Allergie
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Allergie: Was hilft bei einem Kontakt­ekzem?

Kontaktekzem im Dekoltee
Ein Kontaktekzem kann zum Beispiel durch nickelhaltigen Schmuck entstehen. | Bild: HASPhotos / AdobeStock

Die Allergie stellt eine Überreaktion des Körpers auf harmlose Stoffe aus der Umgebung dar. Allergische Reaktionen können sehr unterschiedlich sein und verlaufen deshalb nicht immer gleich. 

Je nachdem, ob es sich um Pollen, Nahrungsmittelbestandteile, Medikamente oder andere reizende Stoffe handelt, werden unterschiedliche Mechanismen im Körper ausgelöst, die letztendlich eine Überreaktion hervorrufen. Das allergische Kontaktekzem stellt eine Sonderform der Allergie dar.

Wie kommt es zu einer Kontaktallergie?

Im Gegensatz zu einer häufig vorkommenden Allergie auf Pollen (Soforttyp-Reaktion, Typ-1-Allergie), bei der innerhalb von kürzester Zeit Symptome auftreten, zeigen sich erste Anzeichen bei einer Kontaktallergie erst nach 12 bis 48 Stunden. 

Man spricht deshalb von einer Spättyp-Reaktion bzw. von einer Typ-4-Allergie. Durch den Kontakt von bestimmten Stoffen mit der Haut kann ein allergisches Kontaktekzem auftreten, was sich durch folgende Beschwerden charakterisieren lässt:

  • Rötung
  • Papeln
  • Schuppungen
  • nässende Bläschen
  • Vesikel (große mit Flüssigkeit gefüllte Blasen auf der Haut)
  • Juckreiz, der über den Ausschlag hinaus geht
  • Veränderungen der Hautstruktur

Abhängig von der Allergiebereitschaft (Sensibilisierung) des Körpers fallen die Symptome mild bis stark aus. Bei einem wiederkehrenden Kontakt mit dem Auslöser können die Beschwerden mit der Zeit deutlich schlimmer werden und langfristig eine Hyperkeratose, eine Verdickung der äußeren Hautschicht, verursachen.

Häufige Auslöser eines Kontaktekzems

Eine allergische Reaktion wird durch direkten Hautkontakt mit dem Auslöser verursacht. Man geht davon aus, dass circa 4.000 verschiedene Stoffe ein allergisches Kontaktekzem auslösen können. 

Die Moleküle dringen langsam in die Haut ein und werden im Anschluss an bestimmte Proteine gebunden. Erst danach werden sie vom Körper als fremd identifiziert, was die verzögerte Hautreaktion bedingt. 

Das allergische Kontaktekzem wird aufgrund der Freisetzung bestimmter T-Lymphozyten als zellvermittelte Reaktion beschrieben und kommt im Gegensatz zu einer Typ-1-Allergie ohne die Ausschüttung von Histamin aus.

Zu den häufigsten Auslösern gehören 

  • Kosmetika (Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Parfüm),
  • Nickel und Kobalt (Schmuck, Metallknöpfe, Uhren, Piercings, Tätowierfarben),
  • Kaliumdichromat (Leder, Lacke, Zement, Streichhölzer),
  • Latex (Handschuhe),
  • Reinigungs- und Haarfärbemittel.

Weiterhin kann ein aerogenes Kontaktekzem durch feinverteilte Stoffe in der Luft auftreten, beispielsweise durch Staub, Späne oder Aerosole. Daher ist das allergische Kontaktekzem auch eine häufige Ursache für eine Berufsunfähigkeit.

Gut zu wissen: Was ist ein photoallergisches Kontaktekzem?

Bei dieser Form des Kontaktekzems ist nicht der Stoff selbst Auslöser der Symptome. Durch die Interaktion mit UV-Licht aus der Sonne kommt es zu einer chemischen Veränderung, was erst im Anschluss ein allergisches Kontaktekzem verursacht. 

