Prämenopause – Symptome richtig deuten
In den Wechseljahren endet die reproduktionsfähige Zeit im Leben einer Frau. Mit dem Erreichen der Menopause, der letzten Regelblutung, kommt es zu dauerhaften hormonellen Umstellungen wie einst in der Pubertät. Dabei beginnen die ersten körperlichen Veränderungen bereits viele Jahre zuvor.
Ab circa 40 Jahren spricht man von der Prämenopause, einer Zeit, in der durch erste hormonelle Schwankungen typische Beschwerden auftreten können. Wichtig ist, diese Symptome richtig zu deuten, um betroffenen Kundinnen geeignete Behandlungsmöglichkeiten anzubieten.
Prämenopause äußert sich durch Zyklusunregelmäßigkeiten
In der Prämenopause sind erste Schwankungen im Hormonhaushalt zu verzeichnen. Es kommt zur Alterung und Gewichtsabnahme der Eierstöcke, Follikelverarmung und zu Gewebeveränderungen an den Gefäßen in den Eileitern. Dadurch ist die Bildung von Estrogen nicht mehr gleichmäßig möglich.
Auch nimmt die Progesteron-Produktion allmählich ab und es kann zeitweise zu einer Estrogendominanz kommen. In dieser Phase ist der Estrogenspiegel deutlich höher als der Progesteronspiegel. Außerdem häufen sich anovulatorische Zyklen – also Zyklen ohne Eisprung –, wodurch die Möglichkeit schwanger zu werden deutlich sinkt.
Erste Anzeichen für den Eintritt in die Prämenopause sind Zyklusunregelmäßigkeiten. Diese treten anfangs nur gelegentlich, später immer häufiger auf. Sie sind individuell und können aus einer ganzen Bandbreite von Beschwerden bestehen.
Gut zu wissen: Typische Zyklusschwankungen in der Prämenopause
- Sekundäre Amenorrhoe – Ausbleiben der Periode für mehr als drei Monate
- gefolgt von einer Hypermenorrhoe – starke Blutung mit deutlich erhöhter Blutmenge
- Menometrorrhagien – schwere Blutungen mit unregelmäßigem Intervall
- Polymenorrhoe – kurzer Zyklus unter 25 Tagen
- Oligomenorrhoe – verlängerter Zyklus über 38 Tage
- Menorrhagien – längere Blutungsdauer von über acht Tagen
Wichtig in der Beratung ist, dass die Frauen trotz erheblicher Zyklusschwankungen weiterhin schwanger werden können. Ein geeignetes Verhütungsmittel sollte deshalb bis zum Erreichen der Menopause angewendet werden.
Estrogendominanz vergleichbar mit PMS-Symptomatik
Das bestehende Ungleichgewicht zwischen Estrogen und Progesteron kann auch die Ursache für ein verstärktes prämenstruelles Syndrom (PMS) sein. Auch Frauen, die zuvor nie derartige Symptome gezeigt haben, können nun deutlich darunter leiden.
Die Estrogendominanz fördert in der zweiten Zyklushälfte Beschwerden wie
- Brustspannen,
- erhöhte Reizbarkeit,
- Unterbauchschmerzen,
- leichte Vorblutungen sowie
- unangenehme Kopfschmerzen.
Außerdem kann der plötzliche Estrogenabfall mit Beginn der Periode kurzzeitig erste Hitzewallungen auslösen.
Estrogenrezeptoren an zahlreichen Körperfunktionen beteiligt
Ursächlich für diese zahlreichen Symptome, bedingt durch den Hormonabfall, ist die Verteilung der Estrogen-Rezeptoren ER-α und ER-β im Körper. ER-α findet man beispielsweise an den Eierstöcken, in der Gebärmutter, der Brust, im Hypothalamus und an den Gefäßen, wohingegen ER-β in Knochen, Gehirn, Lunge und ebenso an den Gefäßen und Eierstöcken vorkommt.
Die Estrogen-Rezeptoren sind u. a. beteiligt an der Temperaturregulation, dem Knochenstoffwechsel sowie der Steuerung des Herzrhythmus.
