Von Reizdarm bis Tinnitus: DiGA-Update Teil 1: Welche Apps sind neu?
Seit Dezember 2019 können digitale Gesundheitsanwendungen – kurz DiGA – von Ärzten und Psychotherapeuten verschrieben und auf Kassenkosten abgerechnet werden. Voraussetzung für die Verordnungsfähigkeit ist eine Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis. Mittlerweile werden 28 Anwendungen (Stand 13.01.2022) gelistet, acht davon sogar dauerhaft.
Was sich im Verzeichnis verändert hat und welche Anwendungen neu dazugekommen sind, haben wir für Sie in diesem Zweiteiler zusammengetragen. Teil zwei folgt in Kürze.
Zur Erinnerung: Was sind DiGA?
Unter digitalen Gesundheitsanwendungen sind zertifizierte Medizinprodukte niedriger Risikoklassen (I oder IIa) zu verstehen, die hauptsächlich auf digitalen Technologien basieren. Sie sollen den Nutzer bei Diagnose, Adhärenz und Therapie von Krankheiten, Verletzungen oder Behinderungen unterstützen.
Kalmeda®: Positiver Versorgungseffekt nun nachgewiesen
Im Oktober 2020 ging das DiGA-Verzeichnis online. Bereits damals war die Tinnitus-App Kalmeda® mit an Bord. Da zu diesem Zeitpunkt jedoch der positive Versorgungseffekt noch nicht abschließend belegt werden konnte, wurde die Aufnahme zunächst auf 12 Monate befristet. Nun konnte in einer klinischen Studie mit 187 Patienten gezeigt werden, dass Kalmeda® die Tinnitusbelastung nachweislich reduzierte.
Kalmeda® setzt dabei auf die kognitive Verhaltenstherapie. Denn ob ein Tinnitus als störend empfunden wird oder nicht, hängt dem Anbieter zufolge entscheidend von der inneren Haltung ab. Mit Hilfe von Entspannungs-, Achtsamkeits- und Meditationsübungen soll die Belastung durch Ohrgeräusche reduziert werden. Zusätzlich stehen den Nutzern Audiodateien mit beruhigenden Hintergrundgeräuschen zur Verfügung.
Der Versorgungseffekt gilt durch die Studienergebnisse als nachgewiesen, weshalb die App nun dauerhaft im DiGA-Verzeichnis gelistet wird. Weitere Infos finden Sie unter: https://www.kalmeda.de/
Zur Erinnerung: Was ist für die Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis notwendig?
Um in das DiGA-Verzeichnis zu gelangen, müssen die Anbieter der Apps einen Antrag beim BfArM stellen. Damit dieser genehmigt wird, müssen die DiGA zunächst als Medizinprodukt zertifiziert sein und dadurch ihre Sicherheit und Funktionstauglichkeit nachweisen. Ferner müssen Qualität, Datenschutz und Informationssicherheit belegt und ein positiver Effekt auf die Patientenversorgung nachgewiesen werden. Kann dieser Nachweis noch nicht erbracht werden, dürfen DiGA – nach Vorliegen einer Begründung und eines Evaluationskonzeptes – auch vorübergehend für 12 Monate in das Verzeichnis aufgenommen werden.
Neu im Verzeichnis: Cara Care bei Reizdarm
Ende Dezember 2021 wurden die Anwendungsgebiete des DiGA-Verzeichnisses erweitert: Mit der befristeten Aufnahme von Cara Care hielt die erste gastroenterologische Anwendung ins DiGA-Verzeichnis Einzug.
Die App richtet sich an Patienten mit Reizdarmsyndrom und setzt auf eine Kombination aus Ernährungstherapie, kognitiver Verhaltenstherapie und Bauch-gerichteter Hypnose. Auf diese Weise sollen Änderungen von Lebensstil, Kognitionen, Emotionen und Verhalten ermöglicht werden.
Gut zu wissen: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.
Cara Care zielt unter anderem darauf ab, die gastrointestinalen Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Zudem sollen mit den Beschwerden eventuell einhergehende Ängste und depressive Verstimmungen gelindert werden. Cara Care dient laut Angaben des Anbieters zur alleinstehenden Therapie des Reizdarmsyndroms. Weitere Infos finden Sie hier.
Neu im Verzeichnis: Kranus Edera bei Erektionsstörungen
Ebenfalls neu im DiGA-Verzeichnis ist die App Kranus Edera. Sie stellt eine alleinstehende, ganzheitliche Therapie bei erektiler Dysfunktion (Impotenz organischen Ursprungs) dar.
Das 12-wöchige Programm setzt sich aus kardiovaskulärem Ausdauer- und Beckenbodentraining, Achtsamkeitsmethoden sowie physiotherapeutischen und sexualtherapeutischen Übungen zusammen. Die Intensität und Komplexität der Übungen wird dabei fortlaufend angepasst.
Zudem wird auf ergänzende Wissensvermittlung gesetzt: Die Nutzer erhalten Informationen über die Erkrankung sowie nützliche Tipps zu Ernährung und vorbeugenden Maßnahmen. Weitere Infos finden Sie unter: https://www.kranus-health.de/