Thrombose: Eine PTA erzählt von ihrer Erkrankung
Das Auftreten einer Thrombose, also der Verschluss eines Gefäßes durch einen Thrombus bzw. Pfropf, ist in Deutschland keine Seltenheit. Man geht davon aus, dass einer von eintausend Menschen im Laufe seines Lebens daran erkrankt.
Häufig entsteht die Thrombose in den Beinvenen, da es dort leicht zu Störungen des Blutflusses kommt. Eine weitere schwere Form der Thrombose ist die Lungenembolie, bei der ein Thrombus die Versorgung der Lunge behindert. Hochrechnungen zufolge sterben in Deutschland jährlich mindestens 40.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie.
PTA berichtet von ihrer Thrombose-Erkrankung
PTA Anna* musste Anfang des Jahres gleich beides durchmachen: Nach einem Skiurlaub mit der Familie Ende Januar traten typische Symptome auf, die sie zuerst nicht als schwerwiegend einstufte. Da die Schmerzen jedoch immer stärker wurden und Atemnot hinzukam, hatte sie schließlich einen Arzt aufgesucht.
Im Interview mit PTAheute teilt Anna ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit der Erkrankung und gibt Tipps für den Umgang mit möglichen Thrombose-Patienten im Apothekenalltag.
Liebe Anna, danke, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Erzähl doch bitte mal, was dir genau Ende Januar passiert ist.
Wir waren in einem wunderschönen Winterurlaub. Am letzten Tag machten wir eine lange und steile Abfahrt auf der Skipiste. Am Abend bekam ich dann plötzlich Schmerzen in der Wade, die ich die gesamte Urlaubswoche so nicht hatte.
Wie hat sich der Schmerz angefühlt?
So eine Art von Schmerz kannte ich vorher nicht. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, das kam von der letzten etwas härteren Abfahrt. Am Tag danach spürte ich die Schmerzen in der Wade noch stärker, vor allem beim Ausräumen des Hotelzimmers auf der 1. Etage. Hinzu kam Atemnot, die mich zu häufigen Pausen zwang. Weitere Beschwerden hatte ich nicht.
Auf der folgenden siebenstündigen Rückfahrt nach Hause machten wir wenig Pausen. Der Besuch einer Raststätte zeigte mir aber, dass die Schmerzen im Bein schlimmer geworden waren. Trotzdem dachte ich nach wie vor: „Es wird schon nicht so schlimm sein.“
Zu Hause war ich weiterhin voll in Action, musste mich aber häufiger mal hinlegen und ausruhen. Der Schmerz erinnerte mich an einen krampfartigen Muskelkater, nur schlimmer und doch irgendwie anders. Die Wade war weder rot noch heiß und auch nicht geschwollen.
Wann hast du entschieden, den Arzt aufzusuchen?
Am Morgen danach. Schmerzen und Atemnot waren nach wie vor da und deutlich schlimmer geworden. Dennoch dachte ich immer noch nicht an eine Thrombose. Mein Hausarzt hat dann Blut abgenommen und mich aufgrund der Atemnot zum Röntgen der Lunge ins Krankenhaus geschickt. Die Luftnot hatte ich immer nur, wenn ich Treppen stieg. Das war wirklich anstrengend. In Ruhe hatte ich gar keine Symptome.
Im Blut wurde der D-Dimer-Wert untersucht. Ein Marker, der auf das Vorhandensein von Blutgerinnseln hinweist. Das Röntgen war eigentlich überflüssig, da eine Lungenembolie weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden konnte.
Im Blutbild zeigte sich schließlich ein erhöhter D-Dimer-Wert, weshalb im Krankenhaus eine Ultraschalluntersuchung der Wade gemacht wurde. Dadurch konnte die Thrombose bestätigt werden.
Interessant war, dass der Umfang der Wade nicht signifikant verändert war. Am Folgetag wurde die Lungenembolie mittels Computertomographie (CT) bestätigt. Das war am Dienstag, nachdem Samstagabend die ersten Symptome aufgetreten waren.
Der Deutsche Venentag auf PTAheute.de
Die Deutsche Venen-Liga e.V. ist Initiator des jährlich stattfindenden Deutschen Venentags. Der 22. Deutsche Venentag am Samstag, 20. April 2024, soll dazu beitragen, über Risiken, Vorbeugungsmaßnahmen und Behandlungsmethoden von Besenreisern, Krampfadern bis hin zum offenen Bein zu informieren.
Auf PTAheute.de unterstützen wir diese Aktion mit ausgesuchten Beiträgen zur Venengesundheit.
