Was hilft bei Skin Picking?
Bei Skin Picking handelt es sich um eine psychische Störung, die nicht einfach als eine schlechte Angewohnheit oder mangelnde Verhaltenskontrolle betrachtet werden darf. In der Regel sind Frauen häufiger davon betroffen als Männer.
Skin Picking ist den Betroffenen nicht immer gänzlich bewusst. Das Knibbeln der Haut passiert häufig automatisch wie „von selbst“ und wird durch bestimmte Situationen oder Umstände getriggert. Auch wenn Akne häufig ein Auslöser für diese Störung ist, steckt meist ein psychisches Problem dahinter.
Zur Erinnerung: Was ist Skin Picking?
Skin Picking, auch Dermatillomanie genannt, wird medizinisch in die Kategorie der Zwangsspektrumsstörungen eingeordnet. Betroffene zupfen, quetschen oder kratzen die eigene Haut. Sie bearbeiten wiederholt und regelmäßig die Hautstellen in einem Umfang, der über die normale Pflege hinausgeht. Dabei werden nicht nur Hautunebenheiten oder Hautunreinheiten auf diese Weise „behandelt“, sondern auch die gesunde Haut.
Exzessives Skin Picking kann zu Infektionen oder sogar zu einer Sepsis führen und somit nicht nur Narben, sondern auch gefährliche bakterielle Erkrankungen verursachen.
Bei der Beratung in der Apotheke ist es schwer festzustellen, welche Ursachen bei den Betroffenen tatsächlich vorliegen. Wichtig ist, das Problem der Betroffenen ernst zu nehmen und über die Möglichkeiten der Behandlung zu informieren.
Skin Picking: Vielfältige Ursachen und hoher Leidensdruck
Skin Picking ist häufig kein isoliertes Störungsbild, sondern kann auch von einer anderen psychischen Erkrankung begleitet werden, beispielsweise von einer Depression oder einer Angststörung. Bei der Behandlung kommt es meistens auf eine Kombination verschiedener Therapien, Psychopharmaka und Entspannungsverfahren an.
Betroffene haben häufig große Angst vor Abwertung und Ausgrenzung und machen sich selbst große Vorwürfe. Ungebetene Ratschläge, Vorgaben, Verbote oder Druck von Angehörigen belasten die Betroffenen mehr, als sie ihnen helfen.
Je besser Außenstehende die Hintergründe von Skin Picking verstehen und die Selbstschädigung der Haut als eine Störung akzeptieren, umso leichter fällt es, das Verhalten und Leid der Betroffenen zu verstehen und ihnen zu helfen.
Auslöser von Skin Picking ermitteln
Zunächst sollten mögliche Trigger (Auslöser) oder Situationen, die dazu führen, dass sich Betroffene an der Haut kratzen oder an ihr herumdrücken, identifiziert werden. Dies sollte dann zum Beispiel in einem Tagebuch festgehalten werden, dadurch entwickeln die Betroffenen ein Bewusstsein für ihr Verhalten.
Auch wenn die Trigger von Person zu Person unterschiedlich sein können, gibt es einige „Risikosituationen“, die das Verhalten begünstigen können.
Häufig sind es:
- Passive Tätigkeiten, beispielsweise Fernsehen, Lesen, Telefonieren, Autofahren
- Gewohnte Tätigkeiten wie alltägliche Badroutine, routinierte Aufgaben im Alltag wie Arbeiten am PC
- Emotionale Auslöser wie Langeweile, Stress, Unruhe, Freude, Angst
- Umfeld und räumliche Faktoren wie ein helles Licht im Badezimmer oder ein Vergrößerungsspiegel
Trigger vermeiden und auf Alternativen ausweichen
Sind die Auslöser bekannt, muss die betroffene Person ihr Verhalten bewusst wahrnehmen und es aktiv unterbinden. In bestimmten Situationen, in denen die Betroffenen an die Haut fassen, zum Beispiel beim Telefonieren oder Lesen, hilft es, die Hände anderweitig zu beschäftigen, z. B. durch Handarbeit, Eincremen der Hände oder das Tragen von Baumwollhandschuhen.
