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Zum Welt-Malaria-Tag am 25. April: Malaria wieder auf dem Vormarsch

Malaria-Mücke auf einem Zweig
Steigende Temperaturen und zunehmende Niederschläge könnten die Malaria-Mücke in Europa wieder heimisch machen. | Bild: IMAGO / NurPhoto

Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria. Die meisten Opfer gibt es in Afrika südlich der Sahara. Dort finden auch über 90 Prozent der jährlich weltweit rund 249 Millionen Malaria-Infektionen statt. Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 600.000 Menschen an der Infektionskrankheit – insbesondere Kinder sind davon betroffen.

Die WHO verweist darauf, dass Malaria insbesondere für schwangere Frauen gefährlich ist: „Eine Schwangerschaft verringert die Immunität einer Frau gegen Malaria, macht sie anfälliger für Infektionen und erhöht ihr Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes.“ Unbehandelt könne Malaria zu schwerer Blutarmut sowie zu Tod- und Frühgeburten führen.

Malaria-Infektion: Wieder mehr Neuinfektionen

Nach Jahren des Rückgangs meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2020 – im ersten Jahr der Corona-Pandemie – erstmalig wieder ein Plus an Neuinfektionen und einen deutlichen Anstieg der Malaria-Toten um zehn Prozent, erklärt der Infektionsepidemiologe Jürgen May, der das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg leitet. 

Sowohl die medikamentöse Prophylaxe als auch die Austeilung von „Bettnetzen war nicht so intensiv wie vorher“ und auch andere Maßnahmen, wie beispielsweise die Beseitigung von Mückenbrutplätzen wurde durch die Schutzregeln während der Corona-Pandemie vernachlässigt. Darüber hinaus fielen Impf-, Vorsorge- und Aufklärungsprogramme aus, um eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 durch größere Menschengruppen zu vermeiden. 

Im Jahr 2021 stagnierten die von der WHO registrierten Malariafälle auf dem Niveau von 2020 – sind jedoch 2022 erneut angestiegen. Vor der Pandemie starben rund 576.000 Menschen an der gefährlichen Variante Malaria tropica – 2022 waren es 608.000 Menschen. Die meisten davon waren Kinder unter fünf Jahren.

Die WHO strebt an, bis 2030 mindestens 35 Länder, in denen die Krankheit 2015 noch verbreitet war, für malariafrei zu erklären. Zurzeit sind es nach ihren Angaben zwölf. Darunter sind China 2021, Argentinien 2019 und Sri Lanka 2016.

Importierte Malaria-Fälle in Deutschland 

In früheren Zeiten war die Malaria auch in Europa und sogar stellenweise in Deutschland zu Hause. Im vergangenen Jahrhundert wurde sie hier ausgerottet. 

Die jährlich circa 1.000 gemeldeten Malariafälle in Deutschland stammen aus dem Ausland. Die meisten Infektionen werden im tropischen Afrika erworben, vor allem in Nigeria, Kamerun und Ghana. 

Welt-Malaria-Tag am 25. April

Unter dem Motto „Den Kampf gegen Malaria für eine gerechtere Welt beschleunigen.“ findet der diesjährige Welt-Malaria-Tag am 25. April statt. Im Jahr 2000 wurde der Aktionstag von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen.

Der Aktionstag soll auf das Ausmaß der Infektionskrankheit aufmerksam machen und die Notwendigkeit vielfältiger Bekämpfungsmaßnahmen unterstreichen. 

Mehr als drei Milliarden Menschen sind von Malaria bedroht. Zwischen den Jahren 2000 und 2019 konnten Erfolge in der Reduktion der Krankheit erzielt werden. Doch während der Corona-Pandemie kam es wieder zu einem Anstieg der Erkrankungsfälle.

So steckt man sich mit dem Malaria-Erreger an

Die Malaria – auch Sumpf- oder Wechselfieber genannt – wird von verschiedenen, infizierten Steckmückenarten der Gattung Anopheles übertragen. Erreger sind Einzeller der Gattung Plasmodium. Am gefährlichsten ist Plasmodium falciparum, das die Malaria tropica hervorruft. 

Nach einem infektiösen Stich gelangen die Plasmodien in die Blutbahn und von dort zunächst in die Leber. Dort vermehren sie sich, verlassen die Leber und befallen rote Blutkörperchen, in denen sie sich schnell und stark vermehren. Die befallenen Erythrozyten platzen und es kommt zu Fieberschüben, Gefäßverschlüssen und Gewebeschäden. 

Betroffene bekommen oft Fieber sowie Schüttelfrost und leiden an Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie starker Müdigkeit. Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu. Die meisten schwer betroffenen Menschen sterben ohne ärztliche Behandlung.

Welche Arten von Malaria gibt es?

Die unterschiedlichen Parasitenarten der Gattung Plasmodium lösen auch verschiedene Formen der Infektionskrankheit aus. Menschen können an 

  • Malaria tropica, 
  • Malaria tertiana oder 
  • Malaria quartana 

erkranken. Die Malaria tropica kommt am häufigsten vor und zählt zudem auch als die gefährlichste Form, die am schnellsten zu lebensbedrohlichen Verläufen führt.

Wer an Malaria erkrankt ist, ist nicht ansteckend. Denn eine direkte Infektion von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Resistenzen und Armut erschweren Malaria-Bekämpfung

Die krankheitsverursachenden Plasmodien bilden bereits gegen wichtige Medikamente wie etwa Artemisinin Resistenzen aus. Auch Anopheles-Mücken zeigen Resistenzen gegenüber Insektiziden.

