Zyklusbeschwerden
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Was ist eigentlich PMS?

Frau sitzt in eine Wolldecke eingewickelt auf dem Sofa
Viele Frauen leiden vor der Menstruation an u. a. Unterleibschmerzen und Stimmungsschwankungen. | Bild: DimaBerlin / AdobeStock

Das prämenstruelle Syndrom, kurz PMS, ist unter Frauen im gebärfähigen Alter weit verbreitet. Es umfasst eine Vielzahl verschiedener Symptome, die in der zweiten Zyklushälfte bis zum Einsetzen der Periode auftreten können. 

Einige Betroffene leiden nur ein bis zwei Tage vor der Monatsblutung an Beschwerden, andere bemerken die Veränderungen bereits kurz nach dem Eisprung. Befragungen zufolge stellen mehr als 75 % aller Frauen körperliche oder psychische Veränderungen in den Tagen vor der Menstruation fest, wobei 25 % PMS aufweisen und monatlich darunter leiden.

PMS – Hormonelle und neuronale Ursachen denkbar

Die genauen Ursachen für das prämenstruelle Syndrom sind noch nicht bekannt. Vermutlich spielen die Hormonumstellungen in der zweiten Zyklushälfte eine Rolle. 

Nach dem Eisprung, circa 14 Tage vor Einsetzen der Menstruation, kommt es zu einem Anstieg an Progesteron. Das Gelbkörperhormon ist wichtig für die Aufrechterhaltung einer möglichen Schwangerschaft. Kommt es zu keiner Befruchtung, wird der Gelbkörper abgebaut und der Progesteronspiegel sinkt mit Einsetzen der Periode. Die Abbauprodukte von Progesteron stehen in Verdacht, bestimmte Neurotransmitter wie Serotonin, welches für eine gute Stimmung wichtig ist, zu beeinflussen. Außerdem kommt es zum Abfall an Estrogen (Östrogen) in der zweiten Zyklushälfte, was viele körperliche Symptome auslösen könnte. 

Ebenfalls werden Umweltfaktoren sowie eine genetische Prädisposition als Auslöser von PMS diskutiert, denn meist sind mehrere Frauen in einer Familie von dem Syndrom betroffen.

PMS-Symptomatik häufig bei Frauen über 30 Jahren

Auffällig ist, dass sich die Hormonspiegel von Frauen mit PMS nicht von jenen ohne PMS-Symptomatik unterscheiden. Man nimmt daher an, dass manche Frauen die zyklusbedingten Hormonveränderungen intensiver wahrnehmen als andere.

Theoretisch kann jede Frau im gebärfähigen Alter im Laufe ihres Lebens ein prämenstruelles Syndrom entwickeln. Auch die individuellen Symptome können mit der Zeit variieren und mal mehr oder weniger stark den Alltag beeinflussen. Man geht davon aus, dass bis zu 150 verschiedene Symptome bei PMS auftreten können. 

Dies erschwert häufig eine Diagnose, da die Beschwerden nicht immer direkt mit dem Zyklus in Verbindung gebracht werden. Frauen ab 30 Jahren leiden verstärkt an PMS, wobei mit Eintritt in die Wechseljahre die Beschwerden komplett verschwinden. 

In der Prämenopause, die Vorstufe der Wechseljahre, können aufgrund von beginnenden Hormonschwankungen typische PMS-Symptome verstärkt wahrgenommen werden.

Zu den typischen PMS-Symptomen gehören:

  • Ödeme (Wassereinlagerungen, insbesondere in Beinen und Füßen)
  • Gewichtszunahme und gesteigerter Appetit
  • Übelkeit
  • Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen und Völlegefühl
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Rückenschmerzen
  • Stimmungsschwankungen, inklusive leichter Reizbarkeit
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Antriebslosigkeit, gelegentlich im Wechsel mit gesteigertem Antrieb
  • Kreislaufprobleme
  • Hautunreinheiten
  • Spannungsgefühl in den Brüsten (Mastodynie)
  • Schmerzen im Unterbauch

 

Gut zu wissen: Wann mit PMS zum Arzt?

Bei starken Beschwerden, die monatlich den Alltag einschränken, sollte die Gynäkologin aufgesucht werden. Dies ist auch bei ungewöhnlichen Symptomen, die mit Eintritt der Periode nicht verschwinden, sowie bei anhaltenden, sich verändernden oder sich verstärkenden Beschwerden der Fall. 

Die Veränderungen können sich über Monate oder Jahre hinweg entwickeln. Frauen sollten die PMS-Problematik ernst nehmen und das Thema bei der jährlichen gynäkologischen Kontrolle ansprechen.

Eine Möglichkeit, die Beschwerden von anderen Erkrankungen abzugrenzen, ist das Führen eines Zykluskalenders, der nach drei Monaten ausgewertet werden kann. 

