Von Anfang an: Folsäure bei Kinderwunsch
Folat ist ein essenzieller Mikronährstoff und ein entscheidender Cofaktor im Kohlenstoffmetabolismus. Der menschliche Körper kann den Nährstoff nicht selbst herstellen und muss ihn deshalb über die Nahrung aufnehmen. Gute Lieferanten sind beispielsweise grünes Gemüse wie Spinat und Salate, außerdem Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Weizenkeime und Vollkornprodukte sowie Kartoffeln, Leber und Eier.
Schwangeren wird eine tägliche Folat-Gesamtaufnahme von 550 Mikrogramm empfohlen. Mit der üblichen Ernährung ist dieser Wert nur schwer zu erreichen. Die meisten Deutschen schaffen es nicht einmal auf den für die Allgemeinbevölkerung gültigen Referenzwert von 300 Mikrogramm pro Tag.
Ein niedriger Folatstatus kann beispielsweise durch eine geringe Aufnahme über die Nahrung, eine geringe Resorptionsrate und eine Veränderung des Folatstoffwechsels aufgrund von genetischen Defekten oder Arzneimittelwechselwirkungen verursacht werden. Im Körper übernimmt Folat vielfältige Funktionen, es spielt neben den Wachstumsprozessen auch eine Rolle bei der Bildung der roten Blutkörperchen. Außerdem ist der Nährstoff auch wichtig, um die körpereigene Produktion von Noradrenalin und Serotonin zu gewährleisten.
Folate sind maßgeblich an der Zusammensetzung der DNA beteiligt und sind ein Bestandteil der Rückenmarkflüssigkeit. Eine weitere Aufgabe ist die Unterstützung der Gehirnfunktionen.
Folat und Folsäure
Die natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommenden Folatverbindungen (= Folate) und die synthetische Folsäure haben eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit. Sie werden also vom Körper unterschiedlich aufgenommen und in die verschiedenen physiologisch aktiven Folatverbindungen umgewandelt. Folsäure ist stabiler als die Folate und – auf nüchternen Magen verzehrt – zu fast 100 Prozent vom Körper verwertbar (bioverfügbar).
Mit dem Begriff „Folat-Äquivalente“ wird der unterschiedlichen Bioverfügbarkeit der natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommenden Folate und der synthetischen Folsäure aus angereicherten Lebensmitteln oder Folsäurepräparaten Rechnung getragen. Bei Zufuhr auf nüchternen Magen gilt: 1 Mikrogramm Folat-Äquivalent entspricht 1 Mikrogramm Nahrungsfolat oder 0,5 Mikrogramm Folsäure.
Empfehlungen bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Der Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben übereinstimmende Empfehlungen herausgegeben: Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten laut DGE zusätzlich 400 µg in Form eines Folsäure-Präparates zur Prävention von Neuralrohrdefekten beim Kind einnehmen.
Die Einnahme sollte mindestens vier Wochen vor einer Schwangerschaft begonnen und bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels fortgeführt werden. Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfehlen die Experten keine Supplementation mehr.
Kann man Folsäure überdosieren?
Nach dem aktuellen Wissensstand ist eine erhöhte Zufuhr von Folaten aus Lebensmitteln nicht gesundheitsschädlich. Im Gegensatz dazu kann eine hohe Zufuhr von Folsäure möglicherweise negative Effekte haben. Nach Angaben der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt die tolerierbare Gesamtzufuhrmenge bei Erwachsenen bei 1000 μg Folsäure, bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 17 Jahren bei 200 μg bis 800 μg pro Tag. „Eine dauerhaft über diesen Werten liegende Folsäurezufuhr erhöht das Risiko für unerwünschte Wirkungen”, so die DGE.