Fort- und Weiterbildung
PTA – Der Beruf
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Weiterbildung im Bereich Zytostatika: Zusatzqualifikation als PTA Onkologie DGOP

Die Herstellung von Zytostatika kann ein spannendes Aufgabengebiet für PTA sein. Mit der Qualifizierung zur PTA Onkologie DGOP können Interessierte sich auf dieses Gebiet spezialisieren. | Bild:  vizualni /AdobeStock

Den ganzen Tag vermummt in einem Sterillabor zu sitzen, gefilterte Luft einzuatmen und Zytostatika herzustellen – diese Vorstellung erscheint wohl den wenigsten Menschen besonders verlockend. Doch dass das aseptische Arbeiten ein attraktiver, verantwortungsvoller Arbeitsbereich für PTA sein kann, durften wir in der Offenburger Schwarzwald-Apotheke erfahren. Dort konnten wir einen Blick in die aseptische Herstellung werfen und eine PTA mit der Zusatzbezeichnung Onkologie DGOP begleiten.

Vom Praktikum ins Sterillabor

Rezepturen zählten schon während der PTA-Ausbildung zu den Lieblingsaufgaben von Lara Klumpp. | Foto: M. Weinbrenner

Lara Klumpp ist PTA und arbeitet im baden-württembergischen Offenburg. Schon während der Ausbildung gehörte die Anfertigung von Rezepturarzneimitteln zu ihren Lieblingsaufgaben. Und gleich nach Abschluss des Praktikums bekam sie die Möglichkeit, in einem nicht ganz alltäglichen Aufgabengebiet einer PTA zu arbeiten: dem Sterillabor. In der Schwarzwald-Apotheke, eine Fachapotheke für Krebspatienten, ist sie seitdem mit der Herstellung von verschiedensten aseptischen Zubereitungen betraut. 

Nicht mit Rezeptur und Labor zu vergleichen

Die Arbeitsabläufe beim Zubereiten einer aseptischen Lösung sind mehr oder weniger immer gleich – ganz unabhängig davon, ob nun ein Zytostatikum, eine Schmerzlösung oder eine Lösung zur parenteralen Ernährung hergestellt wird. Trotzdem gestalten sich die Arbeitstage der PTA sehr unterschiedlich: „An Wochentagen, an denen viele Verordnungen kommen, liegt mein Schwerpunkt in der Herstellung der Zubereitungen. An Tagen, an denen nicht so viel hergestellt werden muss, bin ich aber auch gerne im Handverkauf tätig oder stelle ‚normale‘ Rezepturen her“, so die PTA.

Sie gibt zu, dass sie sich am Anfang schon sehr unsicher im Sterillabor gefühlt hat. „Die Tätigkeit dort ist überhaupt nicht mit dem Arbeiten in Rezeptur und Labor zu vergleichen.“ Aber die Kolleginnen haben sich immer intensiv um sie gekümmert und viel geholfen habe auch das Vier-Augen-Prinzip bei der Herstellung. Letztendlich ist es wie bei allen Tätigkeiten: Je öfter man es macht, umso besser geht es.

Zusammenarbeit von PTA, PKA und Apothekern gefragt

Zunächst kommt per Fax die Verordnung für einen Patienten. Eine Apothekerin kontrolliert die Dosierung, welche bei Zytostatika oft nach der Körperoberfläche berechnet wird. Auch die Plausibilitätsprüfung wird von einer Apothekerin durchgeführt. Währenddessen werden in der Praxis die Blutwerte des Patienten kontrolliert. Nur wenn diese in Ordnung sind, gibt die Praxis das Okay für die Herstellung. 

Ist der Anruf aus der Praxis erfolgt, schreibt eine Apothekerin die Herstellungsanweisung, erstellt ein Etikett und stellt die Wirk- und Hilfsstoffe bereit. Danach beginnt die eigentliche Herstellung der Lösung gemäß Anweisung. 

Neben der herstellenden PTA sitzt im Sterillabor der Schwarzwald-Apotheke immer eine PKA, welche anreicht und die Arbeitsschritte mitkontrolliert. „Wenn beispielsweise 150 ml Kochsalzlösung in einem Beutel vorgelegt werden müssen, eine Spritze aber nur ein Volumen von 50 ml hat, muss ich dreimal 50 ml aufziehen, um 150 ml vorzulegen. Die PKA zählt dann mit, dass ich auch dreimal aufziehe. Es kann schließlich immer einmal passieren, dass man aus irgendwelchen Gründen abgelenkt wird“, erklärt Lara Klumpp. 

