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Husten: Was empfiehlt die aktualisierte Leitlinie?

Frau sitzt auf der Couch und hustet in die Hand
Die Auslöser für einen Husten können sehr individuell sein, von Atemwegsinfektionen über Allergien bis hin zu Medikamenten. | Bild: dragonstock / AdobeStock

Akuter Husten, wie bei einem grippalen Infekt, gehört zum typischen Beratungsalltag in der Apotheke. Chronischer Husten sollte hingegen aufgrund zahlreicher Ursachen immer personenbezogen vom Arzt beurteilt werden. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der jüngst aktualisierten S2k-Leitlinie „Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“. 

In der aktualisierten Leitlinie werden nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse und klinische Erfahrungen berücksichtigt. Dafür wurden die vorherigen Angaben überprüft, neu bewertet und zusätzliche Schwerpunktthemen aufgenommen.

Neu sind u. a. die separate Betrachtung eines Post-COVID-Hustens sowie die Ausarbeitung der Wichtigkeit einer speziellen patientenbezogenen Diagnostik.

Husten: Akut, subakut oder chronisch?

Die Behandlung von Husten ist aufgrund zahlreicher Auslöser sehr individuell. Deshalb ist es wichtig, den Husten in verschiedene Kategorien einzuteilen, um die Patienten optimal unterstützen zu können. Die Leitlinienautoren teilen den Husten abhängig von der Dauer in drei Kategorien ein: akuter, subakuter und chronischer Husten.

Der akute Husten besteht maximal für drei Wochen und wird hauptsächlich durch Erkältungsviren oder allergische Auslöser hervorgerufen. Er verschwindet meist von allein und kann innerhalb der Selbstmedikation in der Apotheke rein symptomatisch behandelt werden.

Der subakute Husten besteht in der Regel für drei bis maximal acht Wochen. Er wird beispielsweise durch eine anhaltende Allergie, eine Lungenentzündung, eine Überempfindlichkeit nach einer Erkältung oder durch verschiedene Erreger (z. B. Mykoplasmen, SARS-CoV-2, Keuchhustenerreger, Adenoviren) ausgelöst.

Chronischer Husten belastet die Betroffenen hingegen länger als acht Wochen und wird vor allem durch Lungenerkrankungen, Schluckstörungen, Sodbrennen oder andere allergische oder entzündliche Erkrankungen der oberen Atemwege verursacht. Mittlerweile ist bekannt, dass circa ein Drittel der Erkrankten gar keinen Auslöser aufweisen.

Gut zu wissen: Wann mit Husten zum Arzt?

Kunden, die über chronischen Husten klagen, sollten an einen Arzt verwiesen werden. Nur so kann die Ursache erforscht und eine potenzielle Grunderkrankung erkannt und therapiert werden. Beispielsweise sollte eine Reflux-Erkrankung dann behandelt werden, wenn zum Husten zusätzlich typische Symptome wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen hinzukommen. 

Bis zum Arzttermin können PTA den Betroffenen kurzzeitig geeignete Medikamente empfehlen. 

Bei akuten Beschwerden stellen blutiges Sekret beim Abhusten hohes Fieber, Atemnot, sowie ein dünnflüssiger oder schaumiger Auswurf Grenzen der Selbstmedikation dar.

Behandlung von akutem Husten in der Selbstmedikation möglich

Im Rahmen der Selbstmedikation kann Husten, der nicht länger als acht Wochen anhält, mit geeigneten Schleimlösern und/oder Reizstillern für einen Zeitraum von maximal vier Wochen behandelt werden. Hierbei ist insbesondere bei chemisch-synthetischen Mitteln zwischen produktivem Husten und Reizhusten zu unterscheiden. Eine mögliche Frage beim Kunden könnte lauten, ob Auswurf festgestellt wird oder nicht.

Empfohlen werden pflanzliche (z. B. Extrakte aus Efeu, Thymian oder Pelargoniumwurzel) oder synthetische (z. B. Dextrometorphan bei Reizhusten) evidenzbasierte Hustenmittel, die die Beschwerden lindern und verkürzen. 

Die Ausheilung, insbesondere im Zusammenhang mit einem grippalen Infekt, erfolgt meist innerhalb von wenigen Wochen von selbst. Sollte durch die Therapie keine Besserung eintreten, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Chronischer Husten ohne Ursache gar nicht so selten

Die Leitlinienautoren definieren zwei Arten des chronischen Hustens, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Chronischer Husten, der trotz einer Therapie der Grunderkrankung bestehen bleibt, wird als refraktär bezeichnet. Wird keine Ursache diagnostiziert, spricht man von einem idiopathischen Husten.

Man geht davon aus, dass circa zwei Drittel aller Betroffenen, die an einem idiopathischen Husten leiden, Frauen in den Wechseljahren sind. Der Grund dafür könnte eine Überempfindlichkeit des Hustenreflexes sein. Symptome treten bereits durch leichte Reizungen wie bei der Nahrungsaufnahme, durch Temperaturschwankungen, Lachen, Hinlegen, langes Sprechen oder das Einatmen von Parfüm auf. Der Husten wird dann nicht nur als Symptom, sondern als eigenständige Krankheit definiert.

Gut zu wissen: Welche Medikamente können Husten auslösen?

Husten ist eine potenzielle Nebenwirkung verschiedener Arzneimittel, häufiger Auslöser sind beispielsweise ACE-Hemmer (z. B. Ramipril, Lisinopril, Enalapril). Man geht davon aus, dass circa 10 % der Frauen und 5 % der Männer durch einen Wirkstoff dieser Substanzklasse einen Reizhusten entwickeln. 

Die Beschwerden können Tage oder auch erst Monate nach Beginn der Arzneimitteltherapie auffallen. Der behandelnde Arzt sollte dann einen Wechsel auf eine andere Wirkstoffklasse durchführen.

Zusätzlich lohnt es sich im Rahmen des Beratungsgespräches, weitere eingenommene Medikamente auf die Nebenwirkung Husten zu überprüfen. Neben den ACE-Hemmern können seltener auch Beta-Blocker, Amiodaron oder Partikel aus Pulverinhalatoren einen Husten verursachen.

Neu in der Leitlinie: Personalisierte Diagnostik bei chronischem Husten

Neben einer Basisdiagnostik, die aus einem Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung besteht, sollen im Rahmen einer personalisierten Diagnostik auch weitere Verfahren bei chronischem Husten zum Einsatz kommen. Dies kann je nach Grunderkrankung sehr individuell ausfallen. 

Als Beispiele werden eine Untersuchung beim HNO-Arzt oder Kardiologen, eine Reflux-Diagnostik oder der Einsatz der Computertomografie (CT) genannt.

Bei chronischem Husten: Atemtraining und Logopädie sinnvoll

Aufgrund der Ergebnisse aus der personalisierten Diagnostik können bei chronischem Husten verschiedene Therapiemöglichkeiten angewendet oder gar kombiniert werden. Dazu gehören auch nichtmedikamentöse Maßnahmen wie die Atemphysiotherapie und Logopädie, mit deren Hilfe der Husten besser kontrolliert werden kann. 

Viele Studien konnten zeigen, dass eine Atemschulung zu einer deutlichen Hustenvermeidung und -dämpfung im Alltag führen kann.

Nach ärztlicher Abklärung können Hustenstiller und/oder -löser auch außerhalb der Zulassung über einen längeren Zeitraum in Intervallen angewendet werden. 

Außerdem haben Pregabalin, Gabapentin und niedrig dosiertes Morphin das Potenzial, bei 20 % der Betroffenen eine Überempfindlichkeit zu verbessern. 

Derzeit befinden sich verschiedene neue Wirkstoffe in der Pipeline, die es künftig noch einfacher machen sollen, Patienten mit chronischem Husten individuell zu behandeln. 

Post-COVID-Husten wird in Leitlinie aufgenommen

Mittlerweile ist bekannt, dass circa 30 % der ehemaligen SARS-CoV-2-Patienten mit chronischem Husten zu tun haben. Dieser Ursache wurde ein komplett neues Kapitel in der Leitlinie gewidmet, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu bündeln, die seit dem Beginn der Pandemie gewonnen wurden. 

Auch wenn es derzeit noch keine zugelassene Therapie gegen Post-COVID-Husten gibt, wird das Thema zukünftig stärker in den Fokus der Forschung gerückt. Quellen:
- https://www.atemwegsliga.de/aktuell/s2k-leitlinie-fachaerztliche-diagnostik-und-therapie-von-erwachsenen-patienten-mit-husten.html
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-003l_S2k_Fachaerztliche-Diagnostik-Therapie-erwachsene-Patienten-Husten__2025-02_1.pdf
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-013l_S3_akuter-und-chronischer-Husten_2022-01.pdf