In unserem Podcast berichtet eine Gefäßchirurgin aus Sicht einer Ärztin, wie die Diagnose für Thrombose gestellt und die Erkrankung behandelt werden kann.
Unsere Rezepturexpertin Dr. Annina Bergner zeigt die Chancen und Grenzen in der Selbstmedikation bei Venenleiden auf. Außerdem berichtet eine PTA von ihren Erfahrungen mit Thrombose und Sie erhalten Informationen, wie Sie sich zum zertifizierten Venentrainer ausbilden können, um Ihre Kunden noch besser beraten zu können.
Wie wurde die Thrombose behandelt?
Nach dem Ergebnis wurde mir in der Notaufnahme direkt Heparin intravenös verabreicht, um den Thrombus aufzulösen. Die folgenden Tage wurden dauerhaft Sauerstoffsättigung sowie Blutdruck überwacht, zum Glück waren die Werte alle unauffällig.
Im Liegen hatte ich weiterhin keine Schmerzen und auch keine Atemnot. Am Mittwoch bekam ich dann Kompressionsstrümpfe und durfte das erste Mal aufstehen. Bis zur Entlassung am Freitag bekam ich einmal täglich Clexane® (Enoxaparin-Natrium) als Thromboseprophylaxe gespritzt und wurde auf Eliquis® (Apixaban) 5 mg eingestellt. Das nehme ich nach wie vor ein, und zwar morgens und abends je eine Tablette.
Hast du nach wie vor Schmerzen oder Atemnot und wie hat sich dein Alltag verändert?
Die Wade tat mir noch circa 14 Tage lang weh und auch die Atemnot bestand weiterhin. Ich sollte in Bewegung bleiben, bin am Anfang immer zusammen mit meinem Mann rausgegangen, weil ich Angst hatte, da könnte noch etwas sein.
Mittlerweile ist alles wieder normal. Ich trage nun regelmäßig Kompressionsstrümpfe, vor allem im Apothekenalltag. Ich gehe in meiner Freizeit Joggen oder fahre Fahrrad, das geht alles wieder.
Was ich bei der Nachkontrolle herausgekommen?
Noch gar nichts. Der Termin wurde auf Ende Mai gelegt, da die Einnahme von Eliquis® mindestens 3–6 Monate vorher erfolgen soll. Das Arzneimittel dient als Prophylaxe, dass kein neuer Thrombus entsteht. Für die Lunge wurde keine Nachkontrolle festgelegt, da werde ich mich aber selbst noch einmal auf die Suche nach einem geeigneten Pulmologen machen.
Konnten Ursachen oder mögliche Auslöser festgestellt werden?
Die Ärzte gehen von einem einmaligen Ereignis aus und schieben es auf die Pille (Wirkstoffe Ethinylestradiol und Dienogest), welche ich viele Jahre lang eingenommen habe. Ich bin jetzt fast 51 Jahre alt und habe nach dem Vorfall, mit Beginn eines neuen Zyklus, das Medikament abgesetzt.
Akut war wohl ein drückender Skischuh auslösend, wobei das nicht abschließend geklärt ist. Eine genetische Vorbelastung oder Gerinnungsstörung wurde vorerst ausgeschlossen, wobei ich das demnächst noch einmal untersuchen lassen möchte.
Ich habe mir vor einiger Zeit eine Krampfader, allerdings im anderen Bein, entfernen lassen. Die Ärzte schließen deshalb einen Zusammenhang aus. Ich weiß aber, dass Krampfadern generell zu den Risikofaktoren einer Thrombose gehören.
Bist du bezüglich einer Thrombose nun achtsamer im HV bei den Kunden und deren Symptomen?
Ich werde auf jeden Fall hellhörig, wenn Schmerzen sehr plötzlich auftreten und langsam immer schlimmer werden. Ich frage auch nach einer Schwellung der Wade, allerdings trat diese bei mir nicht auf, weshalb ich das nicht in den Vordergrund stellen würde.
Die Schmerzen können als stechend, vergleichbar mit einem Muskelkater, beschrieben werden, und treten vor allem in Bewegung und weniger in Ruhe auf. Die Frage zu vorangegangenen Aktivitäten, wie in meinem Fall das Skifahren und die lange Autofahrt, kann Indizien liefern. Treten gleichzeitig Atembeschwerden auf, sollte der Gang zum Arzt immer sofort empfohlen werden.
Liebe Anna, vielen Dank, dass du deine Erfahrung mit uns geteilt hast!
*Name wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.
Literatur: https://www.risiko-thrombose.de/definition.html