Streptokokken: Welche Krankheiten sind möglich?
Streptokokken sind kugelige Bakterien (Kokken), die sich in Paaren oder Ketten anordnen. Die Gattung Streptococcus wird in verschiedene Arten unterteilt. Entscheidend ist dafür das jeweilige Hämolyseverhalten auf bluthaltigem Nährboden. Medizinisch bedeutsam sind die β-hämolysierenden Streptokokken. Diese werden noch weiter in verschiedene Serogruppen (A bis T) aufgeteilt.
Der medizinisch bedeutsamste Vertreter der β-hämolysierenden Streptokokken ist die Art Streptococcus pyogenes, landläufig auch als „A-Streptokokken“ bezeichnet.
Streptokokken-Angina
Streptococcus pyogenes kann viele verschiedene Krankheitsbilder verursachen. Eines der besonders häufigen ist die eitrige Hals- und Mandelentzündung („Angina“, Tonsillopharyngitis). Diese Rachenentzündung kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein – von leichten Halsschmerzen bis zu starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden mit hohem Fieber, ausgeprägter Schleimhautschwellung im Rachenbereich und eitrigen Absonderungen. Eine Streptokokken-Angina entwickelt sich häufig im Rahmen einer Erkältung, wenn dadurch die Schleimhäute vorgeschädigt sind.
Scharlach: Rachenentzündung und Hautausschlag
Auch die Kinderkrankheit Scharlach wird durch Streptococcus pyogenes hervorgerufen. Beim Scharlach tritt meist ebenfalls zunächst eine Rachenentzündung auf, die gefolgt wird von einem charakteristischen, nichtjuckenden Exanthem. Es wird durch die Wirkung eines Toxins der A-Streptokokken hervorgerufen.
Der Ausschlag besteht aus kleinfleckigen Papeln. Beginnend in den Achseln und der Leistengegend breiten sie sich über den Körper aus – unter Aussparung von Handinnenflächen, Fußsohlen und Bereich um den Mund herum („periorale Blässe“). Ein weiteres typisches Scharlachsymptom ist die „Himbeerzunge“ (durch entzündete, vergrößerte Papillen leuchtend rote und geschwollene Zunge).
Der Hautausschlag verschwindet nach sechs bis neun Tagen. Die Haut schuppt sich daraufhin grob, vor allem an Handinnenflächen und Fußsohlen.
Streptokokken-Komplikationen möglich
Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion oder kontaminierte Gegenstände übertragen.
Behandelt wird antibiotisch, in der Regel mit Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin bzw. mit Cephalosporinen. Dann besteht bereits nach 24 Stunden keine Ansteckungsgefahr mehr. Andernfalls kann der Erkrankte bis zu drei Wochen lang ansteckend sein. Bei einer konsequenten Antibiotikatherapie ist auch die Gefahr möglicher Streptokokken-Komplikationen wie Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Lungenentzündung oder Hirnhautzentzündung geringer.
Streptokokken-Hautinfektion: Erysipel
Streptococcus pyogenes kann auch die Ursache für bestimmte bakterielle Hauterkrankungen sein. Hierzu gehört das vor allem bei Erwachsenen auftretende Erysipel (Wundrose). Es handelt sich dabei um eine akute Entzündung mit Rötung der oberen Hautschichten und eventuell Blasenbildung (bullöses Erysipel).
Eintrittspforte für die Keime sind Hautverletzungen, etwa Einrisse in den Zehenzwischenräumen, Wunden, Kratzspuren oder chronische Ekzeme. Begleitend zur Hautinfektion kann es zu hohem Fieber mit Schüttelfrost sowie schmerzhaft vergrößerten Lymphknoten kommen.
Gefährlich wird ein Erysipel vor allem im Gesicht, da die Streptokokken dann leicht auf die Hirnhäute übergreifen und eine Meningitis verursachen können. Neben einer antibiotischen Behandlung ist es wichtig, den betreffenden Körperabschnitt ruhigzustellen. Ist das Gesicht betroffen, gilt ein Sprechverbot.
Sehr ansteckend: Impetigo contagiosa
Eine weitere Hautinfektion, die durch A-Streptokokken verursacht werden kann, ist die Impetigo contagiosa (Grindflechte). Diese sehr ansteckende (kontagiöse) Erkrankung betrifft vor allem Kinder und ist häufig im Gesicht oder an den Beinen lokalisiert. Sie tritt zum Beispiel nach einer kleinen Verletzung oder einem Insektenstich auf. Es bilden sich Bläschen auf gerötetem Grund, die aufbrechen und verkrusten. Charakteristisch sind honiggelbe Krusten mit borkigen Belägen.
Mit Fieber ist die Grindflechte nicht verbunden. Sie ist aber bei Körperkontakt sehr ansteckend und breitet sich zudem durch Schmierinfektion leicht an andere Körperstellen aus. Therapeutisch ist meist eine lokale antibakterielle und desinfizierende Behandlung ausreichend. Feuchte Verbände erleichtern dabei das Ablösen der Krusten.
Zellulitis und Fasciitis
Zu weiteren möglichen Streptokokken-Infektionen von Haut und Weichteilgeweben gehört auch die Zellulitis – eine nichteitrige Entzündung des Subkutangewebes, besonders im Gesicht (nicht zu verwechseln mit der Cellulite!).
Streptokokken können auch eine Fasciitis necroticans hervorrufen. Hierbei handelt es sich um eine akute Entzündung der Faszien, bei der Muskulatur und subkutanes Fettgewebe zerstört werden können. Sie tritt zum Beispiel nach Verletzungen und durch Kontamination von Wunden auf.
Gefahr von Sepsis und anderen Folgen
Grundsätzlich besteht bei jeder lokalisierten Streptokokken-Infektion die Gefahr von generalisierten Infektionen. So kann das Einschwemmen der Erreger in die Blutbahn zu einer Sepsis führen. Außerdem ist es möglich, dass nach einer Streptokokken-Infektion Folgeerkrankungen auftreten. Gefürchtet sind vor allem das akute rheumatische Fieber (vor allem bei 3- bis 15-Jährigen) sowie die akute Glumerulonephritis (Nierenentzündung).