Husten: Welche Arten gibt es und was hilft?

Husten hat viele verschiedene Gesichter. Man teilt ihn daher in unterschiedliche Kategorien ein: Husten mit und ohne Auswurf sowie aufgrund der Dauer in eine akute, subakute oder chronische Form.
Ziel ist es, den potenziellen Auslöser des Hustens herauszufinden. Husten zählt nicht als eigenständige Krankheit, sondern ist vielmehr ein Symptom einer vorliegenden Grunderkrankung.
Reizhusten oder produktiver Husten: Worin liegt der Unterschied?
Husten tritt häufig als lästiges Symptom einer Erkältung auf. Zu Beginn äußert er sich oft als trockener, bellender und quälender Reizhusten, bei dem jedoch kein Sekret abgehustet wird. Dieser Husten entsteht durch Reizung der Atemwege und betrifft vor allem Rachen und Bronchien.
Betroffene beschreiben den Husten auch als unproduktiv, mit einem unangenehmen Kribbeln und Kratzen im Hals oder einem Brennen hinter dem Brustbein. In den meisten Fällen werden die Beschwerden nachts schlimmer, wodurch das Ein- und Durchschlafen erschwert ist.
Im Verlauf der Erkältung geht der Husten dann in einen produktiven über. Das heißt, beim Husten wird reichlich zäher Schleim aus den Atemwegen herausbefördert. Die Schleimproduktion stellt eine direkte Reaktion auf die Reizung der Atemwege dar, welche durch die Krankheitserreger hervorgerufen wird. Durch den Abtransport des infektiösen Sekrets entfernt der Körper diese und wirkt so einer weiteren Vermehrung entgegen. In diesem Stadium löst der Schleim selbst den Hustenreiz aus, um den Auswurf anzukurbeln.
Produktiver Husten tritt meist bei folgenden Erkrankungen auf:
- Infektion der Atemwege z. B. durch Viren oder Bakterien
- Lungenentzündung
- Bronchitis
- Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD
Es kann vorkommen, dass gegen Ende der Erkältung erneut ein trockener Husten auftritt. Ursachen sind eine anhaltende Reizung bzw. Entzündung der Schleimhäute, die noch nicht vollständig abgeheilt ist. Außerdem sind die Hustenrezeptoren nach einem durchgemachten Infekt besonders empfindlich und aufgrund verschiedener Ursachen (z. B. Temperaturschwankungen, trockene Außenluft, bestimmte Nahrungsmittel, langes Sprechen) leicht reizbar.
Gut zu wissen: Husten ist ein natürlicher Reflex
Husten dient in erster Linie dem Schutz des Körpers gegen störende Fremdkörperpartikel oder Schleim in der Lunge. Er tritt verstärkt auf, wenn die mucociliäre Clearance als Reinigungsmechanismus nicht mehr ausreicht.
Der Hustenreflex wird durch Reize auf die Hustenrezeptoren ausgelöst. Die Signale der Hustenrezeptoren werden über Nervenbahnen ins Hustenzentrum weitergeleitet und dort verarbeitet.
Husten: Akut oder chronisch?
Um Betroffene mit Husten richtig beraten zu können, ist es wichtig, zwischen einem akuten und einem chronischen Husten zu unterscheiden: Lediglich der akute Husten, der eine Dauer von maximal acht Wochen hat, kann im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Dauert ein Husten länger als acht Wochen, spricht man von chronischem Husten.
Man unterteilt die akute Phase abhängig von der Hustendauer nochmals in akut (bis zu drei Wochen) und subakut (drei bis acht Wochen). Akuter Husten tritt meist als Begleitsymptom einer viralen oder bakteriellen Infektion auf und klingt in der Regel nach zwei bis drei Wochen wieder ab.
Ein weiteres Beispiel für einen akuten Husten ist ein kurzzeitiger Kontakt mit einem Hund bei einer bestehenden Tierhaarallergie. Im Vergleich dazu kann eine durchgängige Allergenexposition mit Pollen während der Allergiehochsaison einen subakuten Husten verursachen.
In beiden Fällen sollte eine symptomatische Therapie im Rahmen der Selbstmedikation für maximal vier Wochen erfolgen.
Gut zu wissen: Grenzen der Selbstmedikation
- hartnäckiger Husten, der sich nach zwei bis drei Wochen nicht bessert
- Atemnot
- Schmerzen beim Atmen
- Brustschmerzen
- auffällige Atemgeräusche wie Keuchen oder Pfeifen
- Fieber (> 39 °C)
- eitriger oder blutiger Auswurf
- Husten, der vorrangig nachts auftritt
- Husten bei Schwangeren
- gehäuft auftretender Husten bei Kindern bzw. quälender Husten bei Kindern unter zwei Jahren
Ursachen für einen chronischen Husten
Ein chronischer Husten muss immer ärztlich abgeklärt werden, um die Ursache herauszufinden. Möglicher Auslöser kann neben Tuberkulose, einem Bronchialkarzinom, COPD, Asthma oder einer chronischen Herzerkrankung auch eine vorangegangene Infektion mit SARS-COV-2 sein.
Ebenso können der krankhafte Rückfluss von Magensäure (gastroösophageale Refluxkrankheit, GERD), ein Fremdkörperpartikel in der Luftröhre bzw. in den Bronchien oder eine Lungenembolie Grund für einen chronischen Husten sein. Auch bei der Einnahme bestimmter Arzneimittel kann ein Husten als Nebenwirkung auftreten, z. B. bei Blutdrucksenkern aus der Gruppe der ACE-Hemmer (z. B. Ramipril).
Der Arzt führt neben einem Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung auch in bestimmten Fällen eine personenindividuelle Diagnostik durch, da der chronische Husten viele verschiedene Ursachen haben kann.
Es gibt auch Betroffene mit chronischem Husten, bei denen gar keine Ursache feststellbar ist. Das kommt gar nicht so selten vor und betrifft sehr häufig Frauen nach der Menopause. Man bezeichnet diese Form als idiopathischen Husten. Als möglicher Grund wird eine Überempfindlichkeit der Hustenrezeptoren diskutiert.
Husten stoppen oder Abhusten fördern?
Die Auswahl eines geeigneten Medikamentes im Rahmen der Selbstmedikation erfolgt auf Grundlage der Art des Hustens: Handelt es sich um einen Reizhusten, wird ein Antitussivum, also ein Arzneimittel, das den Hustenreiz unterdrückt, eingesetzt. Bei produktivem Husten werden hingegen Expektoranzien bevorzugt, die das zähflüssige Sekret lösen und das Abhusten erleichtern.
Eine Kombination aus Antitussivum und Expektorans ist in Ausnahmefällen denkbar, wenn der Husten zwar eigentlich produktiv ist, die Betroffenen jedoch nachts so sehr quält, dass sie nicht zur Ruhe kommen. In diesem Fall sollte das Expektorans tagsüber (letzte Einnahme erfolgt am Nachmittag) und das Antitussivum zur Nacht angewendet werden, um einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen.
Diese Unterteilung ist insbesondere für die Auswahl eines passenden chemisch-synthetischen Präparats wichtig, da der falsche Einnahmezeitpunkt den Hustenreflex einschränkt und einen Sekretstau begünstigt.
Die Wirkungsweise von Phytopharmaka ist im Gegensatz dazu eher als immunmodulierend einzustufen und sie dürfen in allen Phasen des Hustens eingesetzt werden.
Chemische Antitussiva: Dextromethorphan mit guter Evidenz
Die Einnahme eines Antitussivums empfiehlt sich besonders dann, wenn der Husten nachts auftritt. Es sollte jedoch nur kurzzeitig angewendet werden. Als OTC-Arzneimittel bei Reizhusten stehen Produkte mit Dextromethorphan (z. B. Silomat® DMP, Wick® Husten-Sirup), Pentoxyverin (z. B. Silomat® Hustenstiller) oder Dropropizin (z. B. Larylin® Husten-Stiller) zur Verfügung, wobei Dextrometorphan die beste Evidenz aufweist.
Bei Medikamenten, die Dextromethorphan enthalten, sollte in der Beratung auf die Nebenwirkungen Schwindel und Müdigkeit hingewiesen werden, da diese die Fahrtauglichkeit beeinflussen können. Außerdem sollten mögliche Wechselwirkungen mit bestimmten Antidepressiva abgeklärt werden.
Expektoranzien erleichtern den Abtransport des Sekrets
Expektoranzien können dafür sorgen, dass mehr dünnflüssige Bronchialflüssigkeit freigesetzt wird (Sekretolytika), die Viskosität des Schleims verringert (Mucolytika) bzw. die Bewegung der Zilien, die das Sekret aus den Atemwegen entfernen, verstärkt wird (Sekretomotorika).
Zu den chemischen Wirkstoffen gehören N-Acetylcystein (z. B. ACC® akut), Bromhexin (z. B. Bromhexin Hermes Arzneimittel®) und dessen Abbauprodukt Ambroxol (z. B. Mucosolvan®) sowie Guaifenesin (z. B. Fagusan®, WICK® Husten-Löser Sirup).
Acetylcystein ist ein Abkömmling der Aminosäure Cystein. Über seine freie SH-Gruppe kann es Disulfid-Brücken spalten, die das Gerüst des Bronchialsekrets zusammenhalten. Dadurch wird der zähe Schleim flüssiger und kann leichter abtransportiert bzw. abgehustet werden.
Auch Bromhexin bewirkt eine Verflüssigung des Bronchialschleims, zusätzlich regt es die Sekretproduktion und die Bewegung der Flimmerhärchen an. Ambroxol ist ein Abbauprodukt von Bromhexin, das besser verträglich ist als die Muttersubstanz, sodass es diese inzwischen weitgehend ersetzt hat.
Trotz großer Datenlage wird laut aktueller S3-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ aus 2021 die Evidenz der Wirksamkeit der chemisch-synthetischen Hustenlöser lediglich als schwach eingestuft.
Phytopharmaka: Für alle Phasen des Hustens geeignet
Als Phytopharmaka eignen sich vor allem Pflanzen mit Saponinen oder ätherischen Ölen. Saponine reizen bestimmte Nervenendigungen im Magen, wodurch in den Bronchien vermehrt Sekret produziert wird. Daneben können sie die Aktivität der Flimmerhärchen unterstützen und den Abtransport des Schleims fördern. Außerdem wirken Phytopharmaka beruhigend auf den Hustenreiz, ohne einen Sekretstau zu begünstigen.
Besonders gut erforscht sind Extrakte aus Efeublättern (z. B. Prospan®, Hedelix®), Plargoniumwurzel (z. B. Umckaloabo®) und Thymiankraut (z. B. Bronchipret® Thymian Pastillen, Bronchicum® Thymian Lutschtabletten), die auch in Kombination erhältlich sind (z. B. Bronchicum® Elixir mit Thymiankraut und Primelwurzel, Eucabal® Hustensaft mit Thymiankraut und Spitzwegerichblättern).
Thymiankraut enthält ätherisches Öl mit expektorierender, antibakterieller, reizlindernder und krampflösender Wirkung. Die Inhaltsstoffe stimulieren einerseits die Drüsenzellen zur Produktion von Sekret, andererseits fördern sie die Aktivität der Flimmerhärchen.
Auch Cineol (z. B. Soledum® Kapseln), der Hauptbestandteil aus Eukalyptusöl, wirkt schleimlösend und entzündungshemmend. Weitere Pflanzen, die ätherische Öle mit expektorierender bzw. reizlindernder Wirkung enthalten, sind Anis, Fenchel, Fichte, Kiefer sowie verschiedene Minzarten. Auch Malve (z. B. Klosterfrau® Bronchial-Husten-Sirup) und Spitzwegerich (z. B. Wala® Plantago Hustensaft, anthroposophisch) können eingesetzt werden.
Um den Hustenreiz zu lindern sind Lutschpastillen mit Isländisch Moos (z. B. Isla® Moos), Eibischwurzel (z. B. Phytohustil® Hustenreizstiller Pastillen) oder Primelwurzel (z. B. Ipalat®) besonders gut geeignet.
Bei Husten: Teemischungen als ergänzende Empfehlung
Teedrogen können die Hustenbeschwerden deutlich verbessern. Bei Reizhusten eignen sich Teemischungen aus Anis, Süßholzwurzel und Eibischblättern bzw. -wurzeln. So wird der Hustenreiz gelindert und eine Schleimhautentzündung der Atemwege verbessert. Bei produktivem Husten eignen sich hingegen Bitterer Fenchel, Spitzwegerichkraut, Süßholzwurzel und Thymian.
Für eine Tasse Tee (circa 150 ml) einen Esslöffel der Mischung mit kochendem Wasser übergießen und bedeckt für zehn Minuten ziehen lassen. Empfohlen wird mehrmals täglich eine Tasse Tee, die optimalerweise immer frisch zubereitet wird. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-013l_S3_akuter-und-chronischer-Husten_2022-01.pdf
- https://www.gelbe-liste.de/
- Wiesenauer M, PhytoPraxis, Springer Verlag, 6. Auflage, 2016