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Was ist eigentlich Skin Picking?

Ein Pickel kann ziemlich störend sein. Die Finger wandern dann immer mal wieder zu dieser Stelle hin und versuchen, die Hautunebenheit zu beseitigen. Auch ein Wundschorf kann zum Knibbeln verleiten und man löst ihn vorzeitig ab.
Solche Verhaltensweisen sind zwar nicht zu empfehlen, aber weit verbreitet und noch nicht bedenklich. Anders sieht es bei circa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung aus. Sie traktieren Hautstellen auf intensive Weise – und regelmäßig. Trotz offensichtlicher Hautschädigung hören sie nicht mit ihrem Tun auf.
Skin Picking: An der Haut knibbeln, bis es blutet
Die Betroffenen leiden unter Dermatillomanie, auch als Skin-Picking-Störung oder einfach Skin Picking bezeichnet. Sie knibbeln und quetschen heftig an bestimmten Hautstellen. Sie zupfen und ziehen kleine Hautstücke ab. Sie kratzen und pulen sich blutig.
Dafür werden Fingernägel und Zähne eingesetzt, aber auch Hilfsmittel wie Pinzetten, Scheren oder Nadeln. Oft entzünden sich die Hautstellen dann und es bilden sich Wunden und Narben.
Da meist leicht zugängliche Hautareale im Gesicht, am Hals oder an den Händen malträtiert werden, sind die Hautschädigungen für jedermann sichtbar. Die Betroffenen empfinden deshalb häufig Scham, ziehen sich zurück und isolieren sich sozial.
Skin Picking – eine Erkrankung des Zwangsspektrums
Doch warum betreiben Skin Picker dieses schädigende Verhalten? Sie unterliegen einem inneren Zwang, können ihren Impulsen nicht widerstehen. Man klassifiziert das Skin Picking daher als Impulskontrollstörung bzw. Zwangsspektrumsstörung. Es ist also den Zwangsstörungen ähnlich.
Gut gemeinte Ratschläge wie „Hör doch einfach damit auf!“ helfen daher ebenso wenig wie etwa bei einem Waschzwang oder Ordnungszwang.
Akne als häufiger Auslöser für Skin Picking
Auslöser für das pathologische Hautbearbeiten sind oft Pickel, zum Beispiel im Zusammenhang mit unreiner Haut oder Akne. Daher tritt die Dermatillomanie oft in der frühen Jugend auf.
Sie kann aber auch später ausbrechen, vor allem zwischen dem 30. und 45. Lebensjahr und bevorzugt bei Frauen. Die Störung steht dann oft im Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen oder psychosozialem Stress, beispielsweise Leistungsdruck oder Partnerschaftskonflikten.
Skin Picking als Ventil für negative Gefühle
Das exzessive Bearbeiten der Haut ist für viele Skin Picker ein Ventil für negative Gefühle. Sie fühlen sich dadurch kurzfristig entspannt oder stimuliert. Hinterher empfinden sie allerdings umso mehr Reue und Schuldgefühle. Die Hautstellen werden dann gepflegt und möglichst versteckt, bis bald darauf erneut der starke Drang einsetzt, zu knibbeln und zu kratzen.
Wie kann man Skin Picking behandeln?
Patienten mit Dermatillomanie müssen fachgerecht behandelt werden. Eine kognitive Verhaltenstherapie ist in vielen Fällen wirksam.
Bewährt hat sich das sogenannte Habit-Reversal-Training (Gewohnheits-Umkehr-Training): Hierbei wird das Problemverhalten durch andere Verhaltensweisen ersetzt, damit es quasi verlernt wird. Sobald sich der Drang zur Hautbearbeitung bemerkbar macht, ballt man beispielsweise die Hände zu Fäusten oder setzt sich auf die Hände oder beginnt zu stricken.
Außerdem wird empfohlen, die Fingernägel stets kurzzuhalten und Stoffhandschuhe zu tragen.
Unterstützend kann der Kontakt zu anderen Betroffenen sein, zum Beispiel über Selbsthilfegruppen. Quellen:
- Selbsthilfegruppe Skin Picking Köln
- DAZ Nr. 36/2019
- www.aerzteblatt.de
Skin Picking in Kürze
- Medizinisch als Dermatillomanie bezeichnet, anerkannte psychische Störung, Ähnlichkeit zu Zwangsstörungen.
- Wiederkehrendes, zwanghaftes pathologisches Bearbeiten der Haut (knibbeln, quetschen, kratzen, pulen).
- Führt zu sichtbaren Hautschädigungen, verbunden mit Scham und Schuldgefühlen; resultiert häufig in sozialem Rückzug.
- Auslöser oft Pickel oder Hautunebenheiten, meist in Verbindung mit psychosozialem Stress oder belastenden Lebensereignissen.
- Skin Picking dient der Emotionsregulation, bewirkt kurzfristige Entspannung.
- Therapeutische Erfolge mit kognitiver Verhaltenstherapie; Maßnahmen zum Selbstschutz, z. B. Handschuhe tragen, ablenkende Tätigkeiten (Stricken etc.).