Vaginalgesundheit
Vaginalpilz, Scheidentrockenheit und eine gestörte Vaginalflora – diese Erkrankungen erfordern in der Beratung in der Apotheke viel Fingerspitzengefühl. Neben der Behandlung der Symptome geht es hier vor allem um die Bekämpfung der Ursachen. 
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Scheidentrockenheit: Ursachen und Behandlung

Au dem Bett sitzende Frau drückt eine Hand in den Schoss
Scheidentrockenheit kann viele Ursachen haben, lässt sich in der Regel aber gut behandeln. | Bild: Ann Patchanan/ AdobeStock

Hinter Juckreiz, Schmerzen und Trockenheitsgefühl im Intimbereich, Irritationen oder Schmerzen bei der Penetration steckt nicht immer eine Infektion. Manchmal ist die Diagnose ganz einfach: Scheidentrockenheit. 

Die gute Nachricht: Meist lässt sich die Ursache ausmachen und eine hilfreiche Therapie finden – auch in der Apotheke. Doch wie kommt es zu Scheidentrockenheit und wer ist davon besonders betroffen?

Scheidentrockenheit durch Estrogenmangel

Ursachen gibt es viele. So können hormonelle Umstellungen, zum Beispiel Estrogenmangel während und nach den Wechseljahren, eine vaginale Trockenheit begünstigen. 

Die weiblichen Sexualhormone Estrogen und Progesteron werden vor allem in den Eierstöcken (Ovarien) produziert. Estrogene fördern die Proliferation der Schleimhaut der Gebärmutter (Uterus), des Gebärmutterhalses (Zervix) und die Schleimhautdicke der Scheide (Vagina). Zudem steuern Estrogene die Anzahl der Milchsäurebakterien in der Scheide und damit den pH-Wert. 

Mit Beginn der Wechseljahre stellen die Eierstöcke zunehmend jedoch ihre Aktivität ein, es kommt zu einer hormonellen Umstellung und einem Mangel an Estrogenen. Fehlt Estrogen, wird die vaginale Schleimhaut nicht mehr so hoch aufgebaut (vaginale Atrophie) und die Produktion von Scheidensekret nimmt ab, wodurch sich die Vagina trockener anfühlen kann und leichter verletzlich ist. 

Scheidentrockenheit durch Schwangerschaft, Stillzeit und Verhütungsmittel

Auch Schwangerschaft und Stillzeit führen zu starken Hormonveränderungen, sodass auch jüngere Frauen von Scheidentrockenheit betroffen sein können. 

Ebenso ist vaginale Trockenheit eine bekannte Nebenwirkung von hormonellen Kontrazeptiva, insbesondere dann, wenn der Estrogenanteil des Verhütungspräparates sehr niedrig ist und nicht ausreicht, um die Vaginalschleimhaut entsprechend aufzubauen.

Opoerationen und Arzneimittel können zu Scheidentrockenheit führen

An Probleme mit vaginaler Trockenheit sollte man auch denken, wenn Frauen an den Eierstöcken operiert wurden. Bei zuvor prämenopausalen Frauen geht dies mit einem gewissen Funktionsverlust (bei Entfernung: Totalverlust) der Ovarien und der dortigen Estrogenproduktion einher. 

Auch können manche Arzneimittel, die Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs erhalten – die Aromatasehemmer Anastrozol und Letrozol –, die Scheide trocken machen. Das liegt daran, dass Aromatasehemmer die Bildung von Estrogenen im peripheren Gewebe blockieren. Bei postmenopausalen Frauen stellt vor allem das periphere Gewebe Estrogene her. 

Wirkstoffe wie beispielsweise Goserelin (Zoladex® Gyn), die bei hormonabhängigem Brustkrebs oder Endometriose eingesetzt werden, senken Estradiol und können damit vulvovaginale Trockenheit hervorrufen. 

Daneben können lokale Bestrahlungen des Unterleibs oder Chemotherapien zu Schleimhautschädigungen und zu vaginaler Trockenheit führen.

Außerdem gibt es zahlreiche Arzneimittel, die in ihrer Nebenwirkungsliste zwar nicht explizit auf Scheidentrockenheit, doch aber auf trockene Schleimhäute hinweisen. Dazu zählen:

  • Antidepressiva wie Citalopram oder Mirtazapin, 
  • das zur Inkontinenzbehandlung eingesetzte und anticholinerg wirkende Trospium (Spasmolyt®) oder 
  • Antihistaminika, die als OTC-Schlafmittel Verwendung finden (u. a. Doxylamin). 