Wenn die Zubereitung fertig ist, wird sie durch eine Schleuse an die Apothekerin übergeben. Diese vergleicht die Zubereitung noch einmal mit dem Protokoll, kontrolliert die Dosierung und prüft, ob das Infusionsbesteck korrekt und alles wirklich dicht verschlossen ist. Abschließend verpackt sie die Zubereitung in eine Transportbox und lässt sie zur jeweiligen Arztpraxis liefern. Die Apothekerinnen übernehmen auch die Beratung der Patienten, die Kommunikation mit den Praxen und die Abrechnung der Rezepte mit der VSA.

Weiterqualifizierung zur PTA Onkologie DGOP

Nach rund einem halben Jahr fühlte sich die junge PTA sicher bei der Herstellung im Sterillabor. Und als ihre Chefin Dr. Marion Weyandt-Spangenberg ihr anbot, die Zusatzqualifikation Onkologie DGOP zu erwerben, war sie sofort Feuer und Flamme. 

Lara Klumpp hat sich für eine Weiterqualifizierung bei der Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) entschieden. Dort lernte sie die Grundlagen der Onkologie und den Umgang mit CMR-Stoffen kennen. Daneben konnte sie auch die validierte Herstellung und den Einsatz des Spillkits üben. Das gab ihr viel Sicherheit im Sterillabor. Gleichzeitig lernte sie auch die Hintergründe der einzelnen Erkrankungen kennen und besser einzuschätzen. 

In einem zweiten Block ging es um die spezielle Ernährung bei Krebs sowie die Bearbeitung verschiedener Therapieschemata. Auch der Umgang mit Patienten und Angehörigen sowie die Ermittlung der Dosierungen gehörten zur Weiterbildung. 

Für die Abschlussprüfung musste Lara Klumpp ein Thema ausarbeiten und einem Prüfungsausschuss in einer Präsentation vorstellen. Nach erfolgreich bestandener Prüfung trägt sie nun die Zusatzbezeichnung PTA Onkologie DGOP.

PTA Onkologie DGOP

Die PTA-Weiterqualifizierung Zytostatika umfasst praktische sowie theoretische Inhalte und findet in zwei Blöcken an jeweils einem Wochenenden statt. Der theoretische Teil erfolgt in Seminargruppen mit bis zu 24 Teilnehmern. Im praktischen Teil wird in Kleingruppen mit 6 Personen gearbeitet.

Nach Abschluss beider Blöcke kann die Zusatzbezeichnung „PTA Onkologie DGOP“ im Rahmen einer mündlichen Prüfung erworben werden. Diese findet an einem separaten Prüfungswochenende teil. Um für die Prüfung zugelassen zu werden, müssen PTA ein Jahr Erfahrung im Sterillabor und die Herstellung von 100 aseptischen Zubereitungen nachweisen. 

Die Seminargebühren belaufen sich derzeit auf 1.258 EUR (netto zzgl. MwSt.; inkl. Seminarunterlagen und Verpflegung während der Veranstaltung). Hinzu kommt die Prüfungsgebühr von 150 Euro (für DGOP-Mitglieder) bzw. 258 Euro (für Nicht-Mitglieder).

Weitere Informationen sowie die aktuellen Seminartermine erhalten Sie auf der Website der DGOP.

Spezialisierung als Zugang zu verantwortungsvollen Aufgabengebieten

Lara Klumpp kann allen PTA nur wärmstens empfehlen sich in dem Fachgebiet weiterzubilden. So kann sich jeder ein verantwortungsvolles Aufgabengebiet in der Apotheke erarbeiten. Zudem profitiert das gesamte Team und vor allem die Patienten von der individuellen Fachkompetenz der Apothekenangestellten.

Neben der DGOP bieten auch andere Institutionen wie beispielsweise die Landesapothekerkammern Kurse und Schulungen zum sterilen Arbeiten – insbesondere zur Herstellung von Zytostatika – an. Die erworbenen Qualifikationen sollten in jedem Fall kontinuierlich erweitert und regelmäßig aufgefrischt werden. 

Der Besuch in der Schwarzwald-Apotheke hat uns gezeigt: Arbeiten im Sterillabor ist nicht nur die Zubereitung steriler Lösungen – sondern ein attraktiver, verantwortungsvoller Arbeitsbereich für PTA! 

Wir bedanken uns bei der Schwarzwald-Apotheke in Offenburg, insbesondere bei PTA Lara Klumpp, für die tolle Zusammenarbeit und das nette Interview!

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