Titelbild: drubig-photo / AdobeStock
Übelkeit und Erbrechen bei Kindern – Ursachen und Linderung

Übelkeit und Erbrechen entstehen durch eine Reizung bestimmter Bereiche des Brechzentrums im Gehirn. Während Übelkeit oft als einzelnes Symptom auftritt, wird das Erbrechen normalerweise immer durch eine vorangegangene Übelkeit eingeläutet.
Hinweise auf bald einsetzendes Erbrechen sind ein starker Würgereiz, Blässe, erhöhter Speichelfluss oder ein unangenehmes Wärmegefühl. Da es zahlreiche Auslöser gibt, ist es im Alltag insbesondere bei Kindern nicht immer einfach, die Ursache direkt zu erkennen.
Übelkeit und Erbrechen: Welche Ursachen gibt es?
Die Ursachen von Übelkeit und Erbrechen sind vielfältig und werden in den meisten Fällen über zentrale Bereiche des Gehirns oder den Magen-Darm-Trakt hervorgerufen.
Häufige Auslöser bei Kindern sind beispielsweise
- Magen-Darm-Infekte,
- akute Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
- Migräne,
- Reiseübelkeit,
- Hitzeschäden (z. B. Sonnenstich oder Hitzschlag),
- Gehirnerschütterungen,
- Schleimhautreizungen (z. B. durch fettige Speisen oder viel Zucker),
- Magenüberdehnungen,
- Entzündungen im Magen-Darm-Trakt,
- Störungen in der Verdauung (z. B. Verschluss oder Verengungen) sowie
- Nervosität.
Manchmal ist keine klare Ursache für die Übelkeit erkennbar. Unter Umständen kommt und geht sie in unregelmäßigen Abständen, während das Kind sich in der Zwischenzeit völlig gesund fühlt.
Hält dies über einen längeren Zeitraum an, sollte die Möglichkeit einer seelischen Belastung in Betracht gezogen werden. Hier können nach einem Arztgespräch Entspannungsübungen oder Psychotherapie eingesetzt werden.
Übelkeit bei Kindern: An Nahrungsmittelallergien und Vergiftungen denken
„Spuckkinder sind Gedeihkinder“ – diese alte Volksweisheit macht bereits klar, dass Säuglinge, die sich nach der Nahrungsaufnahme häufig übergeben, nicht in jedem Fall behandlungsbedürftig krank sind, sofern sie normal wachsen und an Gewicht zunehmen.
Davon abzugrenzen sind Nahrungsmittelallergien, die vermehrt im Kindesalter auftreten und häufig durch Proteine aus Kuhmilch oder Hühnerei, Erdnüsse, Soja, Haselnüsse oder Weizen ausgelöst werden.
Zu den Symptomen gehören neben Übelkeit und Erbrechen auch Krämpfe, Durchfall, Ekzeme, Fließschnupfen oder Schwindel. Die Probleme zeigen sich meist zeitverzögert zur Nahrungsaufnahme und werden schlimmer, je häufiger das Lebensmittel verzehrt wird.
Bei Säuglingen können teilweise sehr schwere Allergieformen auftreten, vor allem durch die Reaktion auf Kuhmilch in Prä-Nahrung. Hier ist immer ein Gespräch mit dem Kinderarzt notwendig, insbesondere dann, wenn zusätzlich Wachstumsstörungen oder Gewichtsabnahme auftreten. Ein Wechsel auf ein allergenfreies Produkt führt in der Regel zu einer schnellen Besserung der Problematik.
Auch Vergiftungen können bei Kindern gelegentlich nach dem versehentlichen Verzehr von Giftpflanzen oder Reinigungsprodukten vorkommen. Da die Aufnahme oft unbemerkt passiert, treten die Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen plötzlich und ohne bekannte Ursache auf. Hier kann bei Verdacht beispielsweise der Giftnotruf der Charité Berlin kontaktiert werden, um sofortige Hilfe zu erhalten.
Magen-Darm-Infekt: Übelkeit durch Noroviren
Häufige Erreger einer akuten Gastroenteritis bei Kindern sind Noroviren. Sie sind hochinfektiös und können über einen sehr langen Zeitraum auf Oberflächen überleben. Aus diesem Grund breiten sie sich besonders leicht in Kindertagesstätten und Schulen aus. Neben Übelkeit und Erbrechen kommt es auch zu Durchfall und Bauchschmerzen. Die Erkrankung heilt in der Regel innerhalb von zwei bis drei Tagen von alleine aus.
