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Bauchmigräne bei Kindern oft unentdeckt

Junge fasst sich an Bauch und ist leicht gekrümmt
Häufig klagen Kinder über Bauchschmerzen. Insbesondere im Alter zwischen fünf und zehn Jahren können die Beschwerden durch schulischen Stress bedingt sein. | Bild: Art_Photo / AdobeStock

Bei einer abdominellen Migräne – auch bekannt als Bauchmigräne – treten anfallsartig und in regelmäßigen Abständen Bauchschmerzen ohne Fieber auf. Begleitend zu den Bauchschmerzen kann es häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Blässe sowie Appetitlosigkeit und Lichtempfindlichkeit kommen.  

Die Schmerzen treten dabei meist im Bereich des Bauchnabels auf und können von einer Stunde bis zu drei Tagen dauern. In der Regel müssen sich Betroffene hinlegen und können ihren alltäglichen Beschäftigungen in dieser Zeit nicht nachgehen. Zwischen den periodisch auftretenden Bauchschmerzattacken treten keine Beschwerden auf.

Bauchmigräne meist bei Kindern unter zehn Jahren

Nach Angaben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sind etwa 1 bis 4 % Prozent aller Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren von einer abdominellen Migräne betroffen – nach Berichten aus den USA sogar bis zu 9 %.  

Damit gehört die abdominelle Migräne zu den häufigsten Ursachen funktioneller Bauchbeschwerden bei Kindern.

Was sind Auslöser einer Bauchmigräne?

Um körperliche Ursachen für die Bauchschmerzen bei Kindern auszuschließen, sollten Eltern immer zur Abklärung einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen. Deutet alles auf eine Bauchmigräne hin, ist es empfehlenswert, zusammen mit dem betroffenen Kind, ein Bauchschmerztagebuch zu führen, um die sogenannten Triggerpunkte herauszufinden.

Zur Erinnerung: Was sind Trigger?

Als Trigger oder Triggerpunkt bezeichnet man in der Medizin einen Auslöser für Symptome bzw. Krankheitszustände. Beispielsweise können Triggerpunkte wie grelles Licht, Wettereinflüsse oder hormonelle Schwankungen einen Migräneanfall auslösen.

Psychischer Stress zählt dabei zu den relevantesten Auslösern. In einer ÜbersichtsarbeitNational Library of Medicine: "Review of Abdominal Migraine in Children"  berichten die zwei Gastroenterologinnen Dr. Demiana Azmy und Dr. Cary Qualia aus New York, dass Bauchmigräne in zwei Altersklassen besonders häufig auftritt: bei Fünf- und Zehnjährigen. Ihrer Einschätzung nach hängt das mit dem schulischen Stress zusammen, der in diesen Altersgruppen gehäuft auftritt: Einschulung mit circa fünf Jahren und mit circa zehn Jahren Wechsel auf die weiterführende Schule.

Daneben können aber noch weitere Auslöser wie etwa

  • Erschöpfung,  
  • Schlafmangel,
  • grelles oder flackerndes Licht sowie
  • diätetische LebensmittelNational Library of Medicine: "Pediatric abdominal migraine: current perspectives on a lesser known entity"  – etwa Zitrusfrüchte, Käse, Schokolade, kohlensäurehaltige Getränke –

eine abdominelle Migräne begünstigen.

Die tatsächliche Ursache einer Bauchmigräne ist jedoch wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt.

Migränekopfschmerz durch Bauchmigräne?

Die Beschwerden einer Bauchmigräne nehmen mit der Pubertät häufig ab oder verschwinden gänzlich. Erwachsene sind in der Regel nur noch selten davon betroffen. Vielmehr geht im Laufe der Jahre eine abdominelle Migräne in einen Migränekopfschmerz über.  

Da Migränekopfschmerz jedoch oft mit weiteren Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Reizdarm, einhergeht, leiden manche Erwachsene weiterhin an Bauchbeschwerden.