Das ist beispielsweise bei einigen chemischen UV-Filtern in Sonnenschutzprodukten der Fall. Das photoallergische Kontaktekzem wird im Alltag manchmal als Sonnenallergie bezeichnet, wobei bei diesem Krankheitsbild kein zusätzlicher Stoff vorliegen muss, der sich erst chemisch verändert. 

Symptome einer Sonnenallergie werden auch durch den reinen Kontakt mit UV-Strahlen verursacht.

Kontaktallergie: Identifikation des Auslösers mittels Patch-Test

Treten Beschwerden erstmalig auf und sind relativ mild ausgeprägt, können sie im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Zeigen sich die Symptome zum wiederholten Male und ist der Auslöser nicht genau identifizierbar, sollten die Kunden zur Diagnosestellung an einen Arzt verwiesen werden. 

Weitere Grenzen der Selbstmedikation sind akute Schmerzen, großflächig betroffene Hautbereiche und Begleiterscheinungen wie Fieber oder Kreislaufprobleme.

Der Arzt kann häufig bereits anhand einer körperlichen Untersuchung auf den potenziellen Auslöser schließen. Um das allergische Kontaktekzem zu bestätigen, wird ein Epikutantest durchgeführt. 

Bei diesem „Patch-Test“ wird das potenzielle Allergen mithilfe eines Pflasters auf die Haut aufgebracht und abgewartet, ob eine Reaktion innerhalb von 48 Stunden sichtbar wird. Durch einen Lymphozytentransformationstest können ergänzend im Blut indirekt die vorhandenen T-Lymphozyten nachgewiesen werden. Dieser Test dient derzeit als wichtigste Nachweismethode für zellvermittelte Allergieformen.

Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung können auch weitere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise Schuppenflechte, Neurodermitis, Mykosen oder bakterielle Infektionen. Sekundäre Infektionen können aber auch als Komplikation eines allergischen Kontaktekzems auftreten.

Kontaktekzem: Allergenvermeidung als wichtigste Maßnahme

Im Rahmen der Selbstmedikation sollte den Kunden eine strikte Meidung des Allergens empfohlen werden. Anhaltspunkte, dass es sich im eine Kontaktallergie handelt, sind der zeitlich verzögerte Verlauf der Symptomausbildung und die Körperstelle, an der die Beschwerden auftreten. 

Eine Rötung am Handgelenk könnte auf ein Armband hindeuten, die Hände auf den Umgang mit allergieauslösenden Stoffen im Arbeitsalltag (z. B. Latex-Handschuhe, Farben) oder das Gesicht auf die Verwendung einer neuen Creme.

Akute Hilfe aus der Apotheke bei Kontaktallergie

Zur Behandlung der akuten Entzündungssymptome wie Rötung und Schwellung eignen sich topische Glucocorticoide, die dünn auf die betroffenen Stellen als Creme oder Salbe aufgetragen werden. 

Hydrocortison bzw. Hydrocortisonacetat in den Stärken 0,25 % und 0,5 % (z. B. Soventol® Cremogel, Ebenol® Creme) können im Rahmen der Selbstmedikation empfohlen werden. Die niedrige Stärke ist bereits für Kinder ab 6 Jahren indiziert.

Der Arzt kann bei Ausbleiben einer Besserung auch stärker wirksame Glucocorticoide zur lokalen oder systemischen Anwendung verordnen. Immunsuppressiva wie Ciclosporin A oder topische Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus werden erst dann verschrieben, wenn keine Besserung eintritt und die Beschwerden stark ausgeprägt sind.

Natriumbituminosulfonat (Ichthosin®) stellt eine weitere Möglichkeit zur Therapie des allergischen Kontaktekzems in der Selbstmedikation dar. Es wirkt entzündungshemmend, juckreizlindernd sowie leicht antibakteriell und kann bereits bei Säuglingen angewendet werden. Eine Kombination mit Hydrocortisonacetat kann für alle ab sechs Jahren empfohlen werden (Ichthocortin®).

