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Impfungen in Apotheken: Darauf ist zu achten

Seit 2020 dürfen erstmalig Impfungen in öffentlichen Apotheken durchgeführt werden. Dies gilt für Immunisierungen gegen SARS-CoV-2 für alle ab zwölf Jahren und Influenzaviren für alle ab 18 Jahren. Die Impfung gilt als apothekenübliche Dienstleistung und ist als Vorgang im QMS einer jeden Apotheke mit Impfangebot niedergeschrieben.
PTA spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, da sie bei den Vor- und Nachbereitungen sowie der Dokumentation wichtige Aufgaben übernehmen.
Impfen in der Apotheke: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Neben der Schulung zum Impfapotheker müssen auch weitere organisatorische und räumliche Voraussetzungen erfüllt sein, um Impfungen in der Apotheke anzubieten. Der Apotheker, der die Impfungen durchführt, muss Teil des Teams der Apotheke sein und ist für die Aufklärung, Anamnese, das Einholen der Einwilligung sowie das Setzen der Schutzimpfung verantwortlich. PTA übernehmen alle Aufgaben ringsherum, insofern eine interne Schulung erfolgt ist, die auch im QMS dokumentiert wurde.
Apotheken vergeben Termine zur Impfung
Viele Apotheken vereinbaren für die Impfung von Patienten einen individuellen Termin. Dies kann telefonisch oder persönlich erfolgen. Es lohnt sich besonders bei Corona-Impfungen, die häufig aus Mehrdosenbehältnissen aufgezogen werden, die Termine innerhalb eines Tages zu bündeln.
PTA übernehmen beispielsweise die Terminabsprache und händigen bei persönlichem Kontakt wichtige Dokumente zur Aufklärung aus.
Impfvorbereitung: Verbrauchsmaterialien auffüllen und Spritzen aufziehen
Die Impfungen erfolgen in den öffentlichen Apotheken in einem speziell dafür ausgelegten Raum, der vor jeder Impfung vorbereitet wird. Dieser sollte den Anforderungen des Hygieneplans entsprechen und über alle notwendigen Materialien verfügen, die während der Impfung griffbereit sein müssen.
PTA stellen im Voraus sicher, dass alle notwendigen Dinge in ausreichender Menge vorrätig sind bzw. rechtzeitig beim Großhandel oder Hersteller bestellt werden. Dazu gehören beispielsweise
- Einmalschutzkittel,
- Atemschutzmasken,
- Einmalhandschuhe,
- Desinfektionsmittel für Hände, Haut und Flächen,
- Zellstofftupfer,
- Pflaster sowie
- Kanülen und ggf. Spritzen.
Weiterhin sollte der Entsorgungsbehälter für Kanülen und anderes kontaminiertes Material überprüft und gegebenenfalls fachgerecht entsorgt und erneuert werden. Auch Materialien für die Dokumentation wie Stift, Stempel für den Impfausweis sowie die Dokumentationsbögen und Fachinformationen sollten bereitgelegt werden.
Unmittelbar vor der Impfung dürfen geschulte PTA die Spritzen vorbereiten und aus Mehrdosenbehältnissen aufziehen.
Vor der Impfung: Anamnese und Aufklärung über Impfreaktionen
Unmittelbar vor der Durchführung einer Schutzimpfung wird der Kunde im Rahmen eines Aufklärungsgesprächs mündlichen über den Nutzen der Impfung und die zu verhütende Krankheit informiert, welcher Impfstoff verwendet wird und das eine Impfung beispielsweise gegen SARS-CoV-2 und Influenza zusammen möglich ist. Ebenso wird auf mögliche Nebenwirkungen, Komplikationen und Kontraindikationen einer Impfung aufmerksam gemacht.
Dazu wird ein Anamnesebogen ausgefüllt, der u. a. folgende Angaben enthält:
- Geburtsdatum
- Allergien
- Sind bereits ungewöhnliche Impfreaktionen in der Vergangenheit aufgetreten?
- Liegt eine chronische Erkrankung oder Immunschwäche vor?
- Liegt eine Blutgerinnungsstörung vor oder werden Blutverdünner eingenommen?
- Besteht eine Schwangerschaft?
- Ist der Kunde akut schwer erkrankt und hat Fieber?
- Ist in den folgenden drei Tagen eine Operation geplant?
Zusatz bei SARS-CoV-2:
- Ist bereits eine Impfung erfolgt?
- Wenn ja: Wann und mit welchem Impfstoff?
- Hat der Kunde in den letzten 14 Tagen bereits eine Impfung erhalten?
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, stimmt der Kunde mit seiner Unterschrift auf der Einwilligungserklärung der Impfung zu.
Im Anschluss werden noch Empfehlungen und Verhaltensmaßnahmen nach erfolgter Schutzimpfung ausgesprochen (s. u.).
Gut zu wissen: Wann besteht ein Impfausschluss in der Apotheke?
Unabhängig vom Impfstoff sollten Kunden, die
- schwanger sind,
- an einer komplexen chronischen Erkrankung leiden,
- in wenigen Tagen einen operativen Eingriff haben oder
- eine schwere akute Infektion aufweisen,
nicht in der Apotheke geimpft werden.
Außerdem spielen Impfstoff-bezogene Kontraindikationen eine Rolle, sowie die Verträglichkeit von Impfungen in der Vergangenheit.
Nachbereitung: Dokumentation der Impfung
Nach der Durchführung einer Schutzimpfung übernehmen PTA die Datenübertragung im Apothekenportal, welche dann in regelmäßigen Abständen an das Robert Koch-Institut übermittelt werden. Eingetragen werden Informationen wie
- Impfstoffcharge,
- Kundenname,
- Krankenkasse,
- Versichertennummer,
- Anschrift,
- Geschlecht,
- Alter und
- bei SARS-COV-2 die Anzahl der Impfung.
Die Aufzeichnungen müssen zehn Jahre in der Apotheke aufbewahrt werden.
Nach erfolgter Impfung kümmern sich PTA um die Ausfertigung einer Kopie der Aufklärungsunterlagen für den Kunden. Anschließend ist der Raum zu säubern und desinfizieren, bevor der nächste Termin zum Impfen ansteht.
Nach der Impfung: Auf mögliche Impfreaktionen achten
Nach der Durchführung einer Schutzimpfung sollte der Kunde für weitere fünfzehn Minuten in der Apotheke verbleiben, um mögliche Impfreaktionen abzuwarten. Bei Schwindel oder Unwohlsein sollte sich der Patient hinlegen und ggf. Notfallmaßnahmen eingeleitet werden. Schwere Impfkomplikationen können Überempfindlichkeitsreaktionen oder Anaphylaxie sein, welche aber sehr selten auftreten.
Impfreaktionen sind typische Nebenwirkungen einer Immunisierung, die meist innerhalb von zwei Tagen auftreten und nicht länger als drei Tage anhalten. Ältere Personen sind statistisch seltener davon betroffen als jüngere. Je nach individueller Situation und Impfstoff können Reaktionen wie
- Schmerzen an der Einstichstelle,
- Müdigkeit,
- Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen,
- Schüttelfrost und Fieber,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Lymphknotenschwellung in der Achselhöhle,
- Rötung an der Einstichstelle sowie
- Hautausschlag
auftreten.
Bei Impfreaktionen: Schmerzmittel, Kühlkompressen & topische Zubereitungen
Während bei schweren Impfkomplikationen ein Arzt aufgesucht werden muss, können Impfreaktionen meist im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Bei Schmerzen oder Fieber nach einer Impfung können schmerzlindernde bzw. fiebersenkende Arzneimittel wie z. B. Ibuprofen oder Paracetamol empfohlen werden.
Treten Schwellungen und/oder Rötungen an der Einstichstelle auf, können Kühlkompressen die Beschwerden lindern. Bei Ausschlägen werden juckreizlindernde und entzündungshemmende topische Zubereitungen je nach Erscheinungsbild angewendet.
Nach einer Impfung intensiven Sport und Alkohol meiden
Am Tag der Impfung sollte auf das Trinken von Alkohol verzichtet werden. Schwimmen, Duschen und Baden stellen nach einer Impfung kein Problem dar, wohingegen ein heißer Saunagang den Kreislauf nach einer Impfung zusätzlich belasten kann.
In den drei bis vier Tagen nach einer Impfung sollte auch auf starke körperliche Belastung verzichtet werden, da sich Impfreaktionen verstärken können. Dazu zählen intensive Sporteinheiten oder anstrengende Tätigkeiten im Haushalt. Quellen:
- https://www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/Praktische_Hilfen/Leitlinien/Schutzimpfungen/LL_Schutzimpfungen_Apotheke.pdf
- https://www.abda.de/fuer-apotheker/schutzimpfungen/schutzimpfungen-in-apotheken/
- https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Impfthemen-A-Z/impfthemen-a-z-node.html
Europäische Impfwoche 2025
Jedes Jahr in der letzten Aprilwoche begeht die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Europäische Impfwoche. Damit soll auf die Bedeutung von Impfmaßnahmen für die Prävention von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben aufmerksam gemacht werden.
Dieses Jahr wird mit dem Motto: „Impfungen für alle sind menschlich möglich“ auf die Notwendigkeit der gleichmäßigen Durchimpfung hingewiesen.
Auf PTAheute.de möchten wir diese Aktion mit ausgewählten Beiträgen unterstützen. Sie erhalten Informationen zu den Impfungen gegen FSME, Tetanus, Dengue-Fieber und Tollwut. Außerdem erklären wir, was mRNA-Impfstoffe und was Lebendimpfstoffe sind und geben Hinweise, worauf bei Impfungen in der Apotheke zu achten ist.