Titelbild: 9nong / AdobeStock
Sodbrennen: Welche Lebens- & Hausmittel helfen?

Sodbrennen kann im Alltag sehr belastend sein. Die typischen Symptome wie saures Aufstoßen, Schmerzen, Brennen und Heiserkeit treten auf, da Magensäure nach oben in die Speiseröhre gelangt und dort die Schleimhaut reizt.
Ursächlich ist eine Schwäche des Ösophagusspinkters, dem Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen, der den Übergang nicht mehr optimal verschließt. Sodbrennen stellt deshalb keine eigenständige Erkrankung dar, sondern gehört zu den Symptomen der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).
Normalerweise schafft es der Körper von selbst, die Magensäure vom Rückfluss in die Speiseröhre abzuhalten. Dafür sorgen zum einen der Ösophagussphinkter und zum anderen die ausgeglichenen Druckverhältnisse in der Bauchgegend sowie die spitze Mündung der Speiseröhre in den Magen.
Diese Schutzmechanismen können allerdings im Alltag durch verschiedene Einflüsse abgeschwächt werden, was letztendlich das Sodbrennen auslöst. Betroffene sollten demnach potenzielle Auslöser erkennen und diese so gut es geht meiden. Zusätzlich können Hausmittel dafür sorgen, akute Beschwerden abzumildern oder den Zeitraum bis zum Besuch in der Arztpraxis zu überbrücken.
Hausmittel können vorübergehend bei Sodbrennen verwendet werden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Sodbrennen mithilfe von Hausmitteln zu reduzieren. Allerdings sind sie Apothekenprodukten wie Antazida oder Protonenpumpenhemmern deutlich unterlegen, wobei beide Ansätze eine symptomatische Therapie darstellen.
Da Hausmittel nicht standardisiert sind, kann es sein, dass die Wirksamkeit unbedeutend gering ist oder auch überschießende Auswirkungen haben kann. Dabei spielt die Funktionsweise und Zusammensetzung der Magensäure eine entscheidende Rolle.
Gut zu wissen: Welchen pH-Wert hat die Magensäure?
Im nüchternen Zustand liegt der pH-Wert der Magensäure bei 1 bis 1,5, was ungefähr dem pH-Wert einer 0,5%-igen Salzsäurelösung entspricht. Durch die Nahrungsaufnahme steigt der pH-Wert vorübergehend auf einen Wert von 2 bis 5 an.
Jeden Tag werden bis zu 3 Liter Magensaft produziert, der neben Salzsäure und Wasser auch verschiedene Verdauungsenzyme enthält. Nach einer Mahlzeit wird die Produktion der Salzsäure wieder angekurbelt, wodurch der pH-Wert herabgesetzt wird. Die Art und Menge der aufgenommenen Nahrungsmittel spielt dabei eine wichtige Rolle.
Der saure pH-Wert ist für einen reibungslosen Verdauungsprozess, die Abtötung von Mikroorganismen und die Aufnahme von Mikronährstoffen essenziell.
Hausmittel gegen Sodbrennen: Flüssigkeit, Kaugummi & Quellmittel
Treten Symptome von Sodbrennen auf, kann mit einigen Hausmitteln die Magensäure verdünnt werden. Es ist sinnvoll, die tägliche Trinkmenge zu erhöhen. Dafür eignet sich stilles Wasser sowie beruhigende Teemischungen aus Kamillenblüten oder Melissenblättern.
Nicht geeignet sind kohlensäurehaltige Getränke, Früchtetees oder Pfefferminz, da dadurch gegenteilige Effekte verursacht werden. Der Verdünnungseffekt ist meist nur von kurzer Dauer, kann aber bei akuten Beschwerden schnell anschlagen.
Ergänzend kann der Speichelfluss durch das Kauen von Kaugummis oder das Lutschen von Bonbons angeregt werden.
Weiterhin sollten magensäurebindende Lebensmittel in den Speiseplan integriert werden. Dazu gehören natürliche Quellmittel wie Chia-, Leinsamen und Flohsamenschalen sowie stärkehaltige Lebensmittel wie Weißbrot, Kartoffeln bzw. Kartoffelwasser, Mandeln oder Haferflocken. Diese sollten gut gekaut werden, um den Effekt zu verstärken. Auch hier ist ein kurzer Effekt spürbar, wobei durch den Abtransport an Magensäure die Salzsäureproduktion wieder angeregt wird.
Natron: Auf Gefahr von Überdosierung achten!
Hinter dem Begriff Natron verbirgt sich Natriumhydrogencarbonat, welches auch als Speisesoda, Backsoda oder Kaiser-Natron in Pulverform erhältlich ist. Es handelt sich um einen stark basischen Stoff, der mit der Salzsäure im Magen interagiert. Bei dieser Reaktion entstehen Wasser, Kohlendioxid und Natriumchlorid, wodurch der pH-Wert abgepuffert und angehoben wird.