Auch Rotaviren können akute Magen-Darm-Infekte bei Kindern auslösen, wobei im Vergleich zu einer Norovirus-Infektion vor allem schwere Durchfälle vorkommen. Problematisch ist hierbei ein starker Flüssigkeitsverlust, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, der unbedingt vermieden werden sollte. Durch eine Schluckimpfung in den ersten Lebenswochen des Babys können schwerwiegende Verläufe durch Rotaviren reduziert werden.
Eine Sonderform stellt die Lebensmittelvergiftung dar, die durch die Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel mit Krankheitserregern verursacht wird. Die Symptome treten meist spontan auf und gehen mit einer langwierigen Übelkeit einher, wobei durch einmaliges Erbrechen eine sofortige Besserung zu erwarten ist.
Gut zu wissen: Wann muss das Kind zum Arzt?
Übelkeit nach einem Sturz oder Unfall kann ein Hinweis auf eine Gehirnerschütterung sein. In diesem Fall sollte das Kind so schnell wie möglich an einen Kinderarzt verwiesen werden.
Bei
- starkem, häufigem oder blutigem Erbrechen,
- schlechtem Allgemeinzustand,
- Kopfschmerzen mit Schwindel,
- Störungen des Bewusstseins oder der Atmung,
- krampfartigen Bauchschmerzen und
- anhaltendem Fieber über 38,5 °C
sollten PTA die Eltern mit ihrem Kind immer zum Arzt schicken. Säuglinge unter drei Monaten sollten bereits ab einer Körpertemperatur von 38 °C ohne lange Wartezeit einem Kinderarzt vorgestellt werden.
Gastroenteritis: Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Muss sich das Kind zum ersten Mal übergeben, so sollte es vor allem beruhigt werden. Bei häufigerem Erbrechen muss der dadurch bedingte Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden, um einer Dehydratation vorzubeugen. Am besten sind dazu beruhigende Kräutertees oder stilles Wasser geeignet.
Die Getränke sollten schluckweise zugeführt werden, da auf einmal getrunkene große Mengen erneutes Erbrechen auslösen könnten. Säurehaltige Getränke wie Fruchtsäfte und Limonaden sollten besser gemieden werden, da sie den Magen zusätzlich reizen würden. Dasselbe gilt für kühlschrankkalte und koffeinhaltige Getränke.
Im Gegensatz zur Flüssigkeitsverweigerung ist es absolut in Ordnung, wenn das Kind nichts essen möchte und einen Tag lang Diät hält. Damit der Blutzuckerspiegel nicht zu weit absinkt, können Traubenzucker oder Honig in die Getränke eingerührt werden.
Wenn der Appetit langsam zurückkommt, eignen sich für den Beginn leicht verdauliche Speisen wie Zwieback, ein geriebener Apfel oder eine zerdrückte Banane. Eine warme Brühe kann helfen, den Mineralstoffverlust auszugleichen. Auch Wärmeauflagen beruhigen den Magen und werden als angenehm empfunden.
Säuglinge, die gestillt werden, sollten ca. alle zwei Stunden immer wieder angelegt werden. Ein Verdünnen der Muttermilch ist nicht nötig. Sollte das erkrankte Kind die Flüssigkeitsaufnahme verweigern, muss es in ärztliche Behandlung gebracht und eventuell per Infusion versorgt werden. Flüssigkeitsverlust führt bei Kleinkindern deutlich schneller zur Dehydratation als bei Erwachsenen.
Gut zu wissen: Anzeichen für Dehydratation
- trockener Mund,
- weißliche Haut,
- Schläfrigkeit,
- häufige trockene Windeln,
- Teilnahmslosigkeit sowie
- tief liegende Augen
Wichtig bei Kindern: Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
Zur Unterstützung sollten bei Kindern immer geeignete Präparate zur Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution empfohlen werden. Geeignet sind Pulver zur Herstellung einer Trinklösung (z. B. Oralpädon® 240 Erdbeere Pulver), die alle wichtigen Mineralien enthalten.