Gut zu wissen: Wann spricht man von vorzeitigen Wechseljahren?
Stellen die Eierstöcke ihre Funktion bereits vor dem 40. Lebensjahr ein, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren oder auch Klimakterium praecox. Davon sind circa 1 % der Frauen betroffen.
Das Depot der Eizellen ist bereits in jüngeren Jahren erschöpft, weshalb die Menopause frühzeitig eintritt und die klassischen Wechseljahresbeschwerden eintreten.
Häufig profitieren die Betroffenen von einer klassischen Hormonersatztherapie, da sie aufgrund des langanhaltenden Estrogenmangels ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen.
Mönchspfeffer-Präparate in der Prämenopause
Arzneimittel mit einem Extrakt aus den Früchten des Mönchspfeffers (Vitex agnus-castus) sind bei Zyklusunregelmäßigkeiten sowie PMS indiziert. Da das hormonelle Ungleichgewicht in der Prämenopause auch auf einem Progesteronmangel beruht, können Mönchspfeffer-Präparate die Beschwerden lindern.
Mönchspfefferfrüchte enthalten Iridoidglykoside wie Aucubin und Agnusid, Flavonole wie Casticin, ätherische Öle, Diterpene sowie Gerbstoffe. Es gibt Hinweise auf eine dopaminagonistische sowie prolaktin-ausgleichende Wirkung.
Die Arzneimittel müssen mindestens drei Monate eingenommen werden, um einen Effekt zu erzielen. Mönchspfefferfrüchte-Extrakt ist u. a. enthalten in Agnucaston® 20 mg Filmtabletten, Agnus Castus STADA®, Femicur® N sowie Agnolyt® MADAUS, Hartkapseln.
Hormonelle Therapie: Progesteronmangel ausgleichen
Bei Zyklusunregelmäßigkeiten sowie PMS-ähnlichen Beschwerden in der Prämenopause kann auch eine hormonelle Behandlung zur Linderung der Symptome beitragen. Die Therapie richtet sich wie in der späteren Perimenopause nach den individuellen Symptomen und dem Leidensdruck.
Um den Estrogenüberschuss auszugleichen, können Gestagen-Monopräparate vom Arzt verordnet werden. Indiziert sind in der Prämenopause:
- Progesteron 100 mg oder 200 mg Weichkapseln (z. B. FAMENITA®, Utrogest®, Progestan®)
- Chlormadinonacetat 2 mg (z. B. Chlormadinon 2 mg fem JENAPHARM®)
Andere Progesteron-Monopräparate mit den Wirkstoffen Dienogest (Visanne®) oder Dydrogesteron (Duphaston®) sind nicht explizit für eine Monotherapie für Beschwerden in der Prämenopause zugelassen.
Der Einsatz von Kombi-Präparaten aus einer Estrogen- sowie Progesteronkomponente wird in der Regel erst ab der Perimenopause empfohlen, wenn die Estrogendominanz in einen typischen Estrogenmangel übergeht.
Hormonelle Verhütungsmittel können Symptome der Prämenopause unterdrücken
Es kann vorkommen, dass die Einnahme eines hormonellen Kontrazeptivums (enthält meist ebenso eine Estrogen- und Gestagen-Komponente) die ersten Symptome der Prämenopause verschleiert. In welchem Alter die hormonelle Verhütung abgesetzt werden sollte, muss mit dem behandelnden Gynäkologen besprochen werden.
Mit zunehmendem Alter erhöht sich gewöhnlich auch das Risiko für thromboembolische Ereignisse, welches zusätzlich noch von weiteren Faktoren wie Übergewicht oder Rauchen abhängt. Quellen:
- https://link.springer.com/article/10.1007/s41975-021-00191-2
- Wiesenauer M, PhytoPraxis, Springer Verlag, 6. Auflage, 2016, Seite 297, 298
- Kühnast C, Rund um die Menopause, Fachartikel in online-academy.ch, 2020
- Gelbe Liste