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Hilfe bei Dermatitis durch Windeln oder Inkontinenz

eine Kinderwindel und eine Inkontinenzwindel werden gegenüber gehalten
Dermatitis im Intimbereich kann durch Windeln und Inkontinenzvorlagen verursacht werden. | Bild: fotoduets / AdobeStock, bearbeitet: PTAheute

Bis Kinder trocken sind, können schon drei bis fünf Jahre vergehen. Windeln sind in den ersten Jahren daher ein ständiger Begleiter. Hautirritationen im Po-Bereich sind bei Kleinkindern keine Seltenheit. Windeldermatitis ist der Grund für jeden vierten Kinderarzt-Besuch aufgrund von Hautveränderungen.

Doch nicht nur die Kleinen leiden unter der Windeldermatitis, auch ältere Menschen können ähnliche Symptome entwickeln. Die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) kommt vor allem bei Patienten mit Inkontinenz in Pflegeeinrichtungen vor und kann für die Betroffenen eine große Belastung darstellen.

Windeldermatitis durch Reibung und feucht-warmes Klima

Hautirritationen bei Kleinkindern entstehen meist durch das permanente Tragen von Windeln. Sie können ihren Stuhlgang und Harnabgang noch nicht kontrollieren, weshalb die gebrauchte Windel die Haut im Po-Bereich mehr oder weniger stark reizt.

Zu den Ursachen gehören

  • Okklusionseffekt durch eine stark abdichtende Windel,
  • feuchtes und warmes Klima,
  • Reibung der Windel an der sensiblen Haut,
  • Druckstellen und
  • langanhaltender Kontakt mit Stuhl oder Urin.

Dazu kommt: Der Abbau von Harnstoff aus dem Urin zu Ammoniak lässt den pH-Wert steigen. Das stört nicht nur den Säureschutzmantel der Haut, sondern aktiviert gleichzeitig fäkale Enzyme, welche die Hautbarriere weiter stören.

Aber auch die Ernährung und die Einnahme von Antibiotika können durch die Änderung der intestinalen Mikrobiota die Entstehung einer Windeldermatitis begünstigen. 

So weiß man, dass der Beginn der Beikost oder säurehaltige und scharfe Nahrung das Risiko für Dermatitiden potenziell erhöhen. Stillen hingegen senkt den Stuhl-pH-Wert und wirkt daher protektiv. 

Häufige Durchfälle und Krankheiten wie Morbus Crohn erhöhen die Infek­tionsgefahr.  

Symptome einer Windeldermatitis

Durch das Zusammenspiel dieser Effekte wird die Haut anfälliger für Irritationen und Infektionen. Die Epidermis quillt auf und wird durchlässiger, beispielsweise für Bakterien oder Pilze

Man unterscheidet einen milden Verlauf und die schwere Form. Bei einem milden Verlauf ist die Haut, häufig im Bereich des Afters und sich bis zu den Innenseiten der Oberschenkel sowie dem Bauch ausdehnend, gerötet. Im weiteren Verlauf bilden sich oft kleine Hautknötchen, Papeln oder Pusteln sowie nässende, offene und wunde Stellen. Bei dieser schweren Form sind meist Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Pilze wie Candida albicans beteiligt. 

Dazu gesellt sich der beißende Geruch der Windeln nach Ammoniak. Aufgrund der Schmerzen und des Juckreizes im Windelbereich sind die Kinder oft sehr weinerlich und unruhig.

Was hilft bei einer Windeldermatitis?

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) empfiehlt eine windelfreie Zeit in den Tag zu integrieren, damit sich die Haut beruhigen kann. Außerdem sollte die Windel in einem kurzen Intervall von 2 bis 3 Stunden gewechselt werden, um den Kontakt mit den Ausscheidungen zu minimieren. Windeln mit einem absorbierenden Gel können die Feuchtigkeit besonders gut binden und werden daher empfohlen. 

Bei den Pflegeprodukten sollten ausschließlich milde Cremes sowie alkohol- und duftfreie Tücher angewendet werden, damit die Haut nicht zusätzlich gereizt wird. Für die Reinigung des Intimbereichs eignen sich ölige Pflegetücher oder klares Wasser.

Die ABCDE-Regel zur Prävention einer Windeldermatitis

Mit der einfach einprägsamen Buchstabenfolge ABCDE lassen sich alle wichtigen Maßnahmen zur Prävention einer Windeldermatitis zusammenfassen:

A = Air: Viel frische Luft begünstigt die Heilung und stoppt die Okklusion der Haut. Daher sollten Eltern auf atmungsaktive Windeln sowie windelfreie Zeiten achten.

B = Barrier: Die regelmäßige Anwendung von Heilsalben mit Dexpanthenol oder Zinkoxid, Lebertran und Lanolin lässt die gestörte Hautbarriere regenerieren, hält die Haut trocken und schützt sie vor neuen Reizen.

