Polymorphe Lichtdermatose: Was ist eigentlich eine Sonnenallergie?
In unseren Breiten sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung von der polymorphen Lichtdermatose (PLD) betroffen. Frauen entwickeln diese „Sonnenallergie“ (= „Lichtallergie“) wesentlich häufiger als Männer. Die Symptome zeigen sich überwiegend zwischen März und Juni, meist nach der ersten intensiveren Sonnenexposition im Jahr. Zu den übrigen Jahreszeiten trifft es vor allem Touristen, die in sonnenreiche Regionen reisen.
Stark juckende Hautveränderungen
Die Symptome treten wenige Stunden bis einige Tage nach der Sonneneinwirkung auf. An den unbekleideten Körperstellen, vor allem an Hals, Dekolleté, Armen und Beinen, bilden sich dann stark juckende Hautveränderungen. Das können rötliche Flecken, Knötchen, Bläschen, Pusteln oder Quaddeln sein. Die Hauterscheinungen variieren von Patient zu Patient, sie sind also vielgestaltig – fachsprachlich: polymorph. Das gab der Erkrankung ihren Namenszusatz.
Zur Erinnerung: Hauteffloreszenzen im Überblick
- Unter Blasen versteht man einen mit (klarer) Flüssigkeit gefüllten Hohlraum.
- Eine Quaddel ist eine von Rötung umgebene Hauterhebung, die meist von Juckreiz oder Brennen begleitet wird. Ein typisches Beispiel ist die Hautveränderung nach dem Kontakt mit Brennnesseln.
- Eine Pustel ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum.
Ursache unklar
Die Symptomatik der polymorphen Lichtdermatose ist ähnlich wie bei einer allergischen Reaktion vom verzögerten Typ, beispielsweise einer Kontaktallergie. Ob aber tatsächlich ein allergisches Geschehen hinter der sogenannten Sonnenallergie steckt, ist nach wie vor unklar. Daneben existiert die Theorie, dass durch UV-Einwirkung freie Radikale in der Haut entstehen, die eine Entzündungsreaktion nach sich ziehen.
Da Frauen etwas häufiger betroffen sind, liegt auch die Vermutung eines hormonellen Einflusses nahe. Bislang konnte dieser Zusammenhang jedoch nicht nachgewiesen werden.
Auf hohen UV-A-Schutz achten
Als Hauptauslöser für die polymorphe Lichtdermatose gilt UV-A-Strahlung. Betroffene sollten daher Sonnenschutzmittel für allergische Haut mit hohem UV-A-Schutz verwenden. Um freie Radikale unschädlich zu machen, bieten sich Mittel an, die zudem einen hohen Anteil an Radikalfängern wie Vitamin E beinhalten.
Die Einnahme von Beta-Carotin, Calcium oder Omega-3-Fettsäuren soll vorbeugend wirken. Wissenschaftlich erwiesen ist dies jedoch nicht. Auf jeden Fall empfehlenswert ist es, die Mittagssonne zu meiden und die empfindlichen Hautstellen möglichst durch Kleidung zu schützen.
Die durch polymorphe Lichtdermatose ausgelösten Symptome verschwinden auch ohne Behandlung nach einiger Zeit wieder. Glucocorticoidhaltige Salben und Antihistaminika können aber eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.
Wie wird die PLD diagnostiziert?
Oft erkennt der Dermatologe die Erkrankung schon am typischen Hautbild. Sollten doch Zweifel bestehen, kann die Diagnose durch Lichttests bestätigt werden. Dabei wird eine vormals betroffene Hautstelle mit Licht bestrahlt. Tritt im Anschluss keine Hautveränderung auf, handelt es sich nicht um eine PLD.
Manchmal ist eine Abgrenzung gegen phototoxische und photoallergische Reaktionen (z. B. ausgelöst durch Medikamente) oder gegen die Mallorca-Akne schwierig. Das ist aber nicht weiter dramatisch, da sich weder vorbeugende Maßnahmen noch Therapie grundlegend unterscheiden. /at
Gewöhnungseffekt im Sommer
Bei den meisten Menschen mit polymorpher Lichtdermatose nehmen die Beschwerden im Laufe des Sommers ab. Durch den häufigeren Aufenthalt in der Sonne stellt sich nämlich eine Art Gewöhnungseffekt ein. Diesen macht man sich auch bei der Phototherapie zunutze. Hierbei erhalten Patienten, die unter einer schweren Symptomatik leiden, ärztlich kontrollierte UV-Bestrahlungen. Auf keinen Fall sollte eine solche Gewöhnungstherapie in Eigenregie erfolgen, da dadurch die Haut geschädigt werden kann und das Krebsrisiko steigt.
Polymorphe Lichtdermatose in Kürze
- Umgangssprachlich „Sonnenallergie“ genannt
- Durch UV-A-Strahlung ausgelöste entzündliche, stark juckende Hautreaktion in vielgestaltiger (= polymorpher) Ausprägung: Flecken, Papeln, Bläschen etc.
- Mehr als jeder Zehnte in Mitteleuropa betroffen.
- Symptomatik zeigt sich vor allem im Frühjahr nach erster intensiver Sonnenexposition. Beschwerdebesserung im Sommer durch Gewöhnungseffekt.
- Unklar, ob allergische Ursache; möglicherweise freie Radikale entscheidend.
- Vorbeugung durch UV-A-Schutz in Form von Sonnenschutzmitteln und Kleidung oder durch Meiden intensiver Sonnenbestrahlung.
- Beschwerdelinderung durch kortikoidhaltige Externa. Bei schwerer Symptomatik ärztliche Behandlung mit Phototherapie.