsstörungen
  • Verletzungen am Bein/Gehbehinderungen
  • kürzlich durchgeführte Operationen/Gipsverbände
  • Schwangerschaft
  • Einnahme von Östrogenen (z. B. Hormonersatztherapie oder Kontrazeptiva)
  • Rauchen
  • Lebensalter > 60 Jahre

Treffen mindestens zwei dieser Faktoren zu, spricht man von einem mittelgradig erhöhtem Risiko für eine Thrombose. Reisende, die einer oder mehrerer Risikogruppen angehören, sollten vor Urlaubsantritt über vorbeugende Maßnahmen aufgeklärt werden.

Tipps zur Vorbeugung einer Thrombose 

Bei der Anreise in die Urlaubsregion sollte für möglichst viel Beinfreiheit gesorgt werden. Das bedeutet, dass der Fußraum nicht mit Gepäck vollgestellt werden sollte, damit ein gelegentliches Ändern der Sitzposition möglich ist und die Beine nicht übereinander geschlagen werden. Im Flugzeug ist ein Gangplatz sinnvoll, da die Beine zusätzlich ausgestreckt werden können.

Außerdem sollte bequeme und luftige Kleidung getragen werden, diese schnürt die Beine nicht zusätzlich ein. Empfehlenswert ist auch das Tragen von bequemen Schuhe, ggfs. können diese auch ausgezogen werden, um den Füßen mehr Bewegungsspielraum zu geben. Wenn möglich, sollten sich in kleinen Abständen immer wieder die Beine vertreten werden. Bei Reisen mit Bus oder Auto sollten regelmäßige Pausen eingelegt werden, in denen kurze Spaziergänge oder Bewegungsübungen absolviert werden. Ununterbrochenes Sitzen von länger als vier Stunden am Stück sollte vermieden werden.

Wichtig ist auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um der Verminderung des Blutvolumens entgegenzuwirken und den Blutfluss anzuregen. Am besten eignet sich Wasser – Kaffee und Alkohol sollten während der Reise aufgrund der diuretischen Wirkung gemieden werden. 24 Stunden vor Antritt der Reise sollte zudem darauf geachtet werden, nur noch leichte Kost zu verzehren.

Übungen zur Aktivierung der Beine

Zusätzlich können auf dem Urlaubsweg – ob im Auto, Flugzeug, Bus oder Zug – kleine Übungen zur Aktivierung der Beinvenen durchgeführt werden. Diese sind vor allem hilfreich, wenn regelmäßige Bewegungspausen nicht möglich sind.

  • Übung 1: Zehen anziehen
    Beide Füße stehen flach auf dem Boden. Abwechselnd werden nun die Zehenspitzen nach oben gezogen.
  • Übung 2: Fuß-Wippe
    Beide Füße stehen flach auf dem Boden. Nun werden sie abwechselnd auf die Fersen und auf die Zehenspitzen hin- und hergerollt. Diese Übung kann je nach Vorliebe mit beiden Füßen parallel oder gegengleich durchgeführt werden.
  • Übung 3: Fuß-Kreiseln
    Abwechselnd wird je ein Bein angehoben und so weit ausgestreckt, wie es der Fußraum erlaubt. Dann wird der Fuß abwechselnd mehrmals im und gegen den Uhrzeigersinn gedreht.

Bei Risikogruppen: Kompressionsstrümpfe und medikamentöse Maßnahmen

Bei mittelgradig erhöhtem Risiko für eine Beinvenenthrombose ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen der Klasse 1 („Travel Socks“, Stützstrümpfe) vor allem bei längeren Reisezeiten sinnvoll. Dadurch wird eine leichte Kompression erzielt.

Kompressionsstrümpfe ab Klasse 2 sind ausschließlich bei chronischvenöser Insuffizienz indiziert, wenn bereits eine Thrombose an einem Bein nachgewiesen wurde. Sie sorgen für den erwünschten Druckverlauf in den Beinvenen und helfen dem unangenehmen Anschwellen der Beine und Füße vorzubeugen.

Für Hochrisikogruppen, die sehr lange Reisen von mehr als 15 Stunden vor sich haben, können Ärzte auch eine medikamentöse Prophylaxe verordnen. Infrage kommen beispielsweise niedermolekulare Heparine in Form von Fertigspritzen, Vitamin-K-Antagonisten oder Faktor Xa-Inhibitoren. Bei der Auswahl muss immer das jeweilige Blutungsrisiko beachtet werden.

Der Einsatz von Acetylsalicylsäure soll nur in begründeten Einzelsituationen in Erwägung gezogen werden, da der Wirkstoff zur Vorbeugung einer Reisethrombose nur schwach wirksam ist.

Nach langer Reise: Beine hochlegen und massieren

Im Urlaubsort oder wieder zu Hause angekommen, sollten die Beine hochgelegt werden. So werden die Venen entlastet und können leichter das Blut transportieren. 

Auch Wechselduschen mit kaltem Wasser regen den Blutkreislauf an und unterstützen die Gefäße. Kühlende Gele oder Cremes mit pflanzlichen Inhaltsstoffen (z. B. Antistax® Frischgel mit Rotem Weinlaubextrakt und Pfefferminzöl, Venostasin® Gel mit Aescin aus Rosskastaniensamen) können Schwellungen reduzieren. Die Produkte sollten gut einmassiert und Richtung Körpermitte ausgestreicht werden, da so die Venen zusätzlich unterstützt werden. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/003-001l_S3_VTE-Prophylaxe_2015-10-abgelaufen_01.pdf
- https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wer-braucht-welche-prophylaxe-131575/seite/alle/?cHash=66968574a58ff41f7dc6c1d303c6cd57
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2001/daz-24-2001/uid-880
 

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