Grippesaison 2024/25: Wie gut schützt die Impfung?
Wie gut eine Grippeimpfung gewirkt hat, kann das Robert Koch-Institut (RKI) erst nach Ende der betreffenden Grippesaison auswerten. Die Schutzwirkung variiert jährlich und liegt dem RKI zufolge zwischen 20 und 60 Prozent. Abhängig ist die Impfstoffwirksamkeit unter anderem vom Antigenmatch und den Virusveränderungen sowie vom Alter des Geimpften und einer möglichen Restimmunität.
Was jedoch möglich ist: Anhand von Daten der Südhalbkugel – wo die Influenzasaison bereits beendet ist – ist die Wirksamkeit der Grippeimpfung auf der Nordhalbkugel abzuschätzen. Das haben Wissenschaftler der US-amerikanischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention), den Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention, die dem RKI hierzulande entsprechen, getan und ihre Ergebnisse im „Morbidity and Mortality Weekly Report“"Interim Effectiveness Estimates of 2024 Southern Hemisphere Influenza Vaccines in Preventing Influenza-Associated Hospitalization"; Stand: 03.10.2024 jüngst veröffentlicht.
Grippe: Influenza A(H3N2) dominierte
Zwischen März und Juli 2024 erfassten die fünf südamerikanischen Länder Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay insgesamt 11.751 Menschen mit einer Grippe-assoziierten schweren akuten Atemwegserkrankung (SARI): Die Betroffenen litten an
- Husten,
- hatten mindestens 38 °C Fieber und
- einen positiven PCR-Test auf Grippe.
Mehr als die Hälfte (58,3 Prozent) der Patienten waren kleine Kinder, über 60 beziehungsweise 65 Jahre alt war jeder vierte Patient (27,2 Prozent). Die restlichen Grippekranken waren ältere Kinder oder bereits Vorerkrankte (Asthma, Diabetes, Fettleibigkeit, Hypertonie, Immunsuppression, kardiovaskuläre Erkrankung, Krebs).
Bei der absoluten Mehrheit der Influenzatests konnten die Wissenschaftler Influenza A nachweisen (98,6 Prozent) – wobei Influenza A(H3N2) klar dominierte: zwei Drittel Influenza A(H3N2) vs. ein Drittel Influenza A(H1N1) –, nur bei 0,7 Prozent war Influenza B, und hier der Subtyp Victoria, ursächlich für die Grippeinfektion.
Als geimpft galt, wer mindestens 14 Tage vor Symptombeginn eine Grippeimpfung erhalten hatte, damit war jeder fünfte Grippepatient geimpft (21,3 Prozent). Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay nutzten eibasierte trivalente Influenzavakzinen, ohne B-Yamagata-Komponente, wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. In Paraguay kamen noch Vierfachgrippeimpfstoffe zum Einsatz.
Weniger Krankenhauseinweisungen durch Grippeimpfung
Die Wissenschaftler bei den CDC kommen auf eine adjustierte Impfeffektivität von 34,5 Prozent, sodass die Grippeimpfstoffe etwa ein Drittel der grippebedingten Krankenhausaufenthalte in den für die Impfung vorrangig infrage kommenden Gruppen wirksam verhindern konnten, erklären die CDC.
Gegen den vorherrschenden Subtyp A(H3N2) schützte die Grippeimpfung zu 36,5 Prozent vor einer grippebedingten Krankenhausbehandlung, gegen den zweiten Influenza-A-Stamm (H1N1) zu 37,1 Prozent.
In früheren Grippesaisons lag die Schutzrate ähnlich: zwischen 34 und 53 Prozent für A(H3N2) und zwischen 18 und 56 Prozent für A(H1N1).
Grippeimpfstoff: Ähnliche Schutzwirkung auch hierzulande möglich
Die Grippeimpfstoffwirksamkeit der südlichen Hemisphäre sei „nicht unbedingt eine Vorhersage für die Impfeffektivität der nördlichen Hemisphäre“, erklären die Studienautoren. Sollten jedoch während der mittlerweile gestarteten Grippesaison auf der nördlichen Hemisphäre „ähnliche Influenzaviren vorherrschen“, könnten die Gesundheitsbehörden mit einem ähnlichen Schutzniveau gegen grippebedingte Krankenhauseinweisungen rechnen.
Um den lediglich moderaten Schutz zu verbessern, raten die Wissenschaftler der CDC, Patienten mit Verdacht auf oder Bestätigung einer Influenzainfektion so schnell wie möglich mit antiviralen Arzneimitteln zu behandeln.
Auch nichtmedikamentöse Maßnahmen erwähnen sie: Händewaschen und das Tragen von Masken könnten die Impfung „ergänzen“ und besser vor Grippe und ihren Komplikationen schützen.
Zur Erinnerung: Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Grippeimpfung für:
- alle Personen ab 60 Jahren,
- alle Schwangeren ab dem zweiten Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon,
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, neurologische Grundkrankheiten wie MS mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz),
- Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können.
Geimpft werden sollten im Rahmen eines erhöhten beruflichen Risikos außerdem
- Personen mit erhöhter Gefährdung (z. B. medizinisches Personal),
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr,
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.
Ebenso sollten Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln eine Grippeschutzimpfung erhalten. Die Impfung schützt zwar nicht vor der Vogelgrippe, aber es werden damit problematische Doppelinfektionen vermieden.