Weiterhin eignen sich gerbstoffhaltige Zubereitungen (Tannosynt® ) als Creme, Badezusatz oder feuchter Umschlag, die bei nässenden Bläschen sinnvoll eingesetzt werden können. Sie wirken reizlindernd und entzündungshemmend und verbessern durch den zusammenziehenden Effekt die Hautbarriere. Krankheitserreger können sich so nur schwer vermehren, was sekundären Infektionen vorbeugt.

Intensive Pflege unterstützt die Regeneration und stärkt die Hautbarriere

Trockene und schuppige Stellen sollten intensiv mit rückfettenden Produkten gepflegt werden. Je nach Ausprägung der Symptome sollten sie zusätzlich Feuchtigkeit spenden, kühlen und den Juckreiz lindern. 

Die richtige Pflege unterstützt auch in Kombination mit einem Glucocorticoid den Heilungsprozess der Haut. Außerdem eignen sie sich zur vorbeugenden Anwendung als Basistherapeutika.

Empfehlenswert sind beispielsweise Produkte von Allergika (z. B. Allergika® Gesichtscreme Med, Allergika® Nachtkerzenölcreme 20 % Med), die alle bei einem allergischen Kontaktekzem eingesetzt werden können. 

Je nach Symptomatik und Hautregion eignen sich auch Avène® XeraCalm A.D Rückfettende Creme, Dermasence® Vitop forte Augenpflege oder La Roche-Posay® Lipikar Eczema Med Creme.

Gut zu wissen: Antihistaminika bei allergischem Kontaktekzem?

Klassische H1-Rezeptorenblocker der zweiten Generation wie Cetirizin, Bilastin oder Loratadin zeigen bei einem Kontaktekzem keine gute Wirkung, da eine Typ-4-Allergie zellvermittelt ohne Histaminfreisetzung abläuft. 

Im Gegensatz dazu werden sie erfolgreich bei Typ-1-Allergien angewendet, zu denen beispielsweise Heuschnupfen oder die Reaktion auf Hausstaubmilben oder Proteine aus Tierhaaren gehören.

Wie kann man einer Kontaktallergie vorbeugen?

Im Alltag ist es manchmal nicht möglich, eine strikte Allergenvermeidung umzusetzen. Aus diesem Grund sollte die Hautbarriere an den betroffenen Stellen gestärkt werden, um die Wirkung potenziell schädigender Stoffe so gering wie möglich zu halten.

Zur Pflege eignen sich Produkte, die für empfindliche Haut konzipiert sind und keine reizenden oder allergiebegünstigenden Stoffe enthalten. Je nach betroffener Körperpartie sind neben milden Reinigungsprodukten (z. B. Cetaphil® Pro ItchControl Clean Extra milde Handreinigung, Eucerin® AtopiControl Beruhigendes Dusch- und Badeöl) auch feuchtigkeitsspendende und lipidhaltige Pflegeprodukte (siehe oben) in die tägliche Pflegeroutine zu integrieren.

Vor dem Kontakt mit dem Allergen sollten geeignete Schutzmaßnahmen beachtet werden. Das können beispielsweise Baumwollhandschuhe sein, die die Hände bei der Arbeit mit trockenen allergieauslösenden Stoffen schützen. 

Zusätzlich kann die Haut bei direktem Allergenkontakt vorab mit einem Hautschutz (z. B. Ducray® Dexyane Schützende Barriere-Creme, Linola® Schutz-Balsam) behandelt werden, um die Reizung abzumildern. Zur Handdesinfektion eignen sich alkoholbasierte Produkte (z. B. desderman®, Sterillium® Virugard). Quellen:
- Gelbe Liste
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-055l_S1_Kontaktekzem_2021-11.pdf
- https://online-academy.ch/de/learning-objects/tile/details/kurs481/kurs492/module487
 

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