Zum Tag der Rückengesundheit am 15. März: Drei Apps gegen Rückenschmerzen
Betrachtet man offizielle Zahlen, gehören Rückenschmerzen für viele Menschen zum Alltag: Dem Journal of Health Monitoring des RKI zufolge, litten im Jahr 2020 rund 61 Prozent der Menschen mindestens einmal unter derartigen Beschwerden. Im selben Jahr ging zudem – laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse – mehr als jeder zwölfte Fehltag (8,5 Prozent) darauf zurück. Mit dem Tag der Rückengesundheit am 15. März, wird daher zur aktiven Prävention von Rückenbeschwerden aufgerufen.
Mit Apps das Training unterstützen
Eine Möglichkeit, sich für einen gesunden Rücken einzusetzen, stellen spezielle Apps dar. Diese Anwendungen erlauben es den Nutzern, zeit- und ortsunabhängig Trainingseinheiten zu absolvieren, oder helfen beim mentalen Umgang mit Schmerzen.
Einige dieser Produkte wurden bereits vom Bundesinstitut für Arneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) eingestuft und sind damit nach entsprechender ärztlicher Diagnose zulasten der Krankenkasse erstattungsfähig.
Vivira – Personalisiertes Training mit regelmäßiger Fortschrittsanalyse
Eine Anwendung, die diesen Schritt bereits geschafft hat, ist „Vivira“. Die App bietet den Nutzern ein personalisiertes therapeutisches Training für zu Hause und soll so die Schmerzreduktion unterstützen sowie dabei helfen, körperliche Funktionen wiederherzustellen.
Nach einer Testphase, in der Beweglichkeit, Kraft und Koordination überprüft werden, wird ein personalisierter Trainingsplan erstellt. Anhand dessen werden dem Nutzer täglich vier Übungen mit Video, Ton und Text (insgesamt circa 15 Minuten) vorgeschlagen und anschließend anhand der individuellen Rückmeldung der Schweregrad angepasst.
Einmal wöchentlich werden Schmerzausmaß, Lebensqualität und Einschränkungen erfragt, um den jeweiligen Fortschritt zu visualisieren. Darüber hinaus wird einmal im Monat anhand von Übungen die Bewegungsfähigkeit überprüft und so auch die Auswirkungen auf Mobilität, Kraft und Koordination veranschaulicht. Die jeweiligen Trainingsdaten können als PDF gespeichert und mit dem Arzt oder Therapeuten geteilt werden.
Die App ist im App-Store oder Google-Play-Store erhältlich und kann sieben Tage kostenlos getestet werden.
Seit letztem Jahr dauerhaft gelistet
Laut Firmenangabe eignet sich die Anwendung als Ergänzung zur Physiotherapie – d. h., die Anwendung kann vor Therapiebeginn, währenddessen oder auch im Anschluss als Sekundärprävention genutzt werden.
Der Anbieter konnte für die Indikation Rückenschmerzen den positiven Versorgungseffekt „Verbesserung des Gesundheitszustands“ nachweisen. Deshalb wurde die Anwendung seit dem 17. Februar 2022 dauerhaft ins Verzeichnis aufgenommen. Dies gilt allerdings nicht für die Anwendungsbereiche „Knie- und Hüftschmerzen“: Hier konnte der Anbieter das BfArM noch nicht überzeugen, weshalb für diese Indikationen Vivira derzeit nicht zu Lasten der GKV verordnet werden kann.
Zur Erinnerung: Was ist für die Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis notwendig?
Um in das DiGA-Verzeichnis zu gelangen, müssen die Anbieter der Apps einen Antrag beim BfArM stellen. Damit dieser genehmigt wird, müssen die DiGA zunächst als Medizinprodukt zertifiziert sein und dadurch ihre Sicherheit und Funktionstauglichkeit nachweisen.
Ferner müssen Qualität, Datenschutz und Informationssicherheit belegt und ein positiver Effekt auf die Patientenversorgung nachgewiesen werden. Kann dieser Nachweis noch nicht erbracht werden, dürfen DiGA – nach Vorliegen einer Begründung und eines Evaluationskonzeptes – auch vorübergehend für 12 Monate in das Verzeichnis aufgenommen werden.
Psychologische Unterstützung bei chronischen Schmerzen
Im Gegensatz zu Vivira stellt „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ ein interaktives psychologisches Online-Programm dar. Die Web-Anwendung richtet sich an chronische Schmerzpatienten (u. a. mit Rückenschmerzen) ab 18 Jahren und soll diesen ermöglichen, die Schmerzbeeinträchtigung im Alltag zu reduzieren.
Dafür setzt das 12-wöchige Programm auf Strategien und Übungen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie). In sieben Kurseinheiten (à 60 Minuten) werden den Nutzern psychotherapeutische Techniken sowie Hintergrundinformationen in Form von Text, Video und Audio vermittelt. Die Nutzer werden zudem psychologisch begleitet und Fortschritte im Online-Tagebuch sichtbar gemacht.
Gut zu wissen: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.
„HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ wird derzeit nur vorläufig im DiGA-Verzeichnis gelistet, d. h. ein positiver Versorgungseffekt konnte bislang noch nicht abschließend belegt werden.
Kaia: Weitere Trainings-App für Rückengesundheit
Seit 2016 bietet auch die Trainings-App „Kaia“ ihren Nutzern die Möglichkeit, sich jederzeit um ihre Rückengesundheit zu kümmern. Dabei setzt die App auf eine Kombination aus physiotherapeutischen Übungen, Entspannung und Hintergrundwissen zu den Themen Selbstmanagement sowie Änderung des Lebensstils.
Die digitale Anwendung basiert auf der sogenannten multimodalen Schmerztherapie (eine Kombination verschiedener Behandlungsansätze) und wurde laut Anbieterinformation gemeinsam mit Medizinern und Physiotherapeuten entwickelt. Die Anwendung ist zudem als Medizinprodukt der Klasse IIa zertifiziert.
Täglich 15-bis 30-minütiges Training
Die App erstellt anhand eines zuvor durchgeführten Selbsttests (Abfrage von Fitness und Beschwerden) zunächst einen individuellen Trainingsplan, um dann aus einem Angebot von 300 Videos die passenden Übungen auszuwählen. Diese können individuell in den Alltag integriert und ortsunabhängig – z. B. während der Mittagspause oder unterwegs – durchgeführt werden.
Um den korrekten Bewegungsablauf sicherzustellen, bietet die App außerdem den sogenannten Kaia Bewegungscoach an. Dieser analysiert mittels Kamera den jeweiligen Bewegungsablauf und gibt anschließend Tipps, um die Übung noch präziser ausführen zu können.
Nach dem 15- bis 30-minütigen Training (drei- bis siebenmal pro Woche) können die Erfolge in der App dokumentiert und die körperlichen Übungen so kontinuierlich angepasst werden.
Seit Februar dauerhaft gelistet
Auf der Kaia-Webseite werden die Nutzer darauf hingewiesen, dass die Kosten für die digitale Therapie zu 100% von allen gesetzlichen und einigen privaten Krankenversicherungen übernommen werden.
Am 3. Februar 2023 wurde die Anwendung nun auch dauerhaft ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen.