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Säurereduzierte Diät ist positiv für Herz und Niere

Arzt hält herzförmige Schale mit Obst und Gemüse in beiden Händen
Eine pflanzenbasierte Ernährung ist hilfreich bei Nierenerkrankungen. | Bild: New Africa / AdobeStock

Der menschliche Körper arbeitet mithilfe eines Puffersystems, um Einflüsse aus der Umwelt abzufedern und so einen Blut-pH-Wert von 7,35–7,45 zu erhalten. In diesem Bereich können physiologische Prozesse optimal ablaufen. Außerdem wird diese wichtige Körperfunktion durch Ausscheidungsorgane wie die Nieren unterstützt, welche überschüssige Säuren aus dem Körper schleusen.

Durch die moderne Lebensweise hat sich über die Jahre die Säurelast immer weiter erhöht, was den Körper und die betreffenden Organe belastet. Insbesondere eine Ernährung mit viel Fleisch und tierischen Proteinen erhöht die tägliche Säurelast immens. 

Im Gegensatz dazu kann eine überwiegend pflanzenbasierte Lebensweise, die reich an Kalium, Magnesium und Calcium ist, eine alkalisierende Wirkung haben und so die körpereigenen Puffersysteme entlasten. 

In einer aktuellen Studie wurde nun der Einfluss einer säureregulierenden Ernährung in Bezug auf die Herz- und Nierengesundheit untersucht.

Studie: Beeinflusst Absenken der Säurelast eine Nierenerkrankung?

Die Ergebnisse der kontrollierten, randomisierten Interventionsstudie wurden im August 2024 im „The American Journal of Medicine“ veröffentlicht. Die 153 Probanden zeigten alle erste Anzeichen einer Niereninsuffizienz (Makroalbuminurie), wobei die Nierenfunktion selbst noch nicht reduziert war. 

Außerdem litten alle an einer primären Hypertonie. Das durchschnittliche Gewicht betrug 84 kg, es lag keine weitere Erkrankung am Herzen und kein Diabetes mellitus vor. Die einbezogenen Personengruppen waren überdurchschnittlich divers (ca. 50 % Afroamerikaner).

Die Teilnehmer wurden in drei Untersuchungsgruppen eingeteilt und über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Alle Gruppen erhielten als Standardtherapie (Standard of Care, SOC)  je nach Indikation ein Antihypertonikum (Enalapril) und/oder ein Statin (Atorvastatin). Im Weiteren unterschieden sich die Untersuchungsgruppen wie folgt:

Gruppe 1: Standardtherapie kombiniert mit einer säurereduzierten Diät mit viel Gemüse und Obst

Gruppe 2: Standardtherapie kombiniert mit Natriumhydrogencarbonat (Natron ist basenbildend)

Gruppe 3: Standardtherapie als alleinige Intervention

Die Forscher untersuchten, inwieweit das Voranschreiten der Nierenerkrankung durch das Absenken der Säurelast beeinflusst werden kann. Zudem wurden Parameter bestimmt, um das kardiovaskuläre Risiko festzustellen bzw. den Einfluss auf den Blutdruck zu untersuchen. 

Das Angebot von Natron bzw. Obst und Gemüse in den Gruppen 1 und 2 war so angepasst, dass die Alkalisierung im Körper ungefähr als gleichwertig zu betrachten ist.

Säurereduzierte Diät beeinflusst Herz und Nieren positiv

Im Ergebnis zeigten die Gruppen 1 und 2 einen deutlichen Vorteil gegenüber der einfachen Standardtherapie mit Medikamenten. Die mittlere Verschlechterung der „geschätzten glomerulären Filtrationsrate“ (eGFR – wichtiger Parameter zur Abschätzung der Nierenfunktion) war in Gruppe 1 am niedrigsten (1,08 mL/min/1,73 m2 KOF/Jahr), dicht gefolgt von der Natron-Gruppe (1,17 mL/min/1,73 m2 KOF/Jahr). Gruppe 3 zeigte eine deutlich höhere Verschlechterung (1,94 mL/min/1,73 m2 KOF/Jahr) über den Studienzeitraum von fünf Jahren.

Das kardiovaskuläre Risiko konnte in Gruppe 1 mit Abstand am stärksten reduziert werden. Neben der Absenkung des systolischen Blutdrucks um 5 mmHg (klinisch betrachteter Wert) zeigten sich in den Blutbildkontrollen weitere positive Entwicklungen bezüglich der Blutfettwerte LDL- und LP(a)-Cholesterin. Im Vergleich zu Gruppe 2 und 3 war auch der BMI leicht gesunken.

Gut zu wissen: Was sagt LP(a)-Cholesterin aus?

Der LP(a)-Wert (Lipoprotein(a)) ähnelt dem LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) und wird als moderner Marker bzw. Risikofaktor bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse angesehen. 

LP(a) dient als Transportprotein für Cholesterin und kann insbesondere chronische Entzündungen im Gefäßsystem verursachen. 

Außerdem wirkt es prothrombotisch, weshalb erhöhte Werte an LP(a)-Cholesterin mit der Entstehung von Herzinfarkten in jüngeren Jahren assoziiert sind. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt deshalb, diesem Wert besondere Beachtung zu schenken, um das kardiovaskuläre Gesamtrisiko zukünftig besser einschätzen zu können. 

Der individuelle LP(a)-Cholesterin-Wert wird zu über 90 % genetisch beeinflusst und kann nach aktuellem Wissensstand im Gegensatz zu LDL nicht durch eine Änderung von Ernährung oder Lebensstil gesenkt werden.

Forscher für säurearme Diät als primäre Behandlungsstrategie

Die sehr aufwändige und mit Sorgfalt durchgeführte Studie zog sich insgesamt über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren, um eine aussagekräftige Probandenzahl zu generieren. Die Teilnehmer mussten in ein ganz enges Schema passen, weshalb im Erst-Screening knapp 30.000 Menschen mit Hypertonie betrachtet wurden.

Aufgrund der Ergebnisse der Interventionsstudie empfehlen die Forscher die pflanzenbasierte Diät als Therapieansatz Nummer 1 bei primärer Hypertonie, noch bevor eine medikamentöse Behandlung eingeleitet wird. 

Stellt sich keine Besserung ein, kann anschließend die Standardtherapie mit geeigneten Arzneimitteln ergänzt werden. Das positive kardiovaskuläre Ergebnis der Gruppe 1 könnte zusätzlich mit einer erhöhten Zufuhr an sekundären Pflanzenstoffen zusammenhängen, welche sich günstig auf die Vermeidung von Entzündungen im Körper auswirken. Quelle:
- https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Saeurearme-Ernaehrung-nutzt-Niere-und-Herz-452202.html
- https://www.amjmed.com/article/S0002-9343(24)00486-8/fulltext
- https://www.amjmed.com/article/S0002-9343(24)00357-7/abstract
- https://herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/weltherztag-lipoprotein