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Was sind eigentlich Kleiderläuse?

Mann steckt weiße Kleidung in eine Waschmaschine
Bei einem Kleiderlausbefall empfiehlt es sich, täglich die Kleidung zu wechseln und zu waschen. | Bild: nito / AdobeStock

Kleiderläuse gehören zu den Parasiten und tragen den lateinischen Namen „Pediculus humanus corporis“. Man kategorisiert sie zur Gruppe der Menschenläuse, da sie sich ausschließlich von menschlichem Blut ernähren und eine gewisse Wärme zum Wachsen benötigen. 

Sie kommen in Deutschland und im gesamten europäischen Raum nur noch sehr selten vor, was mit den hohen Hygienestandards in den westlichen Ländern zusammenhängt.

Kleiderläuse sind mit dem bloßen Auge erkennbar

Die Parasiten sind normalerweise weißlich gefärbt und mit einer Länge von 3 bis 4 mm gut erkennbar. Nach unmittelbarer Blutaufnahme zeigen sie eine kräftige rote Färbung.

Kleiderläuse sind richtige Überlebenskünstler, denn sie besitzen die Fähigkeit, bei einer Außentemperatur von ca. 23 °C bis zu vier Tage ohne Nahrung auszukommen. Sie sind sehr beweglich, können aber nicht springen. 

Während des Lebenszyklus von nur 40 Tagen legen die Weibchen täglich mehrere Eier (Nissen), aus denen die Larven mit einer Größe von 1 mm schlüpfen. Kleiderläuse verfügen an ihren sechs Beinen über besondere Krallen, die es ihnen ermöglichen, sich an Haaren oder Fäden festzuhalten.

Gut zu wissen: Welche Lausarten gibt es noch?

Neben Kleiderläusen gibt es außerdem Filz- und Kopfläuse, die in Europa deutlich häufiger vorkommen. Beide Verwandten sind vergleichsweise klein und können bei Raumtemperatur nicht so lange überleben wie die Kleiderläuse.

Filzläuse kommen bei Erwachsenen, vor allem Männern, vor und besiedeln am häufigsten die Haare im Intimbereich. Sie können sich durch unzureichende Hygiene ausbreiten und werden in der Regel bei sexuellem Kontakt übertragen. 

Kopfläuse befallen insbesondere das Kopfhaar von Kindern, wobei Mädchen häufiger betroffen sind als Jungs. Hier erfolgt die Übertragung durch direkten Kopfkontakt zwischen den Personen.

Wo findet man Kleiderläuse besonders häufig?

Kleiderläuse findet man im Kleiderschrank: Sie besiedeln besonders gerne Kleiderfalten oder Nähte und können auf allen möglichen Textilien wie Bettwäsche oder im Kopfkissen vorkommen. 

Auch die Nissen werden in den Kleidungsstücken abgelegt – und zwar aufgereiht als klebrige Tröpfchen. Nur in seltenen Fällen besiedeln sie den menschlichen Körper, etwa dann, wenn mangelnde Körperhygiene vorliegt oder Kleidungsstücke lange Zeit getragen und nicht gewaschen werden. Sie sind dann häufig auf den Kopfhaaren im Bereich des Scheitels oder in der Nähe der Ohrmuschel zu finden.

Kleiderläuse übertragen seltene Infektionskrankheiten

Kleiderläuse sind in Europa aufgrund ungünstiger hygienischer Verhältnisse ein Problem in Obdachlosenunterkünften oder Flüchtlingsheimen. 

Da die Parasiten Infektionskrankheiten übertragen können, ist der Befall mit Kleiderläusen in Deutschland meldepflichtig. Sie gelten u. a. als Überträger von

  • Fleckfieber (Erreger: Rickettsia prowazekii),
  • Läuserückfallfieber (Erreger: Borrelia recurrentis) und
  • Wolhynischem Fieber (Erreger: Bartonella quintana).

Beispielsweise wurden in 2015 27 bestätigte Fälle von Läuserückfallfieber in der Europäischen Union bei Flüchtlingen aus bestimmten Teilen Afrikas gemeldet.

Gut zu wissen: Übertragen Kleiderläuse die Pest?