Welche Erkrankungen und Genussmittel begünstigen Scheidentrockenheit?

Daneben gibt es Erkrankungen, die direkt mit Scheidentrockenheit einhergehen – wie das Sjögren-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung des rheumatischen Formenkreises, bei der Immunzellen Drüsenzellen angreifen und zu trockenen Schleimhäuten führen. Auch Frauen mit Endometriose, Diabetes mellitus oder Multipler Sklerose können sekundär an vulvovaginaler Trockenheit leiden. 

Auch sollte bei Scheidentrockenheit zumindest darüber informiert werden, dass bestimmte Genussmittel wie Kaffee oder Nikotin die Blutgefäße verengen können, was auch eine verminderte Durchblutung der Vaginalschleimhaut nach sich ziehen kann. 

Nicht unterschätzen sollte man außerdem den Effekt auf die Schleimhäute durch Stress oder psychische Erkrankungen.

Übertriebene Intimhygiene führt zu Scheidentrockenheit

Eine übertriebene Intimhygiene kann ebenfalls zur vaginalen Trockenheit führen oder sie zumindest begünstigen. Denn Seifen erhöhen den natürlich sauren Vaginal-pH-Wert – und das auch noch Stunden nach der Anwendung. 

Zwar gibt es spezielle Intimwaschlotionen mit saurem pH-Wert, die eine pH-Verschiebung verhindern. Vergessen darf man jedoch nicht, dass die in Waschlotionen enthaltenen Tenside schützende Fettsäuren aus der Haut auswaschen können und deren Barrierefunktion stören. 

Um den Intimbereich zu reinigen, genügt klares Wasser.

Hilfe aus der Apotheke bei Scheidentrockenheit

Das Gute ist: Vaginale Trockenheit und die damit einhergehenden Beschwerden lassen sich lindern. Viele Präparate – Cremes, Gele, Vaginalzäpfchen zum Befeuchten – gibt es rezeptfrei in der Apotheke. 

Als Wirkstoffe kommen vor allem Glycerol oder Hyaluronsäure infrage, zum Beispiel Vagisan® Feuchtcreme mit Milchsäure (pH-Wert 4,5) und Vagisan® Feuchtcreme Cremolum (Zäpfchen), Arifem® hydro 2in1 Vaginalgel mit Hyaluronsäure und Milchsäure oder Kadehydro® Befeuchtungsgel mit Hyaluronsäure, Multi-Gyn® Liquigel mit unter anderem Galactoarabinan-Polyglucoronsäure und Glycerin. Alle Präparate können zur Befeuchtung und als Gleitgel angewendet werden. 

Multigyn® Liquigel sollte jedoch als Gleitgel nur mit latexfreien Kondomen verwendet werden. Remifemin® Feuchtcreme setzt zusätzlich Hamamelis (Zaubernuss) ein und das antroposophische Präparat Majorana Vaginalgel von WALA Arzneimittel soll vor allem bei Scheidenentzündungen helfen.

Gut zu wissen: Behandlung von Scheidentrockenheit in den Wechseljahren

Während sich befeuchtende Präparate zur Symptomlinderung unabhängig von der Ursache der vaginalen Trockenheit eignen, kann Frauen in den Wechseljahren teilweise auch mit topischen Estrogenen geholfen werden. 

Grundsätzlich empfehlen die Autoren der Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnose und Interventionen“, dass Frauen ihrer Vorliebe entsprechend behandelt werden sollten. Bei einer topischen Estrogenbehandlung (verschreibungspflichtig) raten sie zu Estriol-haltigen Präparaten, da Estradiol zu „relevanten systemisch wirksamen Estradiolspiegeln“ führen könne.

Zusatztipp bei Scheidentrockenheit: Binden statt Tampons

Frauenärzte raten Frauen mit trockener Scheide bei der Periode eher Binden als Tampons zu verwenden. Tampons saugen neben dem Menstruationsblut auch Scheidensekret auf, was die Symptome einer trockenen Scheide noch verschlechtern kann. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Blutung nur sehr schwach ist.

Von der Verwendung von mit Joghurt getränkten Tampons raten Frauenärzte ab. Laut Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF), gehört „Joghurt nicht in die Vagina“. Das erklärt er auf dem Portal „Frauenärzte im Netz“, das der BVF gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe betreibt.

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