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Borkenflechte: Ursachen, Symptome und Behandlung

Junge mit Borkenflechte um den Mund
Ein gelblicher, krustiger Hautausschlag ist charakteristisch für Borkenflechte. | Bild: FotoHelin / AdobeStock

Unter einer Borkenflechte, die auch Impetigo contagiosa bezeichnet wird, versteht man eine ansteckende infektiöse Erkrankung der Haut, die durch Bakterien verursacht wird. 

Sie kommt in Deutschland sehr häufig vor und betrifft insbesondere Kinder und seltener Erwachsene mit einem geschwächten Immunsystem oder einer chronischen Hauterkrankung wie etwa Neurodermitis.

Wie kommt es zu einer Borkenflechte?

Eine Borkenflechte wird durch Streptokokken oder Staphylokokken verursacht. Diese sind Teil des natürlichen Haut- bzw. Schleimhautmikrobioms und führen im Normalfall nicht zu einer Infektion. Erst durch eine kleine Verletzung der Haut, einen Insektenstich oder die Neigung zu Ekzemen wird den Bakterien der Eintritt in die Haut ermöglicht.

Häufigster Erreger ist Streptococcus pyogenes, der zur Kategorie der A-Streptokokken zählt. Die natürliche Besiedlung der Schleimhäute mit S. pyogenes variiert von Mensch zu Mensch und ist abhängig vom Alter, der Klimazone und der Jahreszeit. 

In den kalten Monaten gehört das Bakterium in Deutschland durchaus zur normalen Schleimhautflora bei Kindern. Neben der Borkenflechte kann der Erreger auch Scharlach oder eine Infektion im Rachenbereich, wie beispielsweise eine Angina, verursachen. Eine gleichzeitige oder sekundäre Infektion mit Staphylococcus aureus ist möglich.

Typische Symptome einer Borkenflechte

Die Übertragung des Erregers erfolgt als Schmierinfektion von Mensch zu Mensch oder bei Kontakt mit kontaminierten Gegenständen. Die ersten Symptome treten nach circa ein bis drei Tagen sehr plötzlich auf und können sich schnell ausbreiten.

Zu dem charakteristischen Beschwerdebild gehören

  • roter Ausschlag im Mund- und Nasenbereich,
  • Juckreiz,
  • kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen,
  • gelbe, borkenartige Krusten,
  • Ausschlag an weiteren Körperstellen (meist Hals, Beine, Arme),
  • seltener große flächige Bläschen sowie
  • geschwollene Lymphknoten.

Die Betroffenen zeigen einen guten Allgemeinzustand und kein Fieber – es sei denn, die Infektion hat sich bereits auf tiefere Hautbereiche ausgebreitet, was eher selten vorkommt.

Gut zu wissen: Wie wird die Borkenflechte diagnostiziert?

Der behandelnde Arzt oder Kinderarzt kann die Diagnose meist direkt anhand des charakteristischen Beschwerdebildes stellen. In wenigen Fällen ist ein Abstrich sinnvoll, insbesondere dann, wenn die Symptome eher atypisch ausfallen oder ein erster Behandlungsversuch bereits gescheitert ist. 

Außerdem können mithilfe des Abstrichs andere Ursachen, wie eine Infektion mit Herpes-Viren oder ein nichtinfektiöses Ekzem, ausgeschlossen werden.

Borkenflechte ist hoch ansteckend

Impetigo contagiosa wird insbesondere unter Menschen, die sich zusammen auf engem Raum aufhalten, leicht übertragen. Aus diesem Grund erfolgt eine Ansteckung häufig in Einrichtungen wie Schulen oder Kindertagesstätten. 

Auch feucht-warme Bedingungen in Innenräumen fördern die Ausbreitung. Besonders kleinere Kinder stecken Gegenstände oder Spielzeuge gern in den Mund, weshalb hier die Ansteckungsgefahr deutlich erhöht ist.

Erkrankte können drei Wochen oder gar länger ansteckend sein. Ob die Borkenflechte harmlos und ohne Komplikationen verläuft, hängt davon ab, ob eine Therapie rechtzeitig eingeleitet wird. 

In seltenen Fällen kann der Erreger unbehandelt tiefere Hautschichten befallen, die Narbenbildung begünstigen und bei Personen mit einem stark geschwächten Immunsystem in das Blut gelangen. 

Letzteres kann zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen. Betroffene sollten deshalb in jedem Fall an einen Arzt verwiesen und über gründliche Hygienemaßnahmen aufgeklärt werden.

Gut zu wissen: Meldepflicht bei Borkenflechte?

Eine Meldepflicht besteht laut Infektionsschutzgesetz für die Borkenflechte nicht. Für die Leitung einer Einrichtung (Kindertagesstätte, Schule) besteht allerdings eine Benachrichtigungspflicht bei dem zuständigen Gesundheitsamt, sollte ein bestätigter Fall auftreten. Dies dient der Vorbeugung der Ausbreitung.

Wie wird eine Borkenflechte behandelt?

Nach einer zeitnahen Diagnosestellung und einer passenden Therapie heilt die Borkenflechte innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen komplett aus. Außerdem wird die Ansteckungsfähigkeit auf wenige Tage reduziert, was insbesondere für den Alltag in der Familie sehr wichtig ist. Die Therapie beugt zusätzlich einer Narbenbildung vor.

Eingesetzt werden desinfizierende Lösungen oder Cremes mit Povidon-Jod (z. B. Betaisodonna®), die optimalerweise als feuchte Umschläge auf die betroffenen Areale aufgebracht werden. In den meisten Fällen stellen antibiotische Salben oder Cremes mit dem verschreibungspflichtigen Wirkstoff Fusidinsäure (Fusicutan®, Fucidine®) eine sinnvolle Ergänzung dar.

Bewährt hat sich zudem eine „Fett-feucht-Behandlung“, bei welcher zuerst die antibiotische Salbe aufgetragen wird, um die Krusten aufzuweichen und die Bakterien zu behandeln. Anschließend wird ein feuchter Umschlag mit einer desinfizierenden Lösung aufgelegt, wodurch sich die Krusten nach und nach schonend entfernen lassen.

In schweren Fällen mit Mischinfektionen oder einem großflächigen Befall ist eine systemische Therapie mit einem oralen bzw. parenteralen Antibiotikum notwendig. Empfohlen wird eine Behandlung über zehn Tage mit Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin. Bei Kindern kann auch eine fünftägige Gabe mit einem Cephalosporin (z. B. Cefuroxim) erfolgen.

Borkenflechte: Strenge Hygienemaßnahmen verhindern die Ausbreitung

Neben der medikamentösen Behandlung sollten die Kunden auf die Wichtigkeit erhöhter Hygienemaßnahmen hingewiesen werden. Dazu zählen häufiges Händewaschen mit Seife, insbesondere vor dem Essen und vor dem Kontakt mit anderen Personen. 

Bettwäsche, Waschlappen und Handtücher sollten nicht gemeinschaftlich benutzt und regelmäßig bei mindestens 60 °C gewaschen werden. 

Betroffene sollten Handkontakt mit den infizierten Körperstellen vermeiden und auf kurze Fingernägel achten, um die Gefahr der Ausbreitung zu minimieren. 

Kinder dürfen erst dann wieder eine Betreuungseinrichtung besuchen, wenn die Erkrankung vollständig ausgeheilt ist. Literatur:
https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/borkenflechte-symptome-und-therapiemoeglichkeiten_a1c150ab-1df4-44b1-a9d0-6af324bffc0b.html
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Streptococcus_pyogenes.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Impetigo_contagiosa
Herdegen T, Medizin für Apotheker, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Auflage, 2019, S 439 - 440