Je nachdem wie stark die Symptome ausgeprägt sind, kann die Lösung auch verteilt über den Tag getrunken werden. Sollten Kinder die Lösung ablehnen, kann sie gekühlt und in kleinen Portionen über einen Löffel verabreicht werden. Auch Säuglinge sollten zwischen den Stillmahlzeiten eine Elektrolytlösung erhalten.
Reiseübelkeit bei Kindern: Das sollte in die Reiseapotheke
Ist die Fahrt in den Urlaub z. B. mit einer längeren Auto- oder Schiffsreise verbunden, so können auch Kinder von einer Reiseübelkeit betroffen sein. Oft betrifft es Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, da die Sinneswahrnehmung hier besonders sensibel reagiert.
Die Reiseübelkeit entsteht meist aufgrund einer gegensätzlichen Wahrnehmung der Umgebung mit den Augen einerseits und mit dem sich in Bewegung befindenden Körper andererseits. Die darauf folgende Stressreaktion führt zu typischen Symptomen wie Übelkeit, Schläfrigkeit, Gähnen und einem unangenehmen Wärmegefühl, die auf Dauer Erbrechen begünstigen.
Wenn bekannt ist, dass das Kind Reiseübelkeit bekommen kann, sollte bereits eine Stunde vor Reisebeginn ein Antihistaminikum der ersten Generation eingenommen werden, um der Übelkeit vorzubeugen. Dazu gehören Präparate mit Diphenhydramin (z. B. Emesan® ab sechs Jahren) oder Dimenhydrinat (z. B. Vomex A®, Vomacur®).
Aufgrund ihrer zentralen Wirkung haben sie einen antiemetischen Effekt, können aber auch Müdigkeit und einen trockenen Mund als Nebenwirkung verursachen. Je nach Alter stehen verschiedene Formulierungen zur Verfügung, darunter Zäpfchen, Tabletten, Sublingualtabletten oder Saft. Kaugummis (Superpep® Reise Kaugummi ab sechs Jahren) wirken besonders schnell und können vor allem bei plötzlich auftretenden Beschwerden die Übelkeit reduzieren.
Auch Ingwer ist bei Reiseübelkeit indiziert. Das Präparat Zintona® ist für alle ab sechs Jahren geeignet und sollte prophylaktisch vor Reisebeginn eingenommen werden. Literatur:
https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-024l_S2k_Gastrointestinale_Infektionen_2023-11_1.pdf
Klara Weitsicht in Aktion: Übelkeit und Erbrechen
https://online-academy.ch/de/learning-objects/tile/details/kurs769/module794
https://www.gelbe-liste.de/
Gut zu wissen: Antiemetika bei Kindern unter 3 Jahren?
Fertigarzneimittel mit den Wirkstoffen Diphenhydramin und Dimenhydrinat sind freiverkäuflich in vielen Wirkstärken auch schon für Kleinkinder erhältlich und bei Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Ursache indiziert.
Die Therapie mit diesen Antihistaminika kann die Genesung aber nicht beschleunigen und sollte aufgrund zahlreicher Neben- und Wechselwirkungen nicht bei milden Symptomen (wie bei einem Magen-Darm-Infekt) empfohlen werden.
Bei schwerer Symptomatik kann der Kinderarzt eine kurzzeitige Therapie in Betracht ziehen, wobei Kontraindikationen wie Epilepsie, Asthma oder Herzrhythmusstörungen beachtet werden müssen.
Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders sensibel auf diese Wirkstoffe, weshalb es bei fehlerhafter Dosierung schnell zu schweren Nebenwirkungen wie Krampfanfällen und Atembeschwerden kommen kann.
Deshalb sollten sie im Rahmen der Selbstmedikation nicht an Kinder unter drei Jahren abgegeben werden, auch wenn sie bereits für Babys ab 6 kg Körpergewicht zugelassen sind.
Hier ist eine genaue Indikationsstellung durch den Kinderarzt wichtig, um eine Nutzen-Risiko-Bewertung durchzuführen. PTA sollten die Eltern in der Apotheke zur Einhaltung der exakten Dosierung beraten und zusätzlich geeignete Einnahmehinweise auf der Verpackung notieren.