C = Cleaning: Nach dem Wickeln sollten Eltern die empfindliche Haut nur mit warmem Wasser ohne reizende Seifen reinigen und anschließend sanft trocken tupfen. Getrockneter Schmutz kann mit einem mit Öl (z. B. Mandel- oder Olivenöl) benetzten Tuch entfernt werden.

D = Diaper: Nach jedem Stuhlgang sollte die Windel unverzüglich gewechselt werden. Generell sollten Neugeborene spätestens alle zwei Stunden, ältere Kinder alle drei bis vier Stunden gewickelt werden. Die korrekt ausgewählte Windelgröße verhindert zudem übermäßige Reibung.

E = Education: Eltern von betroffenen Kindern sollten über die richtige Hygiene informiert sein. Bei anhaltenden Beschwerden sollten sie sich frühzeitig an einen Arzt oder die Apotheke wenden, damit eine weitere Ausbreitung verhindert wird.

Dermatitis durch Inkontinenz bei Erwachsenen

Sind Erwachsene von ähnlichen Hautirritationen im Intimbereich betroffen, spricht man bei ihnen von Inkontinenz-assoziierter Dermatitis (IAD). Die Bezeichnung „Windeldermatitis“ wird hingegen ausschließlich für Kinder verwendet. 

Das unangenehme Kontaktekzem betrifft circa 23 % der über 60-Jährigen und stellt so ein wichtiges Beratungsthema in der Apotheke dar. Patienten, die zu Hause oder in einem Pflegeheim betreut werden und immobil sind, sind am häufigsten davon betroffen. 

Behandlungsmöglichkeiten bei einer IAD

Die Therapie der IAD liegt meist in den Händen von geschultem Pflegepersonal. Am Anfang steht eine ausgiebige Anamnese, um beispielsweise Ess- und Trinkgewohnheiten, den Grad der Belastung sowie die Inkontinenzepisoden abzufragen. 

Je nach individueller Beurteilung können zur Verbesserung der Kontinenz eine gesteigerte Mobilität, Beckenbodentraining sowie bestimmte Hilfsmittel in den Alltag integriert werden. 

Kurze Wege zur Toilette, bequeme und leicht zu öffnende Kleidung sowie Stützhilfen an der Toilette selbst gehören ebenfalls zur Therapie. 

Zusätzlich sollen die Episoden der Inkontinenz verbessert werden. Zum Einsatz kommen Vorlagen, Analtampons oder im Notfall auch Blasenkatheter, wenn andere Maßnahmen nicht anzuwenden sind. 

Pflege einer Dermatitis mit Hautschutzcremes und Sitzbädern

Zur Behandlung und Pflege der Dermatitis eignen sich die gleichen Produkte, die auch für die Windeldermatitis angewendet werden. Außerdem sollte ein optimal abgestimmtes Hautpflegeprogramm zur Vorbeugung einer IAD bzw. zur Verhinderung von Rezidiven in den Alltag integriert werden. 

Geeignet sind Hautschutzcremes und zinkhaltige Zubereitungen, die pflegende Eigenschaften besitzen sowie Feuchtigkeit binden. Auch Sitzbäder mit Kamille oder Gerbstoffen können der gereizten und geröteten Haut guttun.

Gut zu wissen: Wann mit einer Windeldermatitis zum Arzt?

Sollte aufgrund der beschriebenen Maßnahmen innerhalb weniger Tage keine Besserung eintreten, ist der Weg zum Arzt anzuraten.

Auch Hautveränderungen an anderen Bereichen des Körpers, ständiges Kratzen am Po oder Eiterbläschen sind Gründe, ärztlichen Rat einzuholen.

Welche Arzneimittel eignen sich bei einer Windeldermatitis?

Wenn normale Wundheilsalben nicht mehr helfen und sich die Entzündung nicht verbessert oder gar verschlimmert, ist voraussichtlich eine Infektion mit Pilzen oder Bakterien dafür verantwortlich. Der häufigste Auslöser für Windelsoor ist Candida albicans

Zur Behandlung eignen sich Nystatin-haltige Salben oder Pasten wie Multilind® oder Nystatin Acis® Paste. Wenn nach ein bis drei Tagen keine deutliche Verbesserung ersichtlich ist, kann eine topische Therapie mit einem Azol-Antimykotikum wie Clotrimazol, Miconazol oder Ketoconazol erwogen werden. Dieses sollte zweimal täglich über mindestens sieben bis zehn Tage an­gewendet werden. 

Bei bakteriellen Infektionen empfiehlt die Leitlinie für Kontakt­ekzeme topische Antibiotika aufgrund der möglichen Resis­tenz­entwicklung zu meiden. Zudem erfolgt über die geschädigte Haut eine verstärkte systemische Resorption. Stattdessen können kurzzeitig Farbstofflösungen (z. B. wässrige Eosin-Dinatrium-Lösung 0,5 – 2 % NRF 11.95 oder Kaliumpermanganat-Lösung 1 % NRF 11.82) zur Anwendung kommen. 

Bei schweren bakteriellen Infektionen wie der perianalen Strep­tokokken-Dermatitis kann eine orale antibiotische Therapie erwogen werden.