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Was ist eigentlich ein Hitzschlag?

Thermometer mit Anzeige bei 40 Grad vor blauem Himmel
Was gilt es, bei einem Hitzschlag zu beachten? | Bild: Jürgen Fälchle / AdobeStock

Mehr als 47.000 Menschen sind nach Expertenschätzungen 2023 in Europa an den Folgen hoher Temperaturen gestorben, dem weltweit wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. 

Die Länder mit den höchsten hitzebedingten Sterberaten liegen laut einer aktuellen Studie in Südeuropa: So belegen Griechenland (393 Todesfälle pro eine Million Einwohner), Bulgarien (229), Italien (209) und Spanien (175) die ersten vier Plätze der Schätzung. In Deutschland lag diese Rate 2023 bei 76 Todesfällen pro eine Million Einwohner.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte für 2023 in Deutschland eine Zahl von 3.200 Hitzetoten ermittelt. Die Zahlen des RKI und des Forscherteams unterschieden sich schon für 2022. Dazu hatte ein RKI-Experte erläutert, dass der Unterschied unter anderem mit unterschiedlichen Definitionen von „Hitze“ zu tun habe.

Gut zu wissen: Wann spricht man von Hitze?

Es gibt keine offizielle oder einheitliche Definition von Hitze. Wann Temperaturen als ungewöhnlich hoch empfunden werden, kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einem „heißen Tag“, wenn dessen höchste Temperatur oberhalb von 30 °C liegt. Eine Hitzewelle liegt laut DWD dann vor, wenn die Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 °C liegt.

Hitzewarnungen werden vom DWD herausgegeben, wenn eine starke Wärmebelastung vorhergesagt wird und eine ausreichende nächtliche Auskühlung der Wohnräume nicht mehr gewährleistet ist.

Es gibt zwei Warnstufen: Eine Warnung vor einer starken Wärmebelastung wird dann herausgegeben, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag bei etwa 32 °C oder darüber liegt. Überschreitet die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38 °C, so wird vor einer extremen Wärmebelastung gewarnt. /mia

Wie entsteht ein Hitzschlag?

Normalerweise verfügt der menschliche Körper über wirksame Mechanismen, um einer Überwärmung gegenzusteuern: Eine verstärkte Schweißbildung führt zur Verdunstungskälte und durch Weitstellung der peripheren Blutgefäße kann Wärme aus dem Körperkern abgeleitet werden. 

Doch unter bestimmten Bedingungen sind diese natürlichen Wärmeregulationsfunktionen behindert. So kann keine Wärmeabstrahlung über die Haut erfolgen, wenn die Außentemperaturen die Körpertemperatur übersteigen. 

Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit ist außerdem die Verdunstung des Schweißes reduziert. Bei geringer Flüssigkeitsaufnahme ist die Wärmeregulation zusätzlich erschwert. Gelingt es dem Körper also nicht mehr, sich selbst zu kühlen, droht ein Hitzschlag. Hierbei steigt die Körpertemperatur stark an – innerhalb von Minuten auf bis zu 41 Grad Celsius. 

Typische Symptome eines Hitzschlags

Ein Hitzschlag (auch als Hyperthermiesyndrom bezeichnet) ist immer ein medizinischer Notfall und erfordert schnelle ärztliche Hilfe. Folgende Symptome sind typisch für den Hitzschlag:

  • extrem hohe Körpertemperatur,
  • gerötete, trockene und heiße Haut,
  • beschleunigter Puls (Tachykardie),
  • Kopfschmerzen und Schwindelgefühl,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • (zerebrale) Krämpfe und Lähmungen,
  • Durchfall,
  • Hypotonie,
  • Verwirrtheit und Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Ein Hitzschlag kann bleibende Hirn- und Organschädigungen verursachen. In circa zehn Prozent der Fälle endet er tödlich.  

Gut zu wissen: Hitzenotfälle, die ein Handeln erfordern

Neben einem Hitzschlag können noch weiteer gesundhetliche Störungen infolge der Hitze auftreten: z. B. Hitzekollaps, Sonnenstich oder Hitzekrampfstich drohen. 

Wie sich die einzelnen hitzebedingten Gesundheitsprobleme unterscheiden und was im jeweiligen Notfall zu tun ist, haben wir in diesem Überblicksartikel für Sie zusammengefasst.

Hitzschlag durch Sport oder Arzneimittel

Ein Hitzschalg kann nicht nur entstehen, wenn man sich bei Hitze längere Zeit im Freien aufhält. Auch ­lange und intensive sportliche Betätigung kann – unabhängig von der Jahreszeit – zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur führen. Gefährdet sind dafür vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. 

Der sportinduzierte Hitzschlag entsteht durch exzessive Wärmeproduktion bei ungenügender Wärmeabgabe, zum Beispiel durch unangepasste Kleidung oder durch sehr hohe Luftfeuchtigkeit. 

Außerdem kann es zum Hitzschlag kommen, wenn der Temperatur-Sollwert im Rahmen einer Infektion erhöht ist oder das Schwitzen unzureichend funktioniert. So können beispiels­weise Arzneimittel wie ­Anticholinergika oder Antipsychotika zu einer Anhidrose (fehlende Schweißbildung) führen. Sedierende Medikamente können die Wahrnehmung für einen drohenden Hitzeschaden vermindern.

