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Warum riecht Urin nach dem Spargelessen?

Ein Bund grüner Spargel und ein Bund weißer Spargel liegen neben einem Kännchen Sauce Hollandaise auf einem Teller
Bild: karepa / AdobeStock

Es ist ganz typisch, dass Urin nach dem Verzehr von Spargel streng riecht. Doch es gibt Menschen, die den stechenden Geruch nicht wahrnehmen können. Forscher haben nun untersucht, woran das liegen könnte, und fanden Antworten in den Genen.

Wie entsteht der Geruch des „Spargel Urins“?

Der Geruch des Urins nach dem Spargelessen ist sehr charakteristisch. Er riecht streng, etwas faulig und zieht einem direkt in die Nase. Auslöser ist eine spezielle Säure, die natürlicherweise im Spargel vorkommt. 

Sie wird als Asparagusinsäure bezeichnet und ist vom lateinischen Begriff Asparagus officinalis für Spargel abgeleitet. Sie zeigt in ihrer Reinform keinen stechenden Geruch, sondern entfaltet diesen erst aufgrund verschiedener Verdauungsprozesse nach dem Verzehr. 

Enzyme der Leber und Niere bauen die Säure so ab, dass am Ende charakteristisch riechende schwefelhaltige Metabolite wie Methanthiol, Dimethylsulfid und Dimethylsulfoxid entstehen. Erst diese Mischung erzeugt den Geruch des „Spargel Urins“.

Gut zu wissen: unterschiedlich viel Asparagusinsäure in Spargelsorten

Spargel produziert die Asparagusinsäure, um die Pflanze während des Wachstums zu schützen. 

Weißer Spargel wächst unter der Erde, was seine blasse Farbe erklärt. Grüner Spargel hingegen wächst vollständig überirdisch und die violette Form ragt erst kurz vor der Erntezeit mit der Spitze aus der Erde heraus.

Grüner Spargel enthält am wenigsten Asparagusinsäure, da aufgrund des Sonnenlichtes ein Teil der Säure abgebaut wird. 

Andersherum riecht der Urin nach dem Verzehr von weißem Spargel deutlich strenger als bei den grünen oder violetten Sorten.

Nach Spargelverzehr: Veränderter Geruch des Urins unbedenklich

Typischerweise tritt die Geruchsveränderung kurze Zeit nach dem Spargelverzehr auf und verschwindet relativ schnell wieder. Dieses Phänomen ist völlig harmlos und nicht mit einer Erkrankung verbunden. 

Besteht ein veränderter Geruch hingegen für eine längere Zeit, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Urin kann aufgrund bestimmter Erkrankungen, wie z. B. Diabetes mellitus oder einer Harnwegsinfektion, seinen normalen Geruch verändern.

Gut zu wissen: Ist Spargel gesund?

Ob weiß, grün oder violett – Spargel ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe ein sehr gesundes Gemüse. 

Spargel besteht zu ca. 90 Prozent aus Wasser und enthält u. a. Kalium, Vitamin C und E, Ballaststoffe und Folsäure

Einige Inhaltsstoffe gelten als entzündungshemmend und antimikrobiell. Aufgrund des hohen Anteils an Purinen sollten Personen mit Gicht nicht zu viel Spargel verzehren.

Spargelgeruch nicht von allen Menschen wahrnehmbar

Aufgrund dieser komplexen Umwandlungsprozesse im Körper kann es passieren, dass nicht bei allen Menschen die für den Geruch verantwortlichen Abbauprodukte entstehen. 

Außerdem können einige Personen den Geruch gar nicht als stechend wahrnehmen, obwohl alle Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Forscher aus den USA haben untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung des Geruchs und der individuellen Genetik gibt.

Sie befragten im Rahmen einer Studie circa 7.000 Personen nach der Wahrnehmung des charakteristischen Uringeruchs nach dem Spargelessen. Dabei stellte sich heraus, dass 58 Prozent der Männer und knapp 62 Prozent der Frauen den Geruch kaum oder überhaupt nicht wahrnehmen konnten. Man spricht hier von einer Spargelanosmie, also der fehlenden Fähigkeit der Geruchswahrnehmung.

Spargelanosmie aufgrund von Genvariationen

Aufgrund dieser Ergebnisse wurden einige Untersuchungen hinsichtlich der Genetik bei den Probanden durchgeführt. Dabei stellten die Forscher fest, dass bestimmte Genvariationen, sogenannte Polymorphismen, für die Spargelanosmie verantwortlich zeichnen. Gleichzeitig lokalisierten die Wissenschaftler diese Variationen im Bereich der Geruchsrezeptor-Gene. 

Es bleibt jedoch unklar, ob Menschen mit Spargelanosmie die Substanzen selbst gar nicht produzieren können. Außerdem scheinen manche Personen weniger sensibel auf den Geruch zu reagieren. 

Studienergebnisse nicht weltweit übertragbar

Die Studie weist einige Mängel auf, weshalb die Interpretation der Ergebnisse nicht allgemein auf alle Menschen übertragbar ist. Eingeschlossen waren ausschließlich europäische und nordamerikanische Probanden, was eine Übertragbarkeit auf andere Regionen fragwürdig macht. Zudem existieren derzeit keine Langzeitdaten, die eine mögliche Veränderung der Riechfähigkeit im Laufe des Lebens analysieren.

Hinzu kommt, dass die Studienlage zum Thema „Spargel Urin“ generell sehr dünn ist, weshalb weiterer Forschungsbedarf besteht, um die Ergebnisse zu untermauern. Beispielsweise sind derzeit noch keine konkreten Maßnahmen bekannt, um den Geruch nach dem Verzehr von Spargel zu verhindern. Das zeigt, dass der genaue Abbauprozess des Spargels noch nicht abschließend erforscht ist.

Positiv zu erwähnen ist die große Anzahl an Probanden und dass die Ergebnisse sich mit früheren Erkenntnissen decken. Literatur:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5154975/
https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/spargel-urin-genetik-100.html