Natron neutralisiert den pH-Wert auf die gleiche Weise wie gängige Antazida aus der Apotheke. Bei der Einnahme von Natron kann es allerdings schnell zu Überdosierungen kommen.
Als Nebenwirkungen können Völlegefühl, Aufstoßen und Blähungen entstehen, wobei langfristig die Gefahr von Stoffwechselstörungen und Mineralstoffmangel zu bedenken ist. Weiterhin ist zu beachten, dass durch einen auch nur kurzzeitig erhöhten pH-Wert die Resorption verschiedener Arzneimittel (z. B. Blutdrucksenker, Glucocorticoide oder Antidepressiva) gestört wird. Hierbei ist auf einen Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden zu achten.
Alternativ eignet sich das traditionelle Arzneimittel Bullrich Salz® mit dem Wirkstoff Natriumhydrogencarbonat. Eine Tablette enthält 850 mg des Wirkstoffes, die maximale Tagesdosis liegt bei vier Tabletten bzw. 3.400 mg Natriumhydrogencarbonat.
Bei Sodbrennen: Kleinere Mahlzeiten, Normalgewicht und kein spätes Abendessen
Generell gilt, alles, was den Druck auf den Magen bzw. auf den Ösophagussphinkter erhöht, kann Sodbrennen auslösen. Eine üppige, schwer verdauliche Mahlzeit erhöht durch die übermäßige Magendehnung den Druck auf den Schließmuskel, weshalb es ratsam ist, im Anschluss einen ausgiebigen Spaziergang zu machen.
Auch ein anregender Kräutertee aus Kümmelfrüchten, Süßholzwurzel, Angelikawurzel und Melissenblättern kurbelt die Verdauung an.
Präventiv sollte Normalgewicht angestrebt werden, da Übergewicht den Druck auf den Magen erhöht und so einen wichtigen Risikofaktor für Sodbrennen darstellt.
Bei nächtlichen Beschwerden sollte die letzte Mahlzeit des Tages mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Außerdem werden Beschwerden gelindert, wenn mit einem leicht erhöhten Kopfteil geschlafen wird.
Auf welche Lebensmittel sollte bei Sodbrennen eher verzichtet werden?
Eine gesunde Lebensweise hat einen wichtigen Einfluss auf die Sodbrennen-Symptomatik. Auch wenn es keine spezielle Anti-Reflux-Diät gibt, sollten Nahrungsmittel, die individuell Beschwerden verursachen und generell als ungesund gelten, reduziert werden. Zu diesem Schluss kommen die Leitlinienautoren der aktuellen S2k-Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis“ aus 2022.
Fettige und zuckerreiche Lebensmittel wie beispielsweise Pommes, Chips, Butter, Speck, Avocado, Mayonnaise, Croissants, Vollmilchschokolade, Macadamianüsse, Eiscreme und Limonaden lösen häufig Sodbrennen aus, da die Magensäureproduktion angeregt wird. Dies geschieht auch bei säurehaltigen Nahrungsmitteln wie Limonade, Sprudelwasser, Zitrusfrüchten, Kiwis, Zwiebeln oder in Essig eingelegten Speisen.
Besser geeignet sind Ballaststoffe aus Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, Spargel, Spinat und Brokkoli. Sie werden sehr gut vertragen und beugen Sodbrennen langfristig vor. Auch fettarme, ungesüßte Milchprodukte sind sinnvoll.
Alkohol, Nikotin und Coffein sollten bei einer Reflux-Erkrankung stark eingeschränkt werden. Denn: Neben einer erhöhten Produktion an Magensäure wird zusätzlich die Entspannung des Ösophagussphinkters begünstigt.
Atemtraining hilft den Ösophagussphinkter zu stärken
Das Zwerchfelltraining stellt eine besondere Therapie von Sodbrennen dar. Durch eine gezielte Atemtechnik wird die Muskulatur des Zwerchfells gestärkt. Dieses liegt wie eine Schlinge um den Ösophagussphinkter herum und kann, wenn dieser nicht mehr richtig funktioniert, zusätzlich Druck von außen ausüben. So wird der Rückstrom von Magensäure in die Speiseröhre vermindert.
Empfohlen wird die Nasen-Zwerchfellatmung, bei der durch die Nase tief in den Bauch ein und durch die Nase wieder ausgeatmet wird. Die Nasenatmung bietet einen hohen Widerstand, der das Zwerchfell langfristig trainiert. Ergänzend kann ein Atemmuskeltrainer sinnvoll sein, der die Muskelkräftigung zusätzlich unterstützt. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-49-2017/das-stoesst-mir-sauer-auf
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-013l_S2k_Gastrooesophageale-Refluxkrankheit-eosinophile_Oesophagitis_2023-09.pdf
- https://www.springermedizin.de/gastrooesophageale-refluxkrankheit/entzuendungen-von-larynx-und-trachea/aktuelle-moeglichkeiten-und-herausforderungen-bei-der-therapie-d/24035382
- https://www.cardiopraxis.de/atemtechnik-und-atemmuskeltraining-des-zwerchfells-bei-sodbrennen-reflux-gerd/