Der Arzt wird außerdem durch Befragung und weitere diagnostische Methoden mögliche Differenzialdiagnosen ausschließen, wie

  • Hormonstörungen,
  • Schwangerschaft,
  • Perimenopause,
  • Migräne,
  • Endometriose,
  • Myome (gutartige Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter),
  • Infektionen im Genitalbereich,
  • Schilddrüsenerkrankung oder
  • Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, z. B. Reizdarmsyndrom.

Prämenstruelle Dysphorische Störung – schwerste Form von PMS

Etwa 3 bis 8 % der Frauen sind von einer besonders schweren Form des prämenstruellen Syndroms betroffen. Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PDMS – dysphorisch bezeichnet einen emotionalen Zustand, der sich durch eine bedrückte bzw. traurige oder missmutige Grundstimmung auszeichnet) ist durch stark ausgeprägte psychische Veränderungen charakterisiert und verursacht einen enormen Leidensdruck. 

In der zweiten Zyklushälfte kommt es vermehrt zu depressiven Phasen, Stimmungsschwankungen, einer negativen Grundstimmung oder Angstsymptomen. Wichtig ist hier die Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen, die nicht zyklusabhängig sind. 

Für die Therapie eignet sich beispielsweise der Einsatz von Antidepressiva oder hormonellen Kontrazeptiva. Letztere können je nach Beschwerdebild auch im Langzeitzyklus angewendet werden.

Wie wird PMS behandelt?

Die eingesetzten Arzneimittel richten sich nach den auftretenden Symptomen. Da diese individuell sehr unterschiedlich ausfallen können, muss die Therapie auch immer spezifisch auf die Betroffene abstimmt betrachtet werden. 

Bei Kopf-, Rücken- oder Unterleibsschmerzen kommen Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen zum Einsatz. Naproxen punktet mit einer besonders langen Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden, weshalb eine zweimal tägliche Gabe ausreicht. 

Die Therapie sollte bereits bei den ersten Anzeichen gestartet werden. Zu beachten sind Kontraindikationen wie gastrointestinale Blutungen, Magengeschwüre oder Blutgerinnungsstörungen. Auch Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten, wie beispielsweise Antikoagulantien, sind möglich.

Für die Therapie von Verdauungsbeschwerden sollte das jeweilige Hauptsymptom (Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl oder Übelkeit) betrachtet werden. 

Zur Verbesserung von Wassereinlagerungen kommen Arzneitees mit pflanzlichen Diuretika zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise Brennnesselblätter, Ackerschachtelhalmkraut und Goldrutenkraut

Mikronährstoffe wie Magnesium eignen sich zur Verbesserung von Krämpfen im Unterbauch und B-Vitamine, insbesondere Vitamin B6, können aufgrund des positiven Einflusses auf das Nervensystem einer Antriebslosigkeit entgegenwirken. Bei psychischen Verstimmungen kann ein Präparat mit Johanniskraut sinnvoll sein, bei Unruhezuständen Phytopharmaka wie Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Melissenblätter.

Mönchspfeffer verbessert allgemeine PMS-Symptomatik

Auch mit einem Mönchspfefferfrüchte-Präparat können die PMS-Beschwerden positiv beeinflusst werden. Arzneimittel wie Agnucaston® oder Femicur® N sind für Frauen mit PMS ab 18 Jahren zugelassen und sollten mindestens über einen Zeitraum von drei Monaten eingenommen werden, um einen positiven Effekt zu erzielen. 

Mönchspfefferfrüchte enthalten Iridoidglykoside wie Agnusid oder Aucubin, Flavonoide, ätherische Öle und Gerbstoffe, welche im Zusammenspiel wahrscheinlich eine Wirkung auf das dopaminerge System haben und den Prolaktinspiegel ausgleichen.

Tipps für mehr Wohlbefinden bei PMS:

  • Während der zweiten Zyklushälfte den Fokus vermehrt auf Pausen, Stressreduktion und Entspannung legen.
  • Bewegung in den Alltag integrieren: Sport fördert die Durchblutung. Das begünstigt den Abbau von Ödemen und kann krampflösend wirken. Außerdem fördert Bewegung die Ausschüttung von Serotonin. Sanfte Sportarten wie Yoga oder Schwimmen eignen sich besonders gut bei PMS-Symptomen.
  • Auf eine ausgewogene Ernährung achten. Dabei sollte der Salzkonsum reduziert werden, um die Ödembildung zu reduzieren. Lebensmittel, die Calcium und Magnesium enthalten, können Symptome mildern. Dazu gehören grünes Blattgemüse wie Spinat oder Brokkoli sowie Bananen und Kakao. Dieser enthält wiederum Tryptophan, was die Bildung von Serotonin fördert.
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