Zum Tag der Apotheke am 07. Juni: Weniger Apotheken & Warnung vor Leistungskürzungen
Anlässlich des heutigen „Tags der Apotheke“, hatte die ABDA gestern unter dem Motto „Apotheken unter Druck“ zu einer Pressekonferenz eingeladen. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening verdeutlichte den Zuhörern erneut die prekäre Situation der Apotheken. Aktuelle Zahlen und Daten wurden vorgestellt, um die Lage zu illustrieren.
Immer weniger Vor-Ort-Apotheken
In den letzten 20 Jahren sei die Apothekenzahl um 20 Prozent gesunken. Mit einer Apothekendichte von aktuell 20,8 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liege man deutlich unter der durchschnittlichen Apothekendichte der EU von 31. Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Apothekenreform würden die Lage weiter verschlimmern und gefährdeten die Gesundheitsversorgung.
Wichtige Bestandteile des Leistungsangebots in Apotheken seien in Gefahr. Overwiening verwies darauf, dass allein im vergangenen Jahr knapp 11 Millionen individuelle Rezepturen in Apotheken hergestellt und 420.000 Nacht- und Notdienste geleistet wurden. Jede Nacht stünden 1.200 Apotheken für die Notfallversorgung zur Verfügung.
Diese Angebote, ebenso wie die Abgabe von Betäubungsmitteln, seien durch die Pläne des BMG gefährdet, schließlich plant Lauterbachs Ministerium Apotheken ohne Apotheker zu betreiben. Die „Kernkompetenzen“ der Apotheken würden damit wegfallen, so die ABDA-Präsidentin.
Zum Tag der Apotheke am 07. Juni
Alljährlich wird am 7. Juni der „Tag der Apotheke“ begangen. Erstmals fand der „Tag der Apotheke“ am 10. September 1998 statt.
Mit diesem Aktionstag soll auf die Funktion und Aufgaben der Vor-Ort-Apotheken im deutschen Gesundheitssystem aufmerksam gemacht werden. Unter dem diesjährigen Motto „Wir müssen reden“ sind alle Apotheken aufgerufen, mit Politikern in der eigenen Offizin darüber zu sprechen, welche unverzichtbaren Leistungen die Apotheken vor Ort tagtäglich für Patienten erbringen.
Viele Apotheken bieten an diesem Tag besondere Veranstaltungen, Aktionen für Familien oder einen Tag der offenen Tür an. Auch nutzen die Berufsorganisationen der Apothekerschaft diesen Aktionstag punktuell, um über Themen von besonderer Verbraucher-Relevanz aufzuklären.
Auf PTAheute.de unterstützen wir diesen Aktionstag und machen mit ausgewählten Beiträgen auf die Relevanz der Apotheken vor Ort aufmerksam.
Insbesondere in Zeiten von Lieferengpässen spielen Apotheken eine Schlüsselrolle: Sie stellen die Arzneimittelversorgung durch Herstellung von individuellen Rezepturen sicher – darüber berichtet unsere Rezepturexpertin Dr. Annina Bergner.
Außerdem erfahren Sie, wie die ABDA und Adexa zu den Reformplänen des Bundesgesundheitsministeriums stehen.
ABDA-Präsidentin warf kritischen Blick auf die GKV
Einen kritischen Seitenblick warf Overwiening auf die Krankenkassen. Der GKV-Spitzenverband sei der eigentliche Ideengeber für Lauterbachs Apothekenreformpläne gewesen. Bereits 2014 habe dieser die Idee von PTA-geleiteten Apotheken mit Teleassistenz entworfen. Lauterbach mache sich zum Erfüllungsgehilfen der GKV.
Die ABDA-Präsidentin erinnerte daran, dass gerade einmal 1,9 Prozent der GKV-Ausgaben für die Apotheken ausgegeben werden. Die Verwaltungs- und Werbekosten der Kassen lägen mehr als doppelt so hoch. Overwiening forderte eine gesetzliche Beschränkung dieser Kosten.
Kritik an Gematik-App und CardLink
Weiterhin kritisch zeigte sie sich gegenüber der durch das BMG forcierten Einführung des CardLink-Verfahrens. Gegen den Willen der Apotheken- und Krankenkassenvertretungen hatte das BMG die Einführung mit seiner 51 Prozent-Mehrheit in der Gematik durchgedrückt.
Dabei stehe mit der Gematik-App ein voll funktionsfähiger Einlöseweg für das E-Rezept zur Verfügung, betonte Overwiening. Dieser werde nun für CardLink „geopfert“, Profiteure seien einzig die Versender.
Sinnvoller wäre eine Integration von CardLink in die Gematik-App gewesen, diese Chance wurde jedoch vertan. Die Gematik-App sei dadurch für die Nutzenden unattraktiv.
ADEXA: Mehr Gehalt für Apothekenangestellte
Auch Sigrid Joachimsthaler von der Apothekengewerkschaft Adexa stärkte der ABDA-Führung den Rücken. Sie wies auf die besorgniserregende Abwanderung vieler Apothekenangestellter hin.
Bei den Gehältern hinke man seit Jahren hinter anderen Branchen hinterher. Die Abwanderung qualifizierten Personals in andere Berufe sei die Folge. Auch sie äußerte sich kritisch zu Lauterbachs Plänen zur PTA-geleiteten Apotheke. „Die PTA sind nach ihrer jetzigen Ausbildung weder in der Lage noch willens, eine Arzneimittelabgabestelle zu leiten.“ Ohnehin sei PTA schon jetzt ein Mangelberuf. Ohne eine deutliche Anhebung der Gehälter wäre eine Trendwende nicht möglich.
Aktuell fordert Adexa 10,5 Prozent mehr Gehalt für Apothekenangestellte. Man habe Lauterbach einen Vorschlag unterbreitet, der vorsieht, durch die Erhöhung des packungsbezogenen Festhonorars um 80 Cent eine Finanzierungsgrundlage zu schaffen, um die angestrebte Gehaltserhöhung für die Apothekerbetreiber bezahlbar zu gestalten.
Umfrage: Patienten wollen weiterhin Apotheke vor Ort
Vorgestellt wurden auch die Ergebnisse einer seit April laufenden Umfrage zur Bedeutung der Apotheke vor Ort für die Patienten.
Von den knapp 41.000 Befragten sprachen sich 98 Prozent dafür aus, den Apothekenteams mehr Entscheidungsfreiheit zukommen zu lassen. 93 Prozent sehen sowohl die individuelle Rezepturherstellung als auch den Nacht- und Notdienst als unverzichtbare Leistungsangebote.
94 Prozent wollen nicht auf ihre Vor-Ort-Apotheke verzichten, ebenso viele Befragte sprechen sich für eine Erhöhung der Apothekenvergütung aus.
Weiterhin Uneinigkeit zwischen ABDA und BMG
Natürlich wurde die ABDA-Präsidentin auch zu ihrem Treffen im BMG am Montag befragt. Hier konnte nicht viel Neues vermeldet werden. Der Referentenentwurf befinde sich weiterhin in der Ressortabstimmung, dieser gestalte sich kompliziert. Auch Lauterbach betrachte die Lage der Apotheken als besorgniserregend, jedoch seien sich ABDA und BMG immer noch uneins bezüglich der zu treffenden Gegenmaßnahmen.