Venengesundheit

Krampfadern, Besenreiser, Thrombosen und Co. – die Ursachen für Venenbeschwerden können vielseitig sein. Umso wichtiger ist es, auf die Risiken, Vorbeugungsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. In der Apotheke können PTA ihre Kunden in der Selbstmedikation beraten, hilfreiche Tipps mitgeben und selber aktiv werden in Sachen Venengesundheit.

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Venengesundheit: Ursachen und Tipps für den Alltag

dunkle Venen auf Frauenbein sichtbar
Bei Venenbeschwerden sollte frühzeitig gehandelt werden. | Bild: gballgiggs / AdobeStock

Venenerkrankungen gehören zu den Volkskrankheiten in Deutschland: Untersuchungen zufolge leiden mehr als 20 Millionen Menschen hierzulande an typischen Veränderungen. 

Venenprobleme treten häufig ab dem jungen Erwachsenenalter auf und werden durch die Genetik und den individuellen Lebensstil maßgeblich mitbestimmt. Bereits bei ersten Symptomen sollten Vorsorgemaßnahmen etabliert werden, um Komplikationen zu verhindern.

Gesunde Venen: Essenziell für den Blutkreislauf

Die Aufgabe der Venen besteht darin, das sauerstoffarme Blut aus allen Bereichen des Körpers zurück an das Herz zu transportieren. In den Beinen wird das Blut über die kleinen oberflächlichen Gefäße nach innen zu den großen Venen geleitet, bis es gesammelt Richtung Körpermitte geleitet wird. 

Innerhalb der Venen befinden sich Klappen, welche den Rückstrom des Blutes verhindern und so nur eine Fließrichtung zulassen. Besonders beim Transport aus den Beinen muss zusätzlich die Schwerkraft überwunden werden, weshalb die Kontraktion der Wadenmuskulatur dabei eine unterstützende Aufgabe erfüllt.

Venenschwäche: Funktion der Venenklappen gestört

Bei einer beginnenden Venenschwäche (Veneninsuffizienz) kommt es zur Veränderung der Gefäße. Die Venenklappen schließen nicht mehr richtig, weshalb sich das Blut in den kleinen, oberflächlichen Venen unter der Haut staut. 

Dies führt zu einer Druckerhöhung und zu einer Vergrößerung des Gefäßdurchmessers. Der vermehrte Rückstrom des Blutes erschwert zudem den Blutfluss zurück Richtung Körpermitte.  

Typischerweise zeigen sich in diesem Stadium erstmalig Besenreiser, die an bläulich-violett schimmernden, kleinen, vernetzten sichtbaren Venen unter der Haut erkennbar sind. Auch erste leicht ausgeprägte Krampfadern können auftreten. Sie sind oberflächlich erkennbar und verlaufen geschlängelt und leicht erhaben unter der Haut. Ihr Durchmesser beträgt in etwa ein bis drei Millimeter. 

Besenreiser und Krampfadern sind an Oberschenkeln, Waden, Kniekehlen oder Füßen zu finden. In diesem Stadium handelt es sich meist noch um ein kosmetisches Problem, welches unbehandelt zu weiteren Beschwerden führen kann.

Chronische Venenschwäche erhöht das Risiko für Komplikationen

Durch den erhöhten Druck in den oberflächlich verlaufenden Venen kann sich die Venenschwäche auch auf tieferliegende Gefäße ausbreiten. Krampfadern weisen dann einen Durchmesser von über drei Millimetern auf, weshalb ab diesem Zeitpunkt bereits von einer chronischen Veneninsuffizienz gesprochen wird. 

Durch vermehrten Rückstau des Blutes und einen gestörten Sauerstoffaustausch kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe, was die Entstehung juckender Ekzeme fördert.

Zu den teils lebensbedrohlichen Komplikationen der chronischen Veneninsuffizienz gehören

  • Entzündungen an den Gefäßwänden,
  • eine Venenthrombose (Bildung eines Thrombus in der Vene) sowie
  • die Lungenembolie (Thrombus wandert in die Lunge und verschließt ein Gefäß).

Venenleiden: Symptome im Beratungsgespräch erkennen

Zu den ersten Beschwerden bei einer leichten Venenschwäche, die sich noch in einem frühen Stadium befindet, gehören

  • müde und schwere Beine,
  • leichte Schmerzen,
  • Schwellungen nach längerem Sitzen oder Stehen,
  • nächtliche Wadenkrämpfe,
  • Spannungsgefühl und
  • Juckreiz.

Die Symptome werden bei höheren Temperaturen häufig verstärkt, da es zu einer zusätzlichen Gefäßerweiterung kommt. Heiße Sommertage stellen deshalb für viele Betroffene eine starke Belastung dar. 

Bei fortgeschrittenem Venenleiden treten zusätzlich Symptome wie

  • Verhärtungen durch Gewebeschäden,
  • schlecht heilende Wunden,
  • starke Schwellungen,
  • Schmerzen,
  • schuppige Ekzeme und
  • Verhärtungen mit Druckschmerz (Venenentzündung) auf.