Aktuellen Studienergebnissen zufolge scheinen Kleiderläuse auch gut als Pestüberträger (Bakterium Yersinia pestis) zu dienen. 

Sie können aufgrund bestimmter Gene den Erreger selbst schlecht abwehren und diesen zudem über verschiedene Übertragungswege wie Kot, Drüsensekret und Speichel weitergeben. 

Die Entdeckung könnte die bisherige Annahme, dass hauptsächlich Flöhe für die Verbreitung der einstigen Pestepidemien verantwortlich waren, infrage stellen.

Typische Symptome bei Kleiderläusebefall

Kleiderläuse können von Mensch zu Mensch durch Körperkontakt übertragen werden oder dann, wenn Bettwäsche oder Kleidung geteilt wird. Auch Secondhand-Kleidung kann eine potenzielle Kleiderlausquelle darstellen, weshalb man die Textilien vor dem Kauf immer gut inspizieren sollte.

Bei Kontakt mit der Haut lösen die Parasiten beim Menschen starken Juckreiz aus. Das geschieht beim Tragen von Kleidungsstücken an den Stellen, an denen sich Nähte befinden oder der Stoff eng auf der Haut aufliegt. Unter den Achseln, am BH oder am Hosenbund können ebenfalls schnell Symptome auftreten. 

Das Kratzen der jeweiligen Körperstellen erzeugt Rötungen und kleine Erhebungen an der Hautoberfläche. Verletzungen fördern die Bildung von Krusten, was wiederum sekundäre Infektionen, z. B. mit Bakterien, begünstigt. Zusätzlich ist die Haut trocken oder schuppig.

Wie wird ein Kleiderlausbefall behandelt?

Die Therapie bei einem Kleiderlausbefall erfolgt rein symptomatisch. Neben juckreizlindernden topischen Zubereitungen mit Hydrocortison (Ebenol®), Hydrocortisonacetat (Soventol®) oder Polidocanol (Optiderm® Creme, Anaesthesulf® Lotio) können auch lokale oder systemisch wirksame Antihistaminika wie Cetirizin, Dimetinden oder Bilastin empfohlen werden.

Bei sekundären Infektionen sollte die Therapie immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, da auch antibiotische, antimykotische oder antiseptische Wirkstoffe sinnvoll sein können. Pyrethrum-haltige Präparate (Infectoscab® 5 % Creme, Permethrin-biomo® Creme 5 %) können in bestimmten Fällen vom Arzt verordnet werden.

Kleiderläuse: Textilien heiß waschen

Um die Parasiten zuverlässig aus den Textilien zu entfernen, sollten Kleidungsstücke täglich gewechselt und bei 60 °C in der Waschmaschine gewaschen werden. Dies tötet nicht nur die Läuse selbst, sondern auch die Nissen und Larven effektiv ab. Stoffe, die nur schwer zu reinigen sind, können mit einem geeigneten Insektizid (z. B. Mosquito® Läuse-Umgebungsspray) behandelt werden.

Weitere Maßnahmen, um die Läuse zu entfernen, sind das Einfrieren der Kleidungsstücke für 24 Stunden im Gefrierschrank, das Einpacken in einen luftdicht verschlossenen Plastikbeutel für einen Monat oder die Behandlung mit trockener Hitze z. B. im Backofen bei 65 °C für mindestens 30 Minuten. Die Methoden hemmen entweder das Wachstum der Läuse, entziehen ihnen die Nahrungsgrundlage oder töten sie direkt ab.

Sollten die Läuse in sehr seltenen Fällen auf die Kopfhaare übergehen, können Mittel gegen Kopflausbefall (z.B. Dimeticon in Nyda®, Neem-Extrakt in Licener®, Permethrin in Infectopedicul®) off-label verwendet werden. Literatur:
https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.3002625
https://www.ecdc.europa.eu/sites/default/files/media/en/publications/Publications/louse-borne-relapsing-fever-in-eu-rapid-risk-assessment-17-nov-15.pdf
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/07/04/wie-sich-kleiderlaeuse-verbreiten-und-wie-man-sie-bekaempfen-kann
https://www.krankenhaushygiene.at/fileadmin/media/ikm/PDF-Dokumente/FRL_PDF/FRL_34_Ektoparasiten_30102023.pdf