Eine Übersicht über Arzneistoffe bzw. Arzneistoffgruppen, die die Temperaturregulation und den Volumenstatus während einer Hitzewelle potenziell beeinflussen können, bietet die sogenannte Heidelberger Hitzetabelle der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. 

Darin werden nicht nur zu erwartende unerwünschte Arzneimittelwirkungen, sondern auch mögliche Maßnahmen zur Risikominimierung aufgeführt, die auch für die Beratung in der Apotheke relevant sind.

Wichtige Sofortmaßnahmen bei einem Hitzschlag

Ein Hitzschlag ist immer ein medizinischer Notfall, der potenziell zum Tod führen kann. Daher heißt es, schnell handeln.  

  • Der Betroffene sollte sofort in eine kühle, schattige Umgebung gebracht werden. Ist dies nicht möglich, kann eine Rettungsdecke Schutz vor der Sonne bieten.
  • Ggf. Kleidung entfernen
  • Der Oberkörper sollte hochgelagert werden. Ist der Patient benommen, lagert man seine Beine hoch. Ist er bewusstlos, ist die stabile Seitenlage angezeigt.
  • Umgehend muss der Notruf 112 abgesetzt werden. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte man Bewusstsein, Atmung und Puls überwachen.
  • Wichtig ist, den Körper von außen zu kühlen, um die Körpertemperatur zu senken:
    • zum Beispiel mit feuchten Tüchern oder Kühlpacks (bevorzugt Nacken und Achselhöhle) – aber nicht mit Eis, weil dies einen Temperaturanstieg bewirken kann
    • den Körper vollständig in kühles Wasser eintauchen
    • Verdunstungseffekt durch Besprühen der Haut mit Wasser nutzen und Luft zufächeln
  • Ist der Betroffene bei Bewusstsein, sollte man ihm etwas zu trinken geben.

Da die Schwere der Organschädigungen von der Dauer der Hitzeeinwirkung abhängig ist, haben sollten Kühlungsmaßnahmen schnellstmöglich eingeleitet werden. Falls der Betroffene auch wiederbelebt werden muss, haben diese Maßnahmen Vorrang bzw. können, wenn möglich, gleichzeitig durchgeführt werden.

Gut zu wissen: Wann sollten Kühlungsmaßnahmen nicht erfolgen?

Es wird empfohlen, die Kühlungsmaßnahmen bis zu einer Körperkerntemperatur von 39 bis 38,5 °C durchzuführen. 

Da eine Temperaturmessung in der Erste-Hilfe-Situation meistens nicht möglich ist, sollten Betroffene genau beobachtet werden, um eine überschießende Hypothermie rechtzeitig zu erkennen. 

Wenn durch den Kältereiz auf der Haut eine periphere Vasokonstriktion (Verengung von Blutgefäßen durch Kontraktion der Muskulatur) und ein Zittern ausgelöst werden, ist dies für den Kühlungseffekt kontraproduktiv. 

In diesem Fall sollten die Maßnahmen pausiert werden.

Die notfallmedizinische Versorgung besteht in der intravenösen Gabe von Flüssigkeit und Elektrolyten, einer Sauerstoffinhalation bzw. Beatmung. Menschen mit einem Hitzschlag müssen immer stationär eingewiesen werden, um umfassend medizinisch versorgt zu werden und Folgeschäden zu verhindern.

Wie kann man einem Hitzschlag vorbeugen?

Damit es erst gar nicht zu einem Hitzschlag oder anderen Hitzeerkrankungen kommt, sind bei heißem Wetter einige Verhaltensregeln wichtig: 

  • Starke körperliche Anstrengung bei Hitze meiden, insbesondere in den Mittags- und Nachmittagsstunden. 
  • Sich nicht direkter Sonneneinstrahlung aussetzen. 
  • Im Freien eine Kopfbedeckung tragen.  
  • Luftige, helle und atmungsaktive Kleidung tragen. 
  • Stündlich ein Glas Wasser trinken (aber keine eiskalten Getränke). 
  • Mit nassen Tüchern im Nacken oder auf Armen und Beinen den Körper kühlen. 

Hitzschlag: Wer besonders gefährdet ist

Besonders anfällig für einen Hitzschlag sind Säuglinge und Kleinkinder sowie alte und chronisch kranke Menschen. Da auch einige Arzneimittel das Risiko für einen Hitzschlag bergen, kann etwa eine vorübergehende Dosisreduktion von Antihypertensiva erforderlich werden.  Quellen: Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK); Techniker Krankenkasse; Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen; DAZ Nr. 30/2020, S. 47ff; DAZ Nr. 27/2019, S. 28ff;
Deutscher Wetterdienst; dpa
 

Hitzschlag in Kürze:

  • Synonym: Hyperthermiesyndrom; schwerste Form des Hitzeschadens; Störung der körpereigenen Wärmeregulation unter Hitzeeinwirkung führt zum starken Körpertemperaturanstieg.
  • Symptome: u. a. Fieber über 40 °C, trockene, heiße Haut, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen
  • Gefahr von irreversiblen Hirn- und Organschäden oder Tod
  • Sofortmaßnahme: Körper kühlen, Vitalfunktionen überwachen