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Welt-Asthma-Tag am 2. Mai: Allergie: Wenn Düfte der Gesundheit schaden

Frau sprüht Parfum auf Handgelenk
Duftstoffe können allergische Reaktionen hervorrufen. | Bild: Africa Studio / AdobeStock

Im Treppenhaus hängen das Parfüm der Nachbarin und Reinigungsmittelreste in der Luft. Aus dem Wäschekeller strömt Weichspülergeruch. Unterwegs verbreiten Menschen Duft aus Haarspray, Cremes und Waschmittel. Was für manche Menschen angenehm klingt, ist für Asthmatiker und Allergiker ein Gesundheitsrisiko. 

In der Folge können Atembeschwerden, Hautausschlag, Stimmungstiefs und sogenannter Brain Fog, der unter anderem Konzentrationsprobleme bedeutet, auftreten. Manche Betroffene haben bereits Probleme mit Raumerfrischern sowie Duftstäbchen und -kerzen. Solche findet man zum Beispiel in Arztpraxen, öffentlichen Toiletten, dem Yogastudio und auch im Kindergarten.

Duftstoffallergie wird häufig unterschätzt

„Bei uns melden sich jeden Tag ein bis drei Betroffene“, sagt Silvia Pleschka, Duftstoffexpertin beim Deutschen Asthma- und Allergikerbund (DAAB). Etliche seien verzweifelt, zumal sie oft auf Unverständnis stießen. 

„Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass so etwas Schönes wie Duftstoffe gesundheitliche Risiken hat.“

Silvia Pleschka, Duftstoffexpertin beim DAAB

Der Geruchssinn habe sich oft so daran gewöhnt, dass viele Menschen selbst nicht mehr merkten, wie stark alles rieche. Doch Duftstoffe seien Chemikalien, die die Luft belasteten, sagt Pleschka. Manche könnten sogar endokrin wirken, also den Hormonhaushalt beeinflussen.

Duftstoffe: zweithäufigster Grund für Kontaktallergie

Duftstoffe sind laut Studien nach Nickel die zweithäufigsten Auslöser einer Kontaktallergie. Das heißt, es gibt eine allergische Reaktion bei Hautkontakt. Doch auch das bloße Einatmen kann Betroffenen zufolge Beschwerden verursachen. Hier ist oft von einer Duftstoffsensibilität oder -unverträglichkeit die Rede. 

In einer internationalen Studie nannte ein Drittel der Befragten eine Duftstoffsensibilität. Jeder zweite Asthmatiker gab Gesundheitsprobleme durch Duftstoffe an. „Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Chemikerin Pleschka. Ob synthetischer oder natürlicher Duft, mache dabei keinen Unterschied.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Duftstoffallergie steigt Studien zufolge mit dem Alter. Grund ist laut DAAB unter anderem, dass sich die Duftstoffe (vor allem synthetische) im Körper anreichern können. 

Auch wer noch keine Symptome hat, kann schon belastet sein. Bei Kindern und Jugendlichen fand das Umweltbundesamt den Duftstoff Lysmeral im Urin aller untersuchten Kinder und Jugendlichen. Genauere Studien zu Wirkung und Gefahrenpotenzial stehen bei vielen Duftstoffen aber noch aus.

Therapie bei Duftstoffallergie

Für Duftstoffallergie und -unverträglichkeit gibt es bisher weder einheitliche Diagnostik noch Behandlung. Die meisten Betroffenen versuchen, so gut wie möglich Duftstoffe zu meiden. 

Dies ist jedoch mitunter eine Herausforderung, selbst im eigenen Haushalt. Denn sie müssen auf Produkten nicht vollständig deklariert werden. Selbst Pflegemittel, die als „parfümfrei“ vertrieben werden, können Duftstoffe enthalten, wie Untersuchungen ergaben. Kennzeichnungsmängel fand das Niedersächsische Amt für Verbraucherschutz auch bei Raumbeduftungen. 

Es ist also schon im eigenen Haushalt für Betroffene eine mühsame Suche, die – oft versteckten – Duftstoffquellen zu identifizieren und zu beseitigen. Sie können sich etwa in Spülmaschinentabs, Verpackungen, Kosmetik und Spielzeug befinden. 

Außerhalb der eigenen vier Wände ist es noch schwieriger, Duftstoffe konsequent zu meiden. Viele Orte werden laut DAAB bewusst beduftet, etwa Geschäfte, Busse und Kinos, Pflegeeinrichtungen und Kliniken.

In besonders schweren Fällen kann sogar der Kontakt zu anderen Menschen darunter leiden. Einer Studie aus Schweden, Australien, Großbritannien und den USA zufolge beträgt der wirtschaftliche Verlust durch duftstoffbedingte Krankheitstage und Kündigungen in den Ländern pro Jahr 146 Milliarden US-Dollar. Andere Studien untermauern, dass Duftstoffe am Arbeitsplatz mit Asthma einhergehen können.

Gut zu wissen: Anlaufstellen für Betroffene

Unterstützung finden Betroffene häufig im Austausch mit anderen, vor allem in sozialen Medien. Sogar ein Kleinanzeigen-Portal für duftstofffreie Gegenstände wurde gegründet. 

Auch Selbsthilfegruppen für Menschen mit Multipler Chemikaliensensibilität (MCS) beschäftigen sich mit Duftstoffallergien. Gehör finden Duftstoffallergiker zudem bei Umweltmedizinern, etwa bei der umweltmedizinischen Ambulanz der Uniklinik Augsburg.

Duftstoffallergie wird zunehmend politisches Thema

In manchen anderen Ländern scheint die Gefahr bereits stärker ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Eine australische Wissenschaftlerin fand vor allem in Kanada und den USA mehrere Einrichtungen wie Rathäuser, Büchereien, Kirchen, Restaurants und Krankenhäuser, die Besucher anweisen, auf Duftstoffe zu verzichten.

Auch in Deutschland ist das Thema mehrfach Politikum geworden. Die Bundestagsfraktion der Grünen forderte 2020, die Beduftung von öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln, Kindergärten, Krankenhäusern und Ähnlichem zu verbieten, ebenso wie allergene Duftstoffe in Spielzeug. 

Das Umweltbundesamt plädiert ebenfalls dafür, öffentliche Räume generell nicht zu beduften. Auch das bayerische Landesparlament hat sich schon mit Duftstoffen beschäftigt. Doch bislang wurde keine der Forderungen umgesetzt. Quelle: dpa / mia