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Asthma kann bei Kindern zu Gedächtnisproblemen führen

Mädchen hält Dosieraerosol mit der Hand fest und führt es an den Mund
Kinder, die an Asthma erkrankt sind, leiden vor allem an Hustenanfällen, Engegefühl in der Brust und Atemnot. | Bild: kamaz007 / AdobeStock

Im Kindesalter gehört Asthma neben Neurodermitis und Heuschnupfen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Rund jedes zehnte Kind in Deutschland ist davon betroffen. Meist treten die ersten Symptome vor dem 5. Lebensjahr auf. Durch eine rechtzeitige ärztliche Behandlung lässt sich Asthma gut therapieren und die meisten Kinder kommen mit der Erkrankung gut zurecht.

Zur Erinnerung: Was genau versteht man unter Asthma?

Bei Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Atemwege, bei der Entzündungsvorgänge in den Bronchien ablaufen. Dadurch kommt es zu einer bronchialen Überempfindlichkeit, die mit einem Anschwellen der Schleimhäute, verstärkter Schleimproduktion und einer Verengung der Bronchien einhergeht. 

Betroffene leiden unter Hustenreiz, Engegefühl in der Brust, pfeifender Atmung und anfallsartig auftretender Atemnot.

Eine aktuell durchgeführte Untersuchung der University of California in Davis (USA) lieferte allerdings einen Hinweis darauf, dass eine Asthmaerkrankung im Kindesalter offenbar nicht nur die Atemwege beeinträchtigt, sondern auch die Gedächtnisfunktion.

Studie: Kinder im Grundschulalter wurden untersucht

Im Rahmen ihrer StudieJAMA Network: "Asthma and Memory Function in Children", Stand: 11/2024  führten die Forschenden bei Kindern im Alter zwischen 9 und 10 Jahren eine Längsschnitt- und Querschnittsanalyse durch.

In der Längsschnittstudie wurden Kinder ausgewählt, die bereits zu Untersuchungsbeginn und bei der Nachuntersuchung nach zwei Jahren Asthma hatten. Bei diesen Kindern begann die Asthmaerkrankung schon in der frühen Kindheit. Litten die Kinder erst bei der Nachuntersuchung nach zwei Jahren an Asthma, gehörten sie zur Gruppe, bei denen die Erkrankung erst in der späteren Kindheit begonnen hatte. 

Im Rahmen der Querschnittsanalyse wurden Kinder verglichen, die zu irgendeinem Zeitpunkt Asthma hatten. Als Vergleichsgruppe dienten jeweils Kinder, die nicht an Asthma erkrankt waren.

Gut zu wissen: Unterschied zwischen Längsschnitt- und Querschnittsanalyse

Bei einer Längsschnittstudie wird eine Untersuchung über einen bestimmten Zeitraum hinweg mehrmals durchgeführt, während es sich bei einer Querschnittstudie um eine einmalige Untersuchung handelt.

Studie: Untersuchung des episodischen Gedächtnisses

Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf dem episodischen Gedächtnis der Kinder. Dieser Teil des Gedächtnisses gehört zum Langzeitgedächtnis und speichert spezifische autobiografische Ereignisse und Erlebnisse. Damit ist das Wissen über die eigene Person, Erfahrungen und Gefühle sowie die Menschen und Gegenstände, die dabei eine Rolle spielen, gemeint. Diese Gedächtnisform verbessert sich im Laufe der Kindheit deutlich und ist wichtig für die Herausbildung der Persönlichkeit eines Menschen. 

Dagegen wird das allgemeine Wissen als semantisches Gedächtnis bezeichnet. Dabei handelt es sich unter anderem um das erlernte Wissen aus der Schule. 

Um das episodische Gedächtnis zu testen, wurden verschiedene kindgerechte Messungen durchgeführt. Unter anderem wurde ein Bildsequenz-Gedächtnistest durchgeführt, dazu mussten sich die Kinder eine beliebige Reihe verschiedener Aktivitäten merken und diese in zusammenhängenden Bildersätzen wiedergeben.

Kinder mit Asthma: Mehr kognitive Probleme

Die verschiedenen Untersuchungen ergaben, dass an Asthma erkrankte Kinder bei den Aufgaben zum episodischen Gedächtnis schlechter abschnitten als Kinder ohne Asthma. 

In der Gruppe der Kinder mit frühem Krankheitsbeginn konnte in der Nachuntersuchung nach zwei Jahren zudem festgestellt werden, dass sich ihr Gedächtnis langsamer entwickelt. Ihre Gedächtnisleistung verbesserte sich also weniger als in einer Vergleichsgruppe mit Kindern ohne Asthma und ebenfalls im Vergleich zur Gruppe mit Kindern mit später auftretendem Asthma. 

Die Hauptautorin der Untersuchung, Frau Prof. Simona Ghetti, weist deshalb darauf hin, dass es wichtig ist, Asthma als Ursache kognitiver Probleme bei Kindern zu betrachten. Zu den kognitiven Störungen gehören neben Gedächtnisstörungen auch Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie Störungen in Denkprozessen wie Rechnen und Beurteilen. 

Zwar wurde in der Studie der genaue Einfluss von Asthma auf die Gedächtnisprobleme nicht untersucht. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass wiederholte Störungen der Sauerstoffversorgung im Gehirn ausgelöst durch Asthmaanfälle einen entscheidenden Einfluss darauf haben.

Zusammenhang zwischen Asthma und Demenz?

Um den genauen Einfluss von Asthma auf die neurologische Entwicklung zu verstehen, sind weitere Forschungsarbeiten nötig. Zukünftige Studien sollten untersuchen, ob eine Asthmaerkrankung bei Kindern das Risiko, an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) zu erkranken, erhöht. 

Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Defizite im Gedächtnis zu Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter führen. Bereits durchgeführte Studien an Tieren und älteren Erwachsenen konnten einen Zusammenhang zwischen Asthma und dem Risiko für Demenz und der Alzheimer-Krankheit zeigen. Beide Erkrankungen führen zu einer massiven Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/155619/Asthma-bei-Kindern-mit-Gedaechtnisproblemen-assoziiert
- https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2825946
- https://www.daab.de/atemwege/asthma/asthma-im-kindesalter