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Sepsis bei Kindern: Warnzeichen erkennen

Kleinkind liegt kränkelnd auf dem Sofa, Hand der Mutter fasst die Stirn an
Anzeichen einer Sepsis bei Kindern können sein: hohes Fieber, fleckige Haut, schwere Atmung und schwere Weckbarkeit. | Bild: Tomsickova / Adobe Stock

Obwohl die Sepsis – oft auch Blutvergiftung genannt – weltweit zu den häufigsten Krankheiten zählt, ist sie gleichzeitig eine der am wenigsten bekannten. Gerade das ist gefährlich, denn eine Sepsis kann jeden treffen. Und dann kommt es auf schnelles Handeln an. 

Wie entsteht eine Sepsis?

Entgegen einer noch weit verbreiteten Meinung kann es nicht nur dann zu einer Sepsis kommen, wenn eine äußerlich sichtbare Wunde infiziert wird. Infektionserreger sind jedoch bei einer Sepsis immer im Spiel. 

Meist handelt es sich um Viren oder Bakterien, seltener um Pilze oder Parasiten. Ursachen können zum Beispiel Harnwegsinfektionen, Lungen- und Bauchfellentzündungen, Influenza oder auch COVID-19-Infektionen sein. 

Gelangen die Erreger oder ihre Toxine vom eigentlichen Entzündungsherd aus in den Blut- oder Lymphkreislauf, kann sich die Infektion auf den ganzen Organismus ausbreiten. Wenn die Sepsis nicht rechtzeitig antibiotisch behandelt wird, droht ein septischer Schock mit Multiorganversagen und Tod.  

Sepsis: Früh- und Neugeborene sind besonders gefährdet

Nach Angaben der Sepsis Stiftung erkranken etwa 230.000 Menschen in Deutschland jährlich an einer Sepsis – 85.000 davon versterben. Damit ist die Blutvergiftung eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. 

Unter den Todesopfern sind auch viele Kinder. In der Altersgruppe der 0–19-Jährigen ist eine Sepsis für über 11 % der Todesfälle verantwortlich bzw. mitbeteiligt. Insbesondere Früh- und Neugeborene sind besonders gefährdet. In Deutschland ist mit etwa 1.000 Sepsisfällen pro 100.000 Geburten zu rechnen. 

Bei Neugeborenen mit einem sehr geringen Geburtsgewicht ist eine Sepsis besonders häufig. Fast 18 % der Frühgeborenen entwickeln eine Sepsis, in 12 Prozent der Fälle verläuft sie tödlich.

Zur Erinnerung: Ab wann spricht man von Frühchen?

Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 38 bis 42 Wochen. Säuglinge, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, werden als Frühgeborene bzw. Frühchen bezeichnet. Der Großteil von ihnen wiegt bei der Geburt weniger als 2.500 Gramm. 

Frühchen können nur bedingt selbstständig atmen, trinken bzw. ihre Körpertemperatur regulieren. Daher müssen sie nach der Geburt häufig auf einer Frühgeborenenstation in einem Inkubator (Brutkasten) intensivmedizinisch versorgt werden. /vs

Kinder, die eine Sepsis überleben, können abhängig von der Schwere der Erkrankung längerfristig in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sein.

Risikofaktoren für eine Sepsis bei Kindern

Frühgeborene sind besonders anfällig für eine Sepsis, da ihr Immunsystem und ihr Mikrobiom noch nicht vollständig entwickelt sind und sie dadurch anfälliger für Infektionen sind. 

Bei Frühchen sind häufig invasive Maßnahmen wie beispielsweise das Anlegen eines Katheters oder eine künstliche Beatmung erforderlich, wodurch das Risiko für eine Infektion erhöht sein kann, was wiederum zu einer Sepsis führen kann.

Auch bei Neugeborenen kann sich innerhalb von 90 Tagen nach der Geburt eine Sepsis entwickeln (neonatale Sepsis). Tritt diese innerhalb von 3–7 Tagen nach der Geburt auf, wird sie als früh, und mehr als 3–7 Tage nach der Geburt als spät einsetzend bezeichnet.

Das Risiko für eine frühzeitige neonatale Sepsis ist erhöht, wenn

  • die Mutter eine Streptokokkeninfektion der Gruppe B während der Schwangerschaft hatte,
  • das Baby eine Frühgeburt ist sowie
  • die Fruchtblase mehr als 24 Stunden vor der Geburt des Babys platzt.

Die spät einsetzende neonatale Sepsis kann hingegen durch Bakterien, Viren oder Pilze (selten) verursacht werden. Am gefährlichsten für Säuglinge sind vor allem das Respiratorische Synzytialvirus (RSV), E. coli-Bakterien, Candida-Pilze und das Herpes-Simplex-Virus (HSV).

Sepsis – Auf welche Frühsymptome ist zu achten?

Eine neonatale Sepsis ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Körpertemperatur abnormal kalt oder fiebrig
  • schwere Atmung
  • Durchfall und/oder Erbrechen
  • verlangsamte Reaktion bzw. Bewegung
  • Schwierigkeiten beim Saugen
  • Krampfanfälle

Auch bei älteren Kindern und Erwachsenen kann eine unbehandelte Infektion, wie z. B. eine Ohr-, Lungen- oder Hirnhautentzündung, zu einer Sepsis führen – ebenso wie Infektionen von Schnittverletzungen, Schürf- bzw. Kratzwunden oder Insektenstichen.

Im Allgemeinen ist hier auf folgende Anzeichen zu achten:

  • hohes Fieber über 38 Grad
  • fleckige Haut
  • kalte Gliedmaßen
  • sehr schneller Herzschlag
  • Kurzatmigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • starkes Unwohlsein oder Schmerzen
  • Trägheit bzw. Wesensveränderung (schläfrig, apathisch)

Liegen zwei oder mehrere Symptome vor, besteht das Risiko einer Sepsis. Dann sollte unverzüglich ärztlicher Rat aufgesucht bzw. direkt in die Notaufnahme gegangen werden. 

Gut zu wissen: Interaktive Symptom-Checkliste

In einer interaktiven Sepsis-Checkliste können neben verschiedenen Symptomen auch Risikofaktoren, wie z. B. sehr hohes oder sehr geringes Alter, Schwangerschaft oder negativer Impfstatus, erfasst werden. Die Checkliste finden Sie unter sepsischeck.de.

Sepsis vorbeugen: Hände waschen, Wunden desinfizieren

Um einer Sepsis vorzubeugen, ist es vor allem wichtig, eine Infektion zu vermeiden. Durch regelmäßiges und gründliches Händewaschen lässt sich die Verbreitung von Keimen reduzieren. 

Auch kann durch regelmäßige Impfungen im Kindesalter, gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, einigen Krankheiten vorgebeugt werden. 

Sind Wunden vorhanden, sollten diese rechtzeitig und ordnungsgemäß desinfiziert werden. Tritt eine Infektion auf, muss diese so schnell und effektiv wie möglich behandelt werden. Quelle: Sepsis Stiftung