Wann ergibt der Einsatz von Probiotika Sinn?
Das medizinische Interesse, unsere Darmbakterien weiterzuerforschen, ist groß, weshalb es sehr viele Studiendaten gibt. Die Schwierigkeit besteht darin, eine allgemeingültige Empfehlung auszusprechen, da sich die Produkte sowie die einzelnen Bakterienstämme stark voneinander unterscheiden.
In den deutschen Leitlinien findet man dennoch bereits eindeutige Empfehlungen für die Einnahme von Probiotika bei bestimmten Symptomen bzw. Erkrankungen. Gerade für die alltägliche Beratung in der Apotheke ist es von Vorteil, sich mit diesen Aussagen zu befassen, um indikationsbezogen den Kunden vollumfänglich weiterzuhelfen.
Empfehlung bei Kunden mit Reizdarmsyndrom
Die S3-Leitlinie besagt, dass ausgewählte Probiotika zur Behandlung des Reizdarmsyndroms eingesetzt werden sollten. Die Wahl des Bakterienstammes erfolgt hinsichtlich der gegebenen Symptomatik, die bei Reizdarm sehr unterschiedlich ausfallen kann. Die Beurteilung der Studien ist deshalb sehr schwierig, da die Symptome von Durchfall, Verstopfung bis hin zu Blähungen reichen und das Apothekenpersonal gezielt geeignete Präparate auswählen muss.
Beispielsweise erhöht Bifidobacterium bifidum MIMBb75 – welches in Kijimea Reizdarm® enthalten ist – das generelle Wohlbefinden und senkt typische Einzelsymptome wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.
Neben den positiven Effekten vieler Einzelstämme, die auch in Lebensmitteln wie Kefir vorkommen, konnten zahlreiche Kombinations-Probiotika zur Linderung von Reizdarmsymptomen wie Schmerzen, Verstopfung oder Gasbildung führen.
Positive Effekte bei infektiöser Magen-Darm-Entzündung
Leiden Patienten unter einer akuten infektiösen Gastroenteritis, können Probiotika ergänzend empfohlen werden. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Einnahme von Probiotika eine Verkürzung der Erkrankungsdauer und eine Verminderung der Schwere des Krankheitsgeschehens bewirken und gleichzeitig die Ansteckungsfähigkeit verringern kann.
Bei Kindern hat Saccharomyces boulardii (z. B. in Perenterol® Kapseln und Pulver) einen positiven Effekt auf die Dauer der Erkrankung gezeigt.
Studienlage häufig noch zu dünn
In vielen anderen Leitlinien, beispielsweise zur Behandlung von Morbus Crohn, dem atopischen Ekzem, chronischer Verstopfung oder Divertikulose, wird lediglich auf die eventuell positiven Effekte von Probiotika hingewiesen, allerdings wird keine evidenzbasierte Empfehlung ausgesprochen. Meist liegt es nicht an negativen Studienergebnissen, sondern an der unzureichenden Datenlage.
Bei der Behandlung von Neurodermitis wird empfohlen, die Studien gezielt an größeren Kollektiven durchzuführen, um die Datenlage zu verbessern. Die unterschiedlichen Dosierungen und die Verwendung von verschiedenen Stämmen erschweren die Beurteilung der Ergebnisse zusätzlich. Bislang findet man in den Leitlinien keine genauen Angaben zu konkreten Präparaten, Applikationsformen oder Einnahmezeitpunkten, sondern nur zu möglichen guten Erfolgen bei der Therapie mit einzelnen Stämmen oder Kombinationspräparaten.
Zukünftig werden wohl immer mehr Daten zur Verfügung stehen, was die Therapie vereinfacht und Sicherheit in der Empfehlung geeigneter Präparate bei verschiedenen Indikationen ermöglicht. Die Behandlungserfolge lassen hoffen, dass die evidenzbasierte Therapie mit Probiotika in den kommenden Jahren mehr Aussagekraft erlangt.