Auch Tools und Spielzeuge, wie beispielsweise Knautschbälle, Igelbälle, Würfel verschiedener Art oder Akupressur-Ringe, können dabei hilfreich sein.
Betroffene sollten zudem ihre Ziele und Erfolge in kleinen Schritten definieren.
Ferner ist es wichtig, auf die eigenen psychischen Bedürfnisse zu achten und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Allerdings helfen solche Tipps häufig nur in leichten Fällen der Dermatillomanie und nicht bei einer pathologischen Form.
Je nach persönlichen Auslösern müssen häufig verschiedene Strategien und Therapien miteinander kombiniert werden.
Welche Therapie hilft bei Skin Picking?
Am effektivsten erfolgt die Behandlung einer Zwangsstörung im Rahmen einer Psychotherapie. Die Kosten für eine Psychotherapie werden üblicherweise von den Krankenkassen übernommen, vorausgesetzt die behandelnde Person verfügt über eine Kassenzulassung.
Gut zu wissen: Wer bietet Psychotherapien an?
Eine Psychotherapie ist eine anerkannte Behandlungsmethode, die nur Psychotherapeuten anbieten dürfen. Ein Psychotherapeut ist ein Arzt oder ein Psychologe, der eine Approbation nach Psychotherapeutengesetz (PsychThG) vorweist.
Heilpraktiker für Psychotherapie sind keine Psychotherapeuten und dürfen die Bezeichnung „Psychotherapeut“ nicht führen.
Nicht jede Form der Psychotherapie eignet sich jedoch für die Behandlung der Dermatillomanie. Derzeit zeigt insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie eine gute und durch viele Studien belegte Wirksamkeit.
Andere Therapien wie tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse oder Systemische Therapie können ebenfalls wirksam sein, allerdings liegen bislang nur wenig evidenzbasierte Daten für die Behandlung von Skin Picking vor.
Mit Online-Sprechstunden, Podcasts & Co. gegen Skin Picking
Eine Psychotherapie bleibt ein wichtiger Baustein, um den Teufelskreis der Dermatillomanie zu durchbrechen.
Einige Kliniken bieten bereits für Betroffene mit Skin Picking Sprechstunden an. Darüber hinaus gibt es qualitativ hochwertige psychologische Podcasts, Workshops, Selbsthilfegruppen, Online-Programme und Therapien, die dabei helfen können, die Zwangsspektrumsstörung in den Griff zu bekommen. Betroffene, die ein Angebot in Anspruch nehmen möchten, sollen die Qualität der Angebote im Einzelnen überprüfen und ein besonderes Augenmerk auf die Fach-Qualifikationen der Anbieter legen.
Bei der Suche nach geeigneten Psychotherapeuten ist es ratsam, eine Praxis aufzusuchen, die auf dem Gebiet der Zwangsstörungen und verwandten Störungen Erfahrung hat. Quellen:
- https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/psychische-gesundheitsst%C3%B6rungen/zwangsst%C3%B6rung-und-%C3%A4hnliche-erkrankungen/skin-picking-disorder-exkoriationsst%C3%B6rung
- https://www.skinpicking-trichotillomanie.de/beratungsangebot/
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-psychosoziale-medizin-zpm/institut-fuer-psychosoziale-praevention/beratung-therapie/sprechstunde-fuer-skin-picking-trichotillomanie-und-andere-bfrbds
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-psychosoziale-medizin-zpm/institut-fuer-psychosoziale-praevention/forschung/forschungsstelle-fuer-psychotherapie-fost/projekte/savemyskin
- https://www.skin-picking.de/thera-adressen/ambulanzen-kliniken/
- https://www.podcast.de/podcast/1090354/bfrbcare-alles-rund-um-skin-picking-trichotillomanie-und-co