Bei Alarmsymptomen wie starken, plötzlich auftretenden, einseitigen Schwellungen, die zusätzlich mit Atemnot oder Schmerzen hinter der Brust einhergehen, sollte umgehend notärztliche Hilfe gesucht werden, da es sich um eine Venenthrombose oder Lungenembolie handeln könnte.

Gut zu wissen: Prävention durch Venenscreening?

Bei den ersten Anzeichen einer Venenschwäche sollten Kunden an einen Facharzt für Venenerkrankungen – einen Phlebologen – verwiesen werden. 

Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie trägt maßgeblich zur Vermeidung von Komplikationen bei. 

Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten für ein Venenscreening dann, wenn ein medizinisch notwendiger Verdacht oder gewisse Risikofaktoren vorliegen. 

Neben einem Screening sollten Betroffene mit Venenschwäche auch gezielte Präventionsmaßnahmen in den Alltag integrieren.

Risikofaktoren für Venenschwäche: Bewegungsmangel und höheres Alter

Die Entstehung einer Venenerkrankung wird häufig durch die Genetik und den Lebensstil mitbestimmt. Zu den Risikofaktoren gehören ein höheres Alter und ein bewegungsarmer Alltag, in welchem die Venen zu wenig Unterstützung in der Pumpkraft durch die Wadenmuskulatur erhalten. 

Auch Rauchen und Übergewicht begünstigen die Entstehung einer Venenerkrankung. Frauen sind typischerweise häufiger betroffen als Männer, was womöglich mit dem weiblichen Hormonhaushalt und einem schwächeren Bindegewebe zusammenhängt.

Venenerkrankungen vorbeugen: Hilfe für den Alltag

Viele kleine Veränderungen im Alltag können bereits einen großen Effekt auf die Venengesundheit haben. Als Motto gilt die 3S-3L-Regel: 

Sitzen und Stehen sind schlecht, deshalb lieber Laufen und Liegen.“ 

Beim Laufen wird die Muskelpumpe angeregt, was den Bluttransport unterstützt, und eine liegende Position entlastet die Venen besonders gut, da sie nicht gegen die Schwerkraft arbeiten müssen. Beim Sitzen sollten die Beine nicht dauerhaft übereinandergeschlagen oder eingeknickt werden, da das den Blutfluss stört.

Im Alltag können bequemes Schuhwerk ohne Absätze sowie entspannt sitzende Kleidung Schwellungen vorbeugen. Kälteanwendungen wie Wechselduschen oder Wassertreten fördern die Durchblutung und unterstützen die Venentätigkeit. Außerdem sollte ausreichend Flüssigkeit über den Tag getrunken und langfristig Normalgewicht angestrebt werden.

Bewegungstipps für Büro und Homeoffice

Bei dauerhaft sitzender Tätigkeit, beispielsweise im Büro oder im Homeoffice, können Übungen zur Bein- und Fußgymnastik integriert werden. 

Dafür sollten die Füße im Sitzen gekreist oder die Zehen in einigen Wiederholungen herangezogen und wieder gestreckt werden. So wird die Muskelpumpe aktiviert. Ähnlich verhält es sich bei stehenden Tätigkeiten: Hier immer wieder auf die Zehenspitzen stellen oder auch die Beine hin und wieder anwinkeln.

So oft es geht, sollten Bewegungsphasen in den Tag eingebaut werden. Treppensteigen aktiviert die Wadenmuskulatur und unterstützt so optimal die Venentätigkeit. 

Für einen abwechslungsreichen Alltag kann auch ein „bewegter“ Arbeitsplatz organisiert werden, der beispielsweise einen höhenverstellbaren Tisch zum Arbeiten im Sitzen und Stehen beinhaltet oder mit einem Laufband ausgestattet ist. So können Meetings mit einer venenfreundlichen „Walking Runde“ verknüpft werden.

Ausdauersport hilft bei Venenschwäche

Bewegung sollte zur Vorbeugung sowie bei bestehender Venenerkrankung so oft und viel es nur geht in den Alltag integriert werden. Sport unterstützt die Venentätigkeit, festigt das Bindegewebe und fördert die Durchblutung bzw. den Sauerstoffaustausch. Präventiv können alle Arten von Bewegung ausgehend vom individuellen Gesundheitszustand ausgeübt werden.

Bei einer bereits bestehenden Venenerkrankung sind Sportarten, die einen rhythmischen, gleichmäßigen und schonenden Bewegungsablauf haben, der die Wadenmuskulatur beansprucht, besonders zu empfehlen. Dazu gehören zum Beispiel Walking, Wandern, Radfahren, Golfen, Tanzen und Schwimmen. 

Dagegen sind Sportarten mit hoher Kraftentwicklung und abrupten Abstoppbewegungen ungeeignet. Dazu zählen unter anderem Krafttraining, Joggen, Badminton, Squash und Fußball. Literatur:
https://venenliga.de/
https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/venenerkrankungen-ernst-nehmen.html
https://dzhk.de/newsroom/aktuelles/news/artikel/venenschwaeche-geht-oft-mit-herz-kreislauf-erkrankungen-einher
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/10/09/venenschwaeche-moeglichkeiten-und-grenzen-der-selbstmedikation
 

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