Heimische Heilpflanzen
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Johanniskraut – Sonnenschein für die Seele

Johanniskraut fällt durch seine gelb leuchtenden Blüten ins Auge. Vorsicht gilt allerdings bei der Einnahme mit anderen Medikamenten, denn Johanniskraut weist Interaktionen auf. | Bild: Printemps / Fotolia

Ausgerechnet die Licht- und Sonnenpflanze Johanniskraut hat eine finstere Vergangenheit: Sie wurde früher für Teufelsaustreibungen gebraucht. Der Teufel soll der schönen Pflanze übrigens übel mitgespielt haben. Aus Wut über ihre Heilkraft verpasste er ihren Blättern mit lauter Nadelstichen viele kleine Löchlein. Er perforierte sie sozusagen. Das führte zum lateinischen Artnamen Hypericum perforatum und zur deutschen Bezeichnung Tüpfel-Johanniskraut. Die Punktierungen sind gut sichtbar, wenn man die Blätter gegen das Licht hält.

Wirksames Antidepressivum

Seinen wahren Siegeszug startete Johanniskraut erst im 20. Jahrhundert, als seine stimmungsaufhellende Wirkung wissenschaftlich intensiv erforscht wurde. Ab circa 1985 begann die steile Karriere von Johanniskraut (Hyperici herba) als pflanzliches Antidepressivum. Als relevante Inhaltsstoffe haben sich vor allem Hypericin und Hyperforin, daneben Flavonoide und Procyanidine, herausgestellt. 

Hochdosierter, standardisierter Hypericum-Extrakt gilt heute als anerkannt wirksam bei leichten bis mittelschweren depressiven Störungen. Das Phytopharmakon wirkt dabei ähnlich wie chemisch-synthetische Antidepressiva: Es reguliert den aus der Balance geratenen Neurotransmitter-Haushalt.

Selbstmedikation bei leichten depressiven Episoden

Die bei mittelschwerer Depression indizierten Johanniskraut-Fertigpräparate sind verschreibungspflichtig (z. B. Jarsin® Rx 300 mg, Laif® 900, Neuroplant®). Doch bei leichten depressiven Episoden (= leichte vorübergehende depressive Störungen) stehen für die Selbstmedikation ebenfalls hochdosierte, standardisierte Johanniskraut-Extraktpräparate zur Verfügung (z. B. Jarsin® 450 mg, Laif® 900 Balance, Neuroplant® Aktiv). 

Wichtig für die Beratung

Kunden sollten wissen, dass Johanniskraut nicht sofort wirkt. Die Wirklatenz beträgt mindestens zwei Wochen. Johanniskraut-Präparate sind zwar meist besser verträglich als chemische Antidepressiva. Relevant ist jedoch das Wechselwirkungsspektrum. Aufpassen sollte man bei Kunden, die folgende Arzneimittel einnehmen: Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ (z. B. Marcumar®), Ciclosporin, Digoxin, HIV-Proteasehemmer, Midazolam, Tacrolimus, Theophyllin. Bei Frauen, die hormonelle Kontrazeptiva einnehmen, sind Zwischenblutungen möglich. Die Sicherheit der Verhütung kann herabgesetzt sein.

Tee nicht empfehlenswert

Das Echte Johanniskraut (Fam. Hypericaceae = Johanniskrautgewächse) ist eine mehrjährige Pflanze mit reich verzweigtem, zweikantigem Stängel und vielblütigen Rispen. Man findet die Staude an vielen Weg- und Wiesenrändern oder auf Ödland blühend an. Das Sammeln für die Teezubereitung wird jedoch nicht empfohlen. Zu groß sind die Schwankungen im Inhaltsstoffgehalt. Empfehlen Sie deshalb lieber standardisierte Extrakt-Phytopharmaka!

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