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Grippesaison 2024/25: Wie gut schützt die Impfung?

Arzt klebt Pflaster nach einer Impfung auf den Oberarm einer Frau
Eine Grippeimpfung kann meist schwere Influenzaverläufe und eine Krankenhausbehandlung verhindern. | Bild: Azeemud-Deen Jacobs/peopleimages.com / AdobeStock

Es gibt erste Daten dazu, wie gut die diesjährige Influenzaimpfung vor einer Grippeerkrankung schützt. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hat acht Studien aus 17 europäischen Ländern ausgewertet (Zeitraum: September 2024 bis Januar 2025) und im Journal „Eurosurveillance“Eurosurveillance: "Interim 2024/25 influenza vaccine effectiveness: eight European studies, September 2024 to January 2025",   veröffentlicht. Die Daten stammen aus fünf Ein-Land- und drei Mehr-Länder-Studien und berücksichtigen sowohl die Primärversorgung als auch den Krankenhausbereich. 

Als geimpft galt, wer sich mindestens zwei Wochen vor Symptombeginn gegen Grippe hatte impfen lassen. Menschen mit Atemwegssymptomen, deren Impfung weniger als zwei Wochen zurückgelegen hatte, berücksichtigten die Studienautoren nicht. Denn: Der Körper braucht zehn bis 14 Tage, bis er nach einer Impfung den vollständigen Impfschutz aufgebaut hat.

Grippe: Influenza-A(H1N1)-Viren dominieren

In diesem Jahr dominiert Influenza A(H1N1) das Infektionsgeschehen, wobei dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge seit der 6. Kalenderwoche mehr Influenza-B- als A-Viren nachgewiesen werden. 

Insgesamt sind in Deutschland in dieser Grippesaison 264.382 Menschen labordiagnostisch bestätigt an Influenza erkrankt und damit deutlich mehr als im Vergleichszeitraum im letzten Grippewinter (176.940).

Ältere Menschen sind schlechter vor Grippe geschützt

Im ambulanten Setting lag die Schutzwirkung gegen Grippe (alle Stämme) zwischen 40 und 53 Prozent. Am niedrigsten war sie für ältere Menschen ab 65 Jahren. Im Krankenhausbereich wird der Grippeschutz mit 34 bis 52 Prozent angegeben.

Schutz vor Influenza A(H1N1) liegt zwischen 30 und 72 Prozent

Differenziert man weiter nach einzelnen Influenza-Stämmen, schützte die diesjährige Grippeimpfung zwischen 30 und 72 Prozent vor Influenza A(H1N1)pdm09 (Primärversorgung). Allerdings wirkte die Impfung bei Kindern und Senioren ab 65 Jahren am schlechtesten (12 % und -22 % laut EU-PC-Studie). 

Im Klinikbereich lag die Schutzwirkung gegen den dominierenden Influenza-A(H1N1)-Stamm zwischen 46 und 53 Prozent. Hier waren Senioren (38 % bis 45 %) schlechter geschützt als Kinder (52 % bis 61 %). 

Dennoch war etwa die Hälfte der Geimpften vor schweren Erkrankungen geschützt.

Warum schützte die Grippeimpfung schlechter als letztes Jahr?

Der diesjährige Grippeimpfstoff deckt den Influenza-Stamm A(H1N1) ab. Bereits im letzten Grippewinter herrschte dieser Stamm vor und der Grippeimpfstoff blieb bei diesem Antigen von der Saison 2023/24 auf 2024/25 unverändert. Dennoch ist die Schutzwirkung in diesem Jahr mit 28 bis 33 Prozent (alle Altersgruppen) niedriger als in der vergangenen Grippesaison (52 %). 

Möglicherweise kam es zu einem Immune Escape, wobei Antigenstudien an Frettchen zeigen, dass die zirkulierenden Viren von den Seren gut erkannt werden. Eine weitere Erklärung könnte die „Antigen-Distanz-Hypothese“ sein, laut der eine wiederholte Grippeimpfung mit der gleichen Impfstoffvariante die Impfwirksamkeit abschwächt, da alte Antikörper die Impfantigene abfangen, noch bevor diese neue Antikörper induzieren können. 

Wahrscheinlicher ist den ECDC-Autoren zufolge jedoch, dass die kleine Stichprobengröße das Ergebnis beeinflusst haben könnte.

Nur wenige Infektionen mit Influenza-A(H3N2)-Viren

Wer sich in dieser Grippesaison gegen Influenza impfen ließ, hatten einen 29- bis 47- beziehungsweise 31- bis 49- prozentigen Schutz (ambulanter und klinischer Bereich) vor dem Stamm Influenza A(H3N2). Allerdings zirkulieren nur wenige Influenza A(H3N2)-Viren in Europa, sodass die Impfeffektivitäts-Schätzung mit großen Unsicherheiten einhergeht. 

Auffallend ist auch, dass die Impfwirksamkeit gegen diesen Grippe-Stamm hierzulande geringer zu sein scheint als in Kanada – vorläufige Daten proklamieren eine Impfeffektivität von 54 Prozent.

Grippeimpfung bietet guten Schutz vor Influenza B

Die derzeit zirkulierenden Influenza-B-Stämme (Victoria) stimmen gut mit dem Impfstoffvirus überein und eine Grippeimpfung sorgt für einen guten Schutz. Die Impfwirksamkeit ist dem ECDC zufolge stabil und ähnlich hoch wie in den vergangenen Grippewintern 2022/23 und 2023/24.

Insgesamt resümieren die Autoren des ECDC, dass die Grippeimpfung wirksam bleibt und zwischen einem Drittel und drei Vierteln der medizinisch behandelten Fälle verhindern konnte. Die Impfwirksamkeit gegen Influenza A(H1N1) war niedriger als im Jahr zuvor, die gegen Influenza A(H3N2) sei unsicher aufgrund der geringen Fallzahlen, wohingegen die Impfeffektivität gegen Influenza B stabil und vergleichbar gut wie in den Vorjahren war. Quellen:
- Rose Angela MC, Lucaccioni Héloïse et al. Interim 2024/25 influenza vaccine effectiveness: eight European studies, September 2024 to January 2025. EuroSurveill. 2025;30(7):pii=2500102. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2025.30.7.2500102
- Robert Koch-Institut: ARE-Wochenbericht KW 8/2025 | DOI: 10.25646/13018
- Robert Koch-Institut: ARE-Wochenbericht KW 8/2024 | DOI: 10.25646/11963
- Skowronski DM, Chambers C, De Serres G, Sabaiduc S, Winter AL, Dickinson JA, et al. Serial vaccination and the antigenic distance hypothesis: effects on influenza vaccine effectiveness during A(H3N2) epidemics in Canada, 2010-2011 to 2014-2015. J Infect Dis. 2017;215(7):1059-99. https://doi.org/10.1093/infdis/jix074 PMID: 28180277
- Separovic Lea, Zhan Yuping et al. Interim estimates of vaccine effectiveness against influenza A(H1N1)pdm09 and A(H3N2) during a delayed influenza season, Canada, 2024/25. Euro Surveill. 2025;30(4):pii=2500059. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2025.30.4.2500059