Keine spezifische Therapie bei abdomineller Migräne

Für Betroffene mit einer Bauchmigräne gibt es noch keine zugelassene spezifische Therapie. „Nur einige wenige kleine Studien haben Behandlungsansätze für abdominelle Migräne evaluiert“, berichten die beiden Gastroenterologinnen Azmy und Qualia. Sie erklären weiter, dass man sich vorrangig an den Erfahrungen von Migränekopfschmerz orientiert.  

Betroffene sollten sich während einer Bauchmigräneattacke ausruhen, bis die Symptome wieder verschwunden sind. Auch können Entspannungsübungen, wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training, die Beschwerden lindern. Reicht dies allein nicht aus, kann nach ärztlicher Absprache Ibuprofen 10 mg/kg, Paracetamol 15 mg/kg oder Sumatriptan 10 mg intranasal verabreicht werden.  

In der Regel klingen „akute Symptome bei mehr als 80 Prozent der Patienten mit Ruhe in einem dunklen, stillen Raum und einfacher Analgesie ab“, so ein britisches Autorenteam um die Neurologin Dr. Heather Angus-Leppan vom University College London.

Präventive Maßnahmen bei Bauchmigräne

Können die Triggerpunkte einer Bauchmigräne erkannt werden, sollten diese nach Möglichkeit gemieden werden.  

Es können auch Strategien entwickelt werden, um beispielsweise zu lernen, wie man mit Stress umgeht und wie eine gute Schlafhygiene  eingeübt werden kann.

Ein weiterer möglicher Ansatz sind psychotherapeutische Maßnahmen wie eine kognitive Verhaltens-, Hypno- oder Familientherapie.

Ernährung kann Symptome einer Bauchmigräne beeinflussen

Auch die Ernährung kann Einfluss auf eine abdominelle Migräne haben. So sind längere Fastenzeiten, Dehydratation sowie Lebensmittel, die mit Geschmacks- oder Farbstoffen versehen sind, eher ungünstig. Im Fokus sollte eine gesunde und ausgewogene Ernährung stehen.  

Eine Arbeitsgruppe stellte 2012Pediatric Drugs: "Abdominal Migraine Evidence for Existence and Treatment Options"  fest, dass durch eine oligoantigene Diät die Symptomatik bei 77 Prozent der Betroffenen gelindert werden konnte.

Gut zu wissen: Was ist eine oligoantigene Diät?

Bei der sogenannten Oligoantigen-Diät sollen mögliche allergieauslösende Stoffe in der Nahrung vermieden werden. Im Rahmen dieser Diät wird daher unter anderem auf Eier, Milch, Erdnüsse, Fisch, Weizen sowie auf Farb- und Konservierungsstoffe verzichtet. Die oligoantigene Diät wird teilweise bereits bei Kindern mit ADHS eingesetzt.

Jedoch ist die Wirksamkeit von Diäten sowie der Einsatz von Probiotika bei einer Bauchmigräne nicht abschließend bewiesen.

Medikamentöse Behandlung einer Bauchmigräne

Treten die Bauchschmerzattacken mehr als zweimal im Monat auf oder ist das betroffene Kind trotz Akutbehandlung stark beeinträchtigt, können präventiv Medikamente empfohlen werden, so die Neurologin Dr. Angus-Leppan. Unter ärztlicher Absprache kann dann z. B. der Betablocker Propranolol oder das Antihistaminikum Cyproheptadin verordnet werden.

Bei betroffenen Kindern sei weder mit neurologischen Defiziten noch mit Gedeihstörungen zu rechnen. Jedoch kann das Risiko für eine Migräne im Jugendlichen- bzw. Erwachsenenalter erhöht sein, so die Neurologin Dr. Angus-Leppan und ihr Team. Quellen:
- https://www.leben-und-migraene.de/migraene/migraene-bei-kindern#bauchmigraene
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Allerweltssyndrom-Bauchschmerzen-Schon-an-Bauchmigraene-gedacht-441116.html
- https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/bauchmigraene-individuelle-ausloeser-durch-bauchschmerztagebuch-ermitteln/