Außerdem haben viele Menschen in armen Ländern kaum Zugang zu moderner Medizin und zu wirksamer Prävention wie imprägnierten Moskitonetzen. Die Infektionskrankheit ist deshalb so schwer unter Kontrolle zu bringen. 

Klimawandel könnte Malaria nach Europa bringen

Experten befürchten, dass die Malaria in Europa wieder heimisch werden könnte, auch in Deutschland. So profitiert die Anopheles-Mücke, von der es hierzulande einige Arten gibt, von den zu erwartenden wärmeren Frühlingstemperaturen und stärkeren Niederschlägen im Sommer und Herbst. 

Deutliche Zuwächse der Mückenpopulationen erwarten Forschende gegen Ende dieses Jahrhunderts vor allem in Süd- und Südosteuropa. An Parasiten-tragenden Reiserückkehrenden könnten sich die Mücken dann infizieren. 

Es wird erwartet, dass die Klimaerwärmung auch die Entwicklung der Plasmodien in den Mücken beschleunigt, sodass es zu einem funktionierenden Infektionszyklus hierzulande kommen könnte.

Gen-Mutationen schützen vor Malaria

Nicht alle Menschen sind gleich anfällig für eine Malaria. Insbesondere bestimmte genetische Erkrankungen bieten hier einen gewissen Vorteil. Bekanntestes Beispiel ist die Sichelzellanämie. 

Bei dieser Erbkrankheit liegt eine Mutation im Gen für den Blutfarbstoff Hämoglobin vor. Die Folge ist, dass die roten Blutkörperchen eine veränderte Form aufweisen: Sie sind spitz, hart und lang – ähnlich einer Sichel. 

Diese „Sichelzellen“ zerfallen schneller als normale Erythrozyten, wodurch es zur Anämie kommt. Außerdem verstopfen sie die Gefäße vieler Organe. Doch andererseits erkranken die Patienten aufgrund der Sichelzellen weniger stark an Malaria.  

„Bohnenkrankheit“ als Vorteil gegen Malaria

Auch eine andere genetische Erkrankung kommt in Malariaregionen vor: der x-chromosomal vererbte Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel. Dieser Enzymmangel führt unter bestimmten Umständen zum Zerfall roter Blutkörperchen. 

Ein klassischer Auslöser sind Dicke Bohnen (z. B. Ackerbohnen, Favabohnen). Sie enthalten die Favismus-Substanzen Vicin und Convicin. Dadurch kann es zu schwerer Anämie kommen. Betroffene sind aber etwas weniger empfänglich für Malaria-Infektionen.  

Eine bestimmte Genvariante für die Eiweißklasse der Glycophorine scheint ebenfalls einen Malariaschutz zu bieten. Glycophorine bilden die Rezeptoren auf den Erythrozyten, an denen die Malaria-Erreger andocken, um anschließend in die Zelle einzudringen.

Malaria auch künftig weiter vorbeugen

Zum Kampf gegen Malaria gehört vor allem, dass die Menschen möglichst unter Moskitonetzen schlafen, die mit Insektizid besprüht sind, langärmelige Kleidung tragen und Moskitonetze an Fenstern und Türen anbringen. 

Dafür ist Geld nötig, um das Material auch in abgelegene Gebiete zu bringen und die Menschen überall aufzuklären. Ebenso sei mehr Geld für die Entwicklung von Medikamenten nötig. Seit 2021 hat die WHO zwei Impfstoffe zertifiziert, die Malaria bei kleinen Kindern deutlich reduzieren. 

Ein Ende von Malaria wird eine Impfung zwar nicht bedeuten. Aber auch eine Reduktion der Malaria-Erkrankungen und der damit einhergehenden kindlichen Todesfälle oder auch eine Abmilderung der Verläufe wäre ein wichtiger Schritt für die globale Gesundheit und eine große Erleichterung für Familien in den Endemie-Gebieten. Quellen:
- Weltgesundheitsorganisation
- Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
- Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V.
- Friedrich-Loeffler-Institut
- Universität Augsburg
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG)
- tagesschau.de
- dpa
 

Zur Erinnerung: So lassen sich Mückenstiche vermeiden

  • Moskitonetze über Bett bzw. Kinderwagen anbringen.
  • Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen montieren.
  • Haut durch lange, helle und engmaschige Kleidung bedecken. 
    Übrigens: Bei tropischen Mücken scheint hell-dunkel gestreifte Kleidung besonders effektiv zu sein.
  • Vor Einbruch der Dämmerung duschen, um Schweiß zu entfernen.
  • Stehende Gewässer abends meiden.
  • Regentonnen und volle Gießkannen entleeren bzw. abdecken, um Ei-Ablage im Wasser zu verhindern.
  • Ventilatoren und Klimaanlagen sorgen für kühlere Temperaturen und Luftzirkulation. Beides kann dazu beitragen, Mücken fernzuhalten.
  • Repellentien (Anti-Mücken-Sprays) mit Icaridin (z. B. Anti Brumm® Kids Sensitive, Autan Defense® Long Protection, Care Plus® Anti-Insect Icaridin, NOBITE® Sensitive) oder DEET (Diethyltoluamid, z. B. Anti Brumm® Forte, Care Plus® DEET, NOBITE® Hautspray, Autan Defense® Extreme Protection). Sie überdecken den natürlichen Körpergeruch.
  • Möglicherweise hält auch der Duft mancher Pflanzen Mücken fern. Dazu sollen z. B. Tomaten, Eukalyptus, Katzenminze, Geranien, Lavendel, Zitronenmelisse, Basilikum, Rosmarin und Thymian zählen. 
    Fertige Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen sind z. B. Anti Brumm® Naturel, Autan Defense® Plant-Based, Care Plus® natural oder NOBITE® Haut Botanic.