Rezeptur
Praxiswissen
7 min merken gemerkt Artikel drucken

Zum Tag der Apotheke am 07. Juni: Apotheken sichern Versorgung mit Re­zepturarzneimitteln

PTA steht in der Rezeptur vor einzeln aufgestellten Rezepturbehältnissen
In der Apotheken werden häufig rezepturmäßig Suspensionen, Antibiotikasäfte, Zäpfchen, Cremes und vieles mehr hergestellt. | Bild: Racle Fotodesign / AdobeStock

Flüssige Darreichungsformen für Kinder mit Ibuprofen und Paracetamol zur Fiebersenkung sowie verschiedene antibiotische Wirkstoffe gehören zu den dringlichen Arzneimitteln. Kleine Kinder und auch Patienten mit Schluckstörungen können naturgemäß nicht ohne weiteres auf feste Arzneiformen ausweichen. 

Bei Nichtverfügbarkeit des benötigten Fertigarzneimittels können Apotheken entsprechende Rezepturen herstellen und leisten damit einen überaus wichtigen Beitrag zur ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung – darauf machen wir anlässlich des heutigen Tags der Apotheke aufmerksam.

So können beispielsweise zur Notfallversorgung Suspensionen mit den benötigten Arzneistoffen zubereitet werden, auch Zäpfchen in niedrigen Dosierungen können erhalten werden.

Wie werden Ibuprofen und Paracetamol verarbeitet?

Beide Wirkstoffe – sowohl Ibuprofen als auch Paracetamol – sind als Rezepturgrundstoffe grundsätzlich erhältlich. Sind die Ausgangsstoffe nicht lieferbar, können auch Fertigarzneimittel-Tabletten zur Herstellung verwendet werden. 

Beide Substanzen sind in Wasser praktisch unlöslich, daher müssen flüssige Darreichungsformen als Suspension hergestellt werden. Bei der Verarbeitung von Tabletten gilt das ohnehin, da sich diese aufgrund der enthaltenen Hilfsstoffe in Wasser nicht auflösen lassen.

Gut zu wissen: Was ist bei der Herstellung einer Suspension wichtig?

Bei der Arzneiform Suspension liegt ein unlöslicher Feststoff in einer flüssigen Phase verteilt vor. Um eine homogene Verteilung des Wirkstoffs zu erhalten, wird dieser fein gepulvert in die jeweilige Trägerlösung eingearbeitet. 

Zu Beginn der Herstellung wird die Substanz mit einem kleinen Teil der verwendeten Grundlage angerieben. Anschließend kann der Rest der Grundlage anteilig eingerührt werden. 

Vor der eigentlichen Anwendung müssen Suspensionen immer gut geschüttelt werden, damit zur Entnahme der Einzeldosis der Wirkstoff für eine gewisse Zeit homogen verteilt vorliegt. 

Durch Zugabe von Quellstoffen wird die flüssige Phase meist so weit angedickt, dass ein Absinken des Feststoffs verlangsamt wird. Als Verdickungsmittel werden häufig verschiedene Hydroxyethylcellulose-Verbindungen und Tragant eingesetzt. Auch die Zugabe von Zuckern wie Glucose oder Saccharose trägt zur Erhöhung der Viskosität bei.

Suspensionen: Welche Grundlagen sind geeignet?

Zur Herstellung der Suspensionen mit Ibuprofen oder Paracetamol kann als Trägerlösung die DAC-Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen verwendet werden. Diese Suspensionsgrundlage ist speziell zur Herstellung pädiatrischer Zubereitungen gedacht und enthält ausschließlich für Kinder verträgliche Hilfsstoffe. 

Als Verdickungsmittel ist Hydroxyethylcellulose 10.000 enthalten und Glucose-Monohydrat dient zur Geschmacksverbesserung. Neben Gereinigtem Wasser enthält die Suspensionsgrundlage noch Kaliumsorbat zur Konservierung und Citronensäure zur Einstellung des pH-Wertes. Die Grundlage kann in der Apotheke nach der NRF-Vorschrift S.52. selbst hergestellt oder fertig bezogen erworben werden. 

Als weitere Grundlage zur Herstellung von Suspensionen kann auch die fertig erhältliche SyrSpend® Suspensionsgrundlage eingesetzt werden. Für Kinder ab zwei Jahren können die Wirkstoffe direkt mit der flüssigen Grundlage verarbeitet werden. Die Suspensionsgrundlage enthält Natriumbenzoat als Konservierungsmittel.

Da Benzoesäure und ihre Salze bei jüngeren Kindern als kritische Hilfsstoffe gelten, ist die Suspensionsgrundlage für Kinder unter zwei Jahren ungeeignet. Als Alternative kann das SyrSpend® Pulver verwendet werden, dieses ist frei von Konservierungsmitteln. 

Unangenehmer Geschmack als häufiges Problem

Für die meisten in der Apotheke hergestellten Suspensionen gilt, dass ihr Geschmack meist zu wünschen übrig lässt und nicht an die industriell hergestellten Darreichungsformen heranreichen kann. Bei Kinderarzneimitteln ist das natürlich ein Nachteil, aber meist lassen sich zufriedenstellende Lösungen finden. 

Gute Erfahrungen konnten durch Zugabe eines Flüssigaromas wie Erdbeer- oder Orangenaroma gemacht werden. Das Flüssigaroma kann den fertigen Suspensionen in Konzentrationen zwischen 0,1 % und 0,5 % zugesetzt werden. Verweigert das Kind die Einnahme weiterhin, kann die benötigte Einzeldosis auch zusammen mit einem schmackhaften Fruchtsaft oder Sirup eingenommen werden. 

Als Alternative zu den flüssigen Darreichungsformen können auch Zäpfchen mit Ibuprofen oder Paracetamol verabreicht werden. 

Gut zu wissen: Können Zucker- und Himbeersirup auch als Trägerlösung verwendet werden?

Zur Herstellung von Suspensionen können auch Sirupgrundlagen verwendet werden – sowohl Zuckersirup DAB als auch Himbeersirup sind bereits vorgefertigt erhältlich. 

Zuckersirup DAB ist aufgrund seines hohen Zuckergehalts mikrobiell nicht anfällig. Himbeersirup als Konzentrat aus Himbeer- und Kirschsaft ist mit Natriumbenzoat und Kaliumsorbat konserviert. 

Ob eine Verarbeitung möglich ist, muss meist in der Apotheke individuell entschieden werden. Wichtig ist dabei, dass sich der Feststoff gut mit der Grundlage benetzen lässt und die fertige Suspension vor der Applikation gleichmäßig aussieht. 

Fertig hergestellte Zubereitungen sollten daher rund 24 Stunden stehen gelassen und auf ihre Aufschüttelbarkeit überprüft werden.

Rezeptur: Auch Zäpfchen können hergestellt werden 

Bei Bedarf können auch niedrig dosierte Zäpfchen für Kinder in der Rezeptur hergestellt werden. Dazu werden Fertigarzneimittel-Suppositorien für Erwachsene verdünnt. Als Herstellungsmethode bietet sich dabei das Verfahren nach Münzel an. 

Aus den zur Verfügung stehenden höher dosierten Zäpfchen wird zunächst die Anzahl der zu erhaltenden Kinderzäpfchen berechnet. Aus acht Zäpfchen mit jeweils 500 mg Paracetamol können beispielsweise 16 Stück 250-mg-Zäpfchen gewonnen werden. 

Dazu werden zunächst die Erwachsenen-Zäpfchen aufgeschmolzen. Die geschmolzene Masse wird dann in die Bohrungen der Kinderform verteilt. Anschließend werden die teilweise gefüllten Bohrungen mit reinem Hartfett ausgegossen. Nach dem Erkalten können die Suppositorien aus der Form genommen, erneut aufgeschmolzen und Zäpfchen mit homogen verteiltem Wirkstoff ausgegossen werden. 

Ganz wichtig: Versorgung mit Antibiotika-Säften

Antibiotikasäfte für Kinder sind aus Stabilitätsgründen überwiegend als industriell gefertigte Trockensäfte im Handel, die vor der Einnahme zuerst rekonstituiert werden müssen. Zur Therapie bakterieller Erkrankungen bei Kindern kommt dabei meist die Wirkstoffgruppe der Penicilline zum Einsatz, dabei ist Amoxicillin das am häufigsten verschriebene Antibiotikum. 

In der Regel wird der Wirkstoff alleine gewünscht, kann aber auch zusammen mit Clavulansäure verordnet werden. Neben den Penicillinen kommen in der Kinderheilkunde häufig auch Cephalosporine zum Einsatz. Ärztlich verordnet werden für Kinder meist die Wirkstoffe Cefaclor und Cefuroxim. 

Auch Herstellung von Antibiotika-Suspensionen möglich

Alle benötigten flüssigen Darreichungsformen können in der Apotheke wieder als Suspension zum Einnehmen hergestellt werden. Als bisher einziger antibiotischer Wirkstoff ist Amoxicillin-Trihydrat als Rezeptursubstanz erhältlich. 

Zur Verarbeitung anderer Antibiotika in der Rezeptur müssen daher Tabletten oder Filmtabletten eingesetzt werden. Als Trägerlösung kann wie bei den Suspensionen mit Ibuprofen und Paracetamol wieder die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC verwendet werden, möglich sind auch hier wieder Zuckersirup DAB und Himbeersirup. Quellen:
- https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Zulassung/amInformationen/Lieferengpaesse/Dringlichkeitsliste_kinderarzneimittel_arzneiittelliste_herbst_winter_23_24_pdf.pdf?__blob=publicationFile
- https://www.ptaheute.de/praxiswissen/rezeptur/herstellung-von-antibiotika-saeften-in-der-rezeptur
- https://www.ptaheute.de/praxiswissen/rezeptur/herstellung-von-antibiotika-saeften-mit-cephalosporinen
- https://www.ptaheute.de/praxiswissen/rezeptur/hilfe-aus-der-rezeptur-paracetamol-fuer-kinder
- https://www.ptaheute.de/praxiswissen/rezeptur/faq-zur-herstellung-von-ibuprofen-rezepturen
 

Zum Tag der Apotheke am 07. Juni

Alljährlich wird am 7. Juni der „Tag der Apotheke“ begangen. Erstmals fand der „Tag der Apotheke“ am 10. September 1998 statt. 

Mit diesem Aktionstag soll auf die Funktion und Aufgaben der Vor-Ort-Apotheken im deutschen Gesundheitssystem aufmerksam gemacht werden. Unter dem diesjährigen Motto „Wir müssen reden“ sind alle Apotheken aufgerufen, mit Politikern in der eigenen Offizin darüber zu sprechen, welche unverzichtbaren Leistungen die Apotheken vor Ort tagtäglich für Patienten erbringen.

Viele Apotheken bieten an diesem Tag besondere Veranstaltungen, Aktionen für Familien oder einen Tag der offenen Tür an. Auch nutzen die Berufsorganisationen der Apothekerschaft diesen Aktionstag punktuell, um über Themen von besonderer Verbraucher-Relevanz aufzuklären. 

Auf PTAheute.de unterstützen wir diesen Aktionstag und machen mit ausgewählten Beiträgen auf die Relevanz der Apotheken vor Ort aufmerksam. 

Insbesondere in Zeiten von Lieferengpässen spielen Apotheken eine Schlüsselrolle: Sie stellen die Arzneimittelversorgung durch Herstellung von individuellen Rezepturen sicher – darüber berichtet unsere Rezepturexpertin Dr. Annina Bergner.

Außerdem erfahren Sie, wie die ABDA und Adexa zu den Reformplänen des Bundesgesundheitsministeriums stehen.

Zurück