Husten in der Schwangerschaft: Was hilft?

Husten ist ein lästiges Erkältungssymptom. Vor allem in der Schwangerschaft leiden Betroffene besonders unter den Beschwerden, die meist in Zusammenhang mit einem grippalen Infekt auftreten.
Leichter Husten mit bekannter Ursache, der erst seit kurzem besteht, kann im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Außerdem haben sich zahlreiche nichtmedikamentöse Maßnahmen bewährt, durch welche eine schnelle Symptombesserung erzielt werden kann.
Fall für die Selbstmedikation: Husten als Symptom eines grippalen Infektes
Husten ist keine eigenständige Krankheit, sondern viel mehr ein Symptom, welches als Folge verschiedener Ursachen auftritt. Neben einem grippalen Infekt, der meist durch Viren verursacht wird, können auch Umweltreize, Sodbrennen, Stress oder einige Medikamente (z. B. ACE-Hemmer wie Ramipril oder Lisinopril) für den Husten verantwortlich sein.
Husten, der erst seit kurzem besteht und den Alltag nur mäßig beeinträchtigt, kann im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden.
Schwangere, bei denen sich die Beschwerden plötzlich verschlechtern, die an Fieber leiden und deren Alltag stark beeinträchtigt ist, sollten immer an einen Arzt verwiesen werden.
Gut zu wissen: Was ist ein schwangerschaftsbedingter Reizhusten?
Wenn im Beratungsgespräch keine Ursache für den Husten festgestellt werden kann, könnte ein schwangerschaftsbedingter Reizhusten vorliegen. Dieser tritt meist als Folge eines Infektes in den letzten Wochen der Schwangerschaft auf und verläuft sehr langwierig.
Die Ursache dafür, ist der immer größer werdende Fötus, der Druck auf die Lunge und das Zwerchfell ausübt.
Häufige Hustenattacken können das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen, weshalb in diesem Fall eine Untersuchung und Behandlung beim Gynäkologen erfolgen muss.
Reizhusten oder produktiver Husten: Welche Unterschiede gibt es?
Unter einem Reizhusten versteht man einen trockenen Husten ohne Schleimbildung, der häufig anfallsartig und zu Beginn einer Erkältung auftritt. Die Kunden beschreiben Symptome wie ein Kitzelgefühl im Rachen, gereizte Schleimhäute oder auch ein Brennen hinter dem Brustbein.
Bei einem produktiven Husten bildet sich hingegen schleimiges, infektiöses Sekret, welches meist erst im Verlauf einer Erkältung auftritt. Durch wiederholtes Abhusten werden Krankheitserreger aus dem Körper entfernt.
Im Alltag ist es schwierig beide Phasen des Hustens voneinander zu trennen, da der Übergang oft fließend verläuft. Häufig kommt es vor, dass Kunden Symptome beschreiben, die beiden Kategorien zuzuordnen sind.
Chemische Hustenmittel immer zum richtigen Zeitpunkt dosieren
Eine Unterscheidung zwischen produktivem Husten und Reizhusten muss vor allem bei den chemisch-synthetischen Wirkstoffen stattfinden, da eine Behandlung mit dem falschen Medikament einen Sekretstau verursachen kann.
Verbleibt der infektiöse Schleim in der Lunge, haben Krankheitserreger optimale Wachstumsbedingungen, weshalb Komplikationen wie eine Bronchitis oder Lungenentzündung auftreten können. Dies sollte insbesondere in der Schwangerschaft unbedingt vermieden werden.
Gut zu wissen: Sind chemische Hustenstiller in der Schwangerschaft erlaubt?
Ein quälender Hustenreiz sollte immer nach Arztrücksprache und nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung mit einem chemischen Wirkstoff behandelt werden. In der Schwangerschaft geeignet ist beispielsweise der Wirkstoff Dextromethorphan (z. B. Wick® Husten-Sirup, Silomat® DMP) sowie das verschreibungspflichtige Codein.
Die Anwendung sollte immer so kurz wie möglich erfolgen und ist nur bei langwierigem quälenden Reizhusten in Erwägung zu ziehen.
Ein Hustenstiller sollte deshalb ausschließlich abends bzw. immer mit einem Mindestabstand von zwei Stunden zu einem chemischen Hustenlöser angewendet werden.
Phytopharmaka wirken im Gegensatz dazu eher immunmodulierend und eignen sich deshalb für alle Phasen des Hustens gleichermaßen.
Ambroxol: Bei produktivem Husten in der Schwangerschaft indiziert
Für die chemisch-synthetischen Schleimlöser Bromhexin, Ambroxol und Acetylcystein besteht eine sehr gute Studienlage für die Behandlung von produktivem Husten in der Schwangerschaft. Für Ambroxol (z. B. Mucosolvan®, Ambroxol-ratiopharm®), dem wirksamen Metaboliten des Bromhexins, liegen die meisten Daten vor, weshalb es den anderen beiden Vertretern überlegen ist. Der Wirkstoff macht das Bronchialsekret flüssiger, weshalb es leichter abgehustet bzw. abtransportiert werden kann.
Hustenlöser dieser Art sind immer dann sinnvoll, wenn die Schwangere bereits verschiedene nichtmedikamentöse Maßnahmen ausprobiert und bereits Rücksprache mit dem Arzt gehalten hat.
PTA sollten vor der Abgabe die Herstellerangaben in den jeweiligen Produkten beachten. Die Präparate sollten keinen Alkohol enthalten und so niedrig wie möglich dosiert werden.
Thymian: Trotz Unbedenklichkeit keine Zulassung in der Schwangerschaft
Phytopharmaka sind in der Regel seit vielen Jahren erprobt. Da aufgrund der Gesetzeslage jeder Extrakt als „neuartig“ betrachtet wird, finden sich nur wenige Langzeituntersuchungen und Empfehlungen für pflanzliche Arzneimittel in der Schwangerschaft.
Dies trifft beispielsweise auf Thymianextrakt zu, der bereits seit über 4.000 Jahren traditionell bei Husten angewendet wird. Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes oder embryotoxisches Potenzial vor, weshalb der Einsatz in allen Phasen der Schwangerschaft als unbedenklich einzustufen ist.
Dennoch gibt es aufgrund umständlicher Bewertungskriterien keine zugelassenen Präparate für diese Indikation auf dem deutschen Markt. Das macht die Beratung besonders schwer, da die Angaben in der Gebrauchsanweisung trotz umfassender Aufklärung verunsichern können.
Thymian enthält viele ätherische Öle, wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, hustenreizlindernd und antibakteriell. Außerdem hilft er dabei, den Schleim besser nach draußen zu befördern. Vor allem Lutschpastillen mit Thymian helfen einem Hustenreiz entgegenzuwirken und gleichzeitig den Schleim flüssig zu halten.
Auf den Einsatz von Eibisch- und Efeuextrakten sollte aufgrund gleicher Problematik innerhalb der Schwangerschaft verzichtet werden.
Cineol und Myrtol sind in der Schwangerschaft geeignet
Präparate mit Cineol, dem Hauptwirkstoff des Eukalyptusöls, können kurzzeitig in allen Phasen der Schwangerschaft in der Selbstmedikation angewendet werden. Cineol wird rasch über die Haut und Schleimhäute aufgenommen und wirkt schleimlösend, entzündungshemmend sowie leicht spasmolytisch. Sinnvoll ist aus diesem Grund der Einsatz als orale Therapie, als Inhalation und auch als Einreibung.
Bei der Produktauswahl sollte immer auf die Herstellerangaben geachtet werden, da nicht immer eine Anwendung in der Schwangerschaft empfohlen wird. Beispielsweise können Soledum® Balsam und Soledum® Kapseln nach Rücksprache mit dem Arzt abgegeben werden. Die Weichkapseln Cineol Pohl 300 mg von Pohl-Boskamp können direkt in der Selbstmedikation empfohlen werden, da laut Gebrauchsanweisung „keine Bedenken beim Einsatz in der Schwangerschaft“ bestehen. Aus Sicherheitsgründen sollte auf eine Anwendung im ersten Trimenon verzichtet werden.
Der standardisierte Myrtol-Extrakt aus GeloMyrtol® enthält eine Mischung verschiedener ätherischer Öle (Organgenschalen, Eukalyptus, Zitrone, Myrthe) und kann ebenso nach vorheriger Arztrücksprache in der Schwangerschaft verwendet werden. Außerdem ist Wala® Plantago Hustensaft, ein anthroposophisches Mittel, für die Behandlung in der Selbstmedikation geeignet.
Lutschpastillen: Isländisch Moos, Emser Salz und Primelwurzel sinnvoll
Reizhusten kann im Rahmen der Selbstmedikation mit verschiedenen Lutschpastillen behandelt werden. Diese beruhigen die gereizten Schleimhäute und werden mehrmals täglich angewendet.
Dazu gehören Pastillen mit Isländisch Moos (z. B. Isla® Moos, Isla® Ingwer, Isla® med), Primelwurzel (z. B. Ipalat®), Emser Salz (z. B. Emser Pastillen® ohne Menthol) sowie Hyaluronsäure (z.B. GeloRevoice®).
Was können PTA Schwangeren zusätzlich empfehlen?
Ergänzend können PTA den Schwangeren geeignete Teemischungen bzw. einzelne Teedrogen empfehlen. Bewährt haben sich beispielsweise Holunderblüten, Ingwerwurzelstock, Lindenblüten, Thymiankraut und Spitzwegerichkraut.
Auf den Einsatz großer Mengen Salbei, Pfefferminze und Süßholzwurzel sollte in der Schwangerschaft jedoch verzichtet werden.
Auch das Inhalieren von Wasserdampf oder isotonischer Kochsalzlösung mit einem Vernebler tragen zur Verflüssigung des Hustensekrets bei. Der Zusatz kleiner Mengen ätherischer Öle (z. B. Thymianöl, Lavendelöl, Soledum® Balsam) eignet sich einerseits für die Wasserdampfinhalation und andererseits für ein wärmendes Vollbad, dies sollte in der Schwangerschaft allerdings nicht zu heiß ausfallen.
Zusätzlich sind lokale Wärmeanwendungen auf den Bronchien, beispielsweise mit einem Kirschkernkissen oder passenden Brustwickeln, zu empfehlen. Quellen:
- Abhau A, Selbstmedikation in Schwangerschaft und Stillzeit - Handbuch für die Beratung, Deutscher Apotheker Verlag, 2021, 1. Auflage
- https://www.embryotox.de/
- https://www.gelbe-liste.de/