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Grippe oder grippaler Infekt: Was ist der Unterschied?

In der kalten Jahreshälfte kommt man um die Erkältungsviren nicht herum. Trockene Heizungsluft, ein schwaches Immunsystem und die eisigen Temperaturen führen häufig dazu, dass man sich im Winter schneller erkältet als im Frühjahr oder Sommer.
Ob ein Infekt behandlungsbedürftig ist oder sogar ein Arzt aufgesucht werden muss, hängt in erster Linie davon ab, ob man es mit einem harmlosen grippalen Infekt oder einer „echten“ Grippe zu tun hat.
Grippe oder grippaler Infekt: Krankheitsbeginn entscheidend
Während die ersten Symptome eines grippalen Infektes schleichend im Verlauf der ersten Tage auftreten, kommt es bei der Influenza (Grippe) zu einer schlagartigen Verschlechterung des Allgemeinzustandes.
Grippe-Viren vermehren sich besonders schnell und führen innerhalb von kurzer Zeit zu starken Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen mit erhöhter Temperatur oder Fieber. Auch Reizhusten sowie Übelkeit und Erbrechen treten im Krankheitsverlauf typischerweise auf.
Zur Erinnerung: Wann spricht man von Fieber?
Bei einer Körpertemperatur zwischen 37,5 und 38 Grad Celsius spricht man von erhöhter Temperatur.
Fieber beginnt ab einer Temperatur von über 38 Grad Celsius. Steigt sie auf 39 bis 41 Grad Celsius, liegt hohes Fieber vor, und bei über 41 Grad Celsius extrem hohes Fieber.
Diese Angaben beziehen sich auf eine rektale Messung. /vs
Die Erreger einer „echten“ Grippe sind Influenzaviren, die man in die Stämme A, B und C einteilt. Influenza-C-Stämme spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle, da sie ausschließlich milde Symptome hervorrufen.
Die Viren werden über Tröpfchen vom Körper aufgenommen und gelangen durch Niesen, Husten, Atmen oder Sprechen einer infizierten Person in die Umgebungsluft.
Außerdem können sie bis zu zwei Tage auf Oberflächen überleben. Die Inkubationszeit beträgt 1–2 Tage und die Krankheitsdauer typischerweise 5–7 Tage, wobei der quälende Reizhusten oft 2–3 Wochen bestehen bleibt.
Impfung: Effektiver Schutz vor Grippe
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Risikogruppen eine jährliche Grippeimpfung. Dazu gehören:
- Menschen, die älter als 60 Jahre sind
- chronisch Kranke (z. B. Patienten mit Diabetes, Asthma, Herz- oder Kreislauferkrankungen)
- Personen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche
- Schwangere
- medizinisches Personal und Pflegepersonal im Krankenhaus oder Altersheim
- Personen, die viel mit anderen Menschen zu tun haben (z. B. Lehrer, Erzieher, Busfahrer) oder die mit einem Risikopatienten zusammenleben beziehungsweise sich um ihn kümmern
- Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
Klassische Erkältungssymptome bei grippalem Infekt
Einen meist harmlosen grippalen Infekt können unterschiedliche Erkältungsviren verursachen. Dazu gehören beispielsweise Rhino- oder Adenoviren. Sie gelangen wie die Influenzaviren per Tröpfcheninfektion über die Lunge in den Körper, wobei einige Vertreter auch mehrere Tage (Rhinoviren bis zu sieben Tage) auf Oberflächen überleben können.
Eine derartige Erkältung ist in der Regel innerhalb von zehn Tagen überstanden. Zu den typischen Symptomen eines grippalen Infektes gehören:
- Kopfschmerzen
- Halsschmerzen
- Husten
- Heiserkeit
- laufende Nase
- Abgeschlagenheit
- Gliederschmerzen
Erkältung: Wann zum Arzt?
Ob der Gang zum Arzt notwendig ist, hängt vom individuellen Krankheitsverlauf und der persönlichen Krankheitsgeschichte ab. Treten die Symptome erst seit wenigen Tagen auf und besteht ein guter Allgemeinzustand, ist eine Selbstmedikation in der Apotheke möglich.
Die empfohlene Therapie richtet sich nach den vordergründig auftretenden Beschwerden und kann entsprechend unterschiedlich ausfallen.
Sind die Symptome bereits länger als zehn Tage vorhanden oder verschlechtern sie sich zunehmend im Verlauf, ist immer ein Gang zum Arzt anzuraten. Ergänzend sollte der Kunde auch bei folgenden Beschwerden an den Arzt verwiesen werden:
- Fieber, das länger als 48 Stunden anhält
- starke Glieder- oder Kopfschmerzen
- Ohrenschmerzen
- schlechter Allgemeinzustand (z. B. Appetitlosigkeit, körperliche Schwäche, Antriebslosigkeit)
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Atemnot
- starker Husten mit eitrigem Auswurf
Ein sich plötzlich verschlechternder Allgemeinzustand kann auf eine bakterielle Superinfektion hinweisen. Dabei kommt es durch Bakterien zu einer zusätzlichen Infektion, die sich beispielsweise als Bronchitis, Lungen- oder Nasennebenhöhlenentzündung zeigen kann.
In schweren Fällen entstehen Komplikationen wie eine Herzmuskel- oder Hirnhautentzündung, welche unbedingt vermieden werden sollten. Zu den Risikofaktoren für eine Superinfektion zählen einerseits das Nicht-Auskurieren der Erkältung und andererseits ein schwaches bzw. geschwächtes Immunsystem.
Gut zu wissen: Risikogruppen für schwere Grippe-Verläufe
Bei Menschen mit einem nicht optimal funktionierenden Immunsystem kommt es häufiger zu schweren Krankheitsverläufen oder Superinfektionen.
Betroffen sind Kleinkinder, Schwangere, Senioren, Diabetiker, HIV-Kranke, Transplantierte oder Personen mit anderen schweren Erkrankungen, die das Immunsystem beeinflussen.
Auch Medikamente wie Immunsuppressiva, Glucocortikoide und eine Chemotherapie begünstigen Komplikationen.
Die genannten Personengruppen benötigen zudem länger, um den Infekt vollständig auszukurieren. Menschen mit schweren Immundefiziten sollten bei ersten Anzeichen einer Grippe antivirale Medikamente einnehmen, um einen schweren Verlauf zu verhindern.
Eingesetzt werden die verschreibungspflichtigen Wirkstoffe Oseltamivir und Zanamivir.
Erkältung vollständig auskurieren und auf Sport verzichten
Auch bei ansonsten gesunden Menschen können Komplikationen auftreten, wenn die Erkältung nicht richtig auskuriert wird. Stress und körperliche Betätigung belasten insbesondere das Immunsystem, welches gerade auf Hochtouren arbeitet. Es ist deshalb sinnvoll, dem Körper ausreichend Pausen und Ruhe zu gönnen, um schnell wieder gesund zu werden.
Neben einer Zink- und Vitamin-C-reichen Ernährung mit Milchprodukten, Eiern, Nüssen, Gemüse und Obst sollte eine Sportpause von mindestens einer Woche eingehalten werden.
Bei einer Grippe werden sogar vierzehn Tage empfohlen, da intensiver Sport die Entstehung einer Herzmuskelentzündung begünstigen kann. Dies gilt auch nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus.
Das oft empfohlene „Ausschwitzen“ der Erkältung sollte besser in der Badewanne oder unter der warmen Bettdecke erfolgen und weniger unter körperlicher Aktivität oder bei einem Saunagang. Die damit verbundene enorme Hitze setzt dem Körper besonders zu und kann Kreislaufprobleme oder gar Fieberschübe begünstigen.
Eine Ausnahme stellt moderate Bewegung bei Schnupfen ohne weitere Begleiterscheinungen dar, hier können zügige Spaziergänge an der frischen Luft oder leichte Sportübungen absolviert werden.
Erkältung vorbeugen: Beratungstipps zur Prävention
Ist der Infekt einmal komplett überstanden, dürfen Sauna und Sport wieder in den Alltag integriert werden, denn dadurch wird langfristig das Immunsystem gestärkt.
Um eine Infektion zu verhindern, sollten außerdem in der Erkältungszeit Kontakt- und Abstandsregeln eingehalten werden. Regelmäßiges Händewaschen sowie Handhygiene mit einem geeigneten Desinfektionsmittel für unterwegs sind wichtige Maßnahmen im Alltag.
Die Verwendung von Einmal-Taschentüchern, die anschließend hygienisch entsorgt werden, ist genauso wie das Niesen und Husten in die Ellenbeuge empfehlenswert. Innenräume sollten zudem regelmäßig gelüftet werden.
Bereits im Herbst sollte Kunden in der Apotheke eine Grippeschutzimpfung angeboten werden, um sich in der Hochsaison vor schweren Krankheitsverläufen durch Influenza-Viren zu schützen. Literatur:
https://www.ptaheute.de/aktuelles/2025/01/08/grippeimpfung-ab-60-efluelda-r-oder-fluad-r-moeglich
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ_Liste_Virus.html
https://www.ptaheute.de/wissen-am-hv/wissen-am-hv-grippe-und-erkaeltung/zum-verwechseln-aehnlich-grippe-oder-grippaler-infekt
https://www.ptaheute.de/praxiswissen/podcast/grippesaison-2024-25-welche-impfstoffe-gibt-es
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/krankheitsbilder/atemwegsinfektionen/
Lennecke K, Hagel K, Selbstmedikation für die Kitteltasche, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
Zur Erinnerung: Was ist die Grippeschutzimpfung?
Da die Influenza-Hochsaison meist im Januar beginnt, liegt der optimale Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung zwischen Oktober und November.
Vor allem für Risikogruppen sowie medizinisches Personal oder Mitarbeiter in Pflegeheimen ist die Grippeschutzimpfung indiziert.
Man unterscheidet tetra- und trivalente Impfstoffe, die zwei Influenza-A-Stämme und 1–2 Influenza-B-Stämme beinhalten. Da der Influenza-B/Yamagata-Stamm seit 2020 nicht mehr kursiert, rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zukünftig zu einem trivalenten Impfstoff. Jede Saison wird der Impfstoff leicht abgewandelt, in Abhängigkeit davon, welche Subtypen vermehrt vorkommen. So wird die Wirksamkeit optimiert und den aktuellen Gegebenheiten fortlaufend angepasst.
Bei den meisten Influenza-Impfstoffen handelt es sich um Totimpfstoffe, das bedeutet, dass keine vermehrungsfähigen Erreger enthalten sind.
Für gesunde Kinder zwischen 2 und 17 Jahren existiert ein Lebendimpfstoff, der in Form eines Nasensprays (Fluenz®) appliziert wird.
Für Personen ab 60 Jahren stehen ein Hochdosisimpfstoff (Efluelda®) und für alle ab 50 Jahren ein in der Immunstimulation optimierter Impfstoff (Fluad®) zur Verfügung.