Zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit: Was tun bei Sorgen und Ängsten?
Angst kann lähmen, mental stark beeinträchtigen und handlungsunfähig machen – sie verschwindet aber nicht, wenn man sich vor ihr versteckt. Daher raten Psychologen Patienten mit einer generalisierten Angststörung meist, sich mit den Faktoren, die Angst und Panik auslösen, zu beschäftigen.
In verunsichernden Zeiten suchen deshalb viele Menschen nach Informationen, in der Hoffnung, dadurch etwas Gewissheit zu erlangen und die eigenen Ängste zu bändigen. Permanente Informationen können allerdings auch überfordern und noch weiter verunsichern. Um das zu verhindern, sollten der zeitliche Umfang des Konsums sowie die Auswahl der Medien entsprechend angepasst werden.
Auch wenn eine Lage unüberschaubar und ungewiss erscheint, so muss sie letztlich für das eigene Stressmanagement akzeptiert werden. Angst und sich Sorgen machen verändern die Situation nicht.
Beste Strategie gegen Angst: Kontakt zu anderen
Die Nähe zu anderen Menschen und soziale Unterstützung ist mitunter die beste mentale Strategie. In extremen Situationen verhalten sich Menschen überwiegend prosozial und helfen einander. Der Eigennutzen tritt in den Hintergrund. Es entstehen oftmals spontane Hilfsgemeinschaften, in denen Freiwillige ihren Beitrag leisten.
Auch wenn Demonstrationen zum Beispiel nicht immer einen schnellen politischen Effekt zeigen, bietet eine Teilnahme daran die Möglichkeit, aktiv zu werden und sich zu positionieren.
Einer der wichtigen unmittelbaren Effekte, den das gemeinsame Demonstrieren mit sich bringt, ist der Kontakt zu anderen Menschen und das daraus resultierende Gemeinschaftsgefühl. Das Gefühl, etwas tun zu können, statt untätig abzuwarten, hilft dabei, die eigene Hilfslosigkeit ein Stück weit zu vergessen.
Hilft Humor gegen Stress?
Im Bereich Stressmanagement wird Humor als wirksame Bewältigungsstrategie betrachtet. Forschungen zeigen, dass Intensivpfleger, die im Berufsalltag mit Abschied, Trauer und Tod konfrontiert werden, ihre mentale Belastung durch Humor besser abbauen können.
Der Einsatz dieser Strategie kann auf andere allerdings befremdlich wirken und auch die Gefühle anderer verletzen. Es könnte daher insbesondere in angespannten Zeiten sein, dass humorvolle Bemerkungen als nicht angebracht angesehen werden.
Dennoch können Humor und ein lockerer Umgang in einem freundschaftlichen Umfeld den gedanklichen Absprung ermöglichen und eine Abwechslung im schwierigen Alltag bieten.
Die dabei freigesetzten körpereigenen Endorphine wirken sich positiv auf viele physiologische Vorgänge im Körper aus: Der Blutdruck und die Ausschüttung von Stresshormonen werden gesenkt, Muskeln gelockert und Angstzustände gemindert.
Worauf ist in Kundengesprächen zu achten?
Nicht nur die politische Lage, sondern auch Konflikte innerhalb eines Teams und zwischen den Kunden können sich in Krisenzeiten verschärfen. In so einer stark angespannten Situation erfordert die Kommunikation daher ein besonderes Maß an Empathie.
Ungewissheit und Sorge können sich beispielsweise bei Angstpatienten oder Personen mit einer geringen Ungewissheitstoleranz in einem veränderten Verhalten zeigen. Betroffene können durch Umgebungsreize, die in Form von Bildern und Videos im Internet allgegenwärtig sind, eine verstärkte Aggressionsneigung zeigen. Nervosität, Ungeduld, Schuldzuweisungen, Konflikte sowie verbale und körperliche Aggression können eine Folge davon sein.
Sorgen und Angst können darüber hinaus die Psyche so stark beeinträchtigen, dass auch bei sonst gesunden Patienten vermehrt Panikattacken, Schlaf- und Essstörungen sowie depressive Episoden auftreten können.
Sechs Bewältigungsstrategien gegen sorgenvollen Stress
Folgende Strategien können bei der Bewältigung von Ängsten und Sorgen hilfreich sein:
- Kontakte zu anderen Menschen pflegen – soziale Unterstützung und Austausch als mentale Kraftquelle nutzen.
- Ängste anderer Menschen ernst nehmen und ihnen soweit möglich eine emotionale Unterstützung anbieten.
- Einem geregelten Alltag nachgehen, Sport treiben, Ziele aufrechterhalten und nicht resignieren.
- Sensibel auf eigene Bedürfnisse reagieren. Sich Genuss, Ablenkung und Spaß gönnen.
- Sich regelmäßig und im moderaten Umfang über die aktuelle Lage aus seriösen Quellen informieren.
- Eigene Gedanken auf jene Dinge lenken, die beherrschbar und vorhersehbar sind.
Die eigene Belastungsgrenze kennen und akzeptieren
Die psychische Gesundheit ist eng mit dem körperlichen Wohlbefinden verknüpft und es ist wichtig, die eigene Belastungsgrenze zu kennen. Es zeugt keineswegs von Desinteresse und Ignoranz, sich zum Beispiel mit dem Thema Krieg nicht dauernd zu beschäftigen oder sogar – in einigen Fällen – gänzlich Abstand von den aufkommenden Informationen zu nehmen.
Internationaler Tag der seelischen Gesundheit
Der Welttag der geistigen Gesundheit wurde 1992 durch die World Federation for Mental Health gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen und findet stets am 10. Oktober statt. An diesem Tag sollen mit Aktionen und Informationsveranstaltungen auf Ursache, Prävention und Therapie psychischer Erkrankungen aufmerksam gemacht werden.
In diesem Jahr bildet der Internationale Tag der seelischen Gesundheit den Auftakt zur „Woche der seelischen Gesundheit“, die vom 10. bis 20. Oktober 2024 stattfindet. Unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ setzt sich die Aktionswoche in diesem Jahr mit psychischen Belastungen im Arbeitsalltag auseinander.
Die Aktionswoche möchte auf die unterschiedlichen Strategien zur Bewältigung und auf das vielfältige psychosoziale Hilfsangebot in Deutschland aufmerksam machen sowie zum gemeinsamen Austausch und gegenseitiger Unterstützung aufrufen. /mia