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Evidenzbasiert: Was hilft Sportlern bei Krämpfen?

Joggerin hält sich krampfende Wade
Krämpfen kann man kaum vorbeugen. Akut hilft dehnen und kühlen. | Bild: lzf / AdobeStock

Wenngleich ein häufiges Phänomen ist die Pathophysiologie von trainingsassoziierten Krämpfen noch nicht abschließend geklärt. Wie aus einer Übersichtsarbeit von US-amerikanischen und südafrikanischen Wissenschaftlern hervorgeht, liegt vermutlich ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie Übermüdung der betroffenen Muskelpartien und eine dadurch veränderte neuromuskuläre Erregbarkeit sowie in geringerem Maße auch der Hydratations- und Elektrolytstatus, zugrunde.

Wann bei Krämpfen zum Arzt?

Die Mehrzahl der Sportler dürfte hierbei von einer leichten bis mittleren Krampfausprägung betroffen sein, die sich durch Schmerzen, Muskelverhärtungen und unwillkürliche Muskelzuckungen äußert. 

Liegen (unbekannte) Begleiterkrankungen vor, können die Krämpfe in seltenen Fällen auch schwerer ausfallen. Kommen zu den Krämpfen Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Bewusstlosigkeit oder dunkler Urin hinzu, sollte ärztliche Hilfe aufgesucht werden.

Akuttherapeutische Maßnahmen bei Krämpfen

Welche Maßnahmen zur Akutbehandlung leichter bis mittlerer Krämpfe konnten die Autoren mit wissenschaftlicher Evidenz unterfüttern? An erster Stelle empfiehlt die Übersichtsarbeit eine Pause einzulegen. In dieser können die schmerzenden Muskeln gekühlt oder massiert werden. 

Als „sicherste, schnellste und effektivste“ Maßnahme empfehle sich zudem sanftes Dehnen. Die Zufuhr von Flüssigkeit, Kohlenhydraten und Elektrolyten kann ebenfalls erwogen werden, Dehnen wirke jedoch deutlich schneller. 

Zudem solle keinesfalls versucht werden, die vermeintliche Menge verlorener Elektrolyte ausschließlich durch Sportgetränke zu ersetzen – diese seien dem Plasma gegenüber hypotonisch und könnten bei Konsum sehr großer Mengen zu lebensbedrohlichen Hyponatriämien (zu niedriger Natriumspiegel im Blut) führen.

TRP-Rezeptor-Agonisten bei Krämpfen?

Als nächste Maßnahmen beleuchteten die Wissenschaftler den Einsatz von Chinin, Bananen und Transient-receptor-potential-(TRP-)Rezeptor-Agonisten. Während sie für Chinin und Bananen keinerlei Evidenz fanden, wurde der Effekt der TRP-Rezeptor-Agonisten zwar als nicht abschließend untersucht bewertet, jedoch deuteten einige der vorliegenden Daten auf eine Wirksamkeit hin. 

TRP-Kanäle befinden sich im Mund und Verdauungstrakt und nehmen dort Temperatur, Schmerzen und Schärfe wahr. Die krampfhemmende Wirkung könnten sie über einen oropharyngealen Reflex entfalten. Agonisten an diesen Rezeptoren sind unter anderem Essig, Zimt, Ingwer, Senf und Capsaicin

In einer Studie habe das Trinken von < 100 ml Gurkenwasser („pickle juice“) Krämpfe deutlich schneller, nämlich nach weniger als zwei Minuten, gemildert als Wasser. Wer es mag und verträgt, könne eine Einnahme von TRP-Rezeptor-Agonisten in geringen Mengen also einmal versuchen.

Wie kann man Krämpfen beim Sport vorbeugen?

Zu Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen beim Sport fanden die Wissenschaftler nur wenig Evidenz. Die Supplementierung von Elektrolyten und Magnesium werde zwar immer wieder angepriesen, ein Cochrane Review habe jedoch für die Magnesiumeinnahme keinen Vorteil finden können. 

Getränke, die reich an Kohlenhydraten und Elektrolyten sind, seien zwar eine mechanistisch plausible präventive Intervention, hierzu fehlten jedoch gut designte Studien. Koffein in Sportgetränken hielten die Autoren für eher kontraproduktiv. 

Weiterhin fanden sie keinen Nutzen für das prophylaktische Dehnen vor dem Training. Nützlich sei hingegen gezieltes Krafttraining, sowohl der krampfanfälligen Muskelpartie als auch der Muskelgruppen, die diese entlasten können (z. B. die Gefäßmuskulatur bei Krämpfen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur).

Krafttraining, Dehnen, TRP-Rezeptor-Agonisten nach Geschmack und vielleicht noch ein Kühlkissen oder -gel aus der Apotheke – mit diesen Maßnahmen sollte dem „Sporteln“ künftig hoffentlich nichts